Brilon. Niklas Frigger tritt als CDU-Kandidat an, um Bürgermeister in Brilon zu werden. Was er plant und was er über Amtsinhaber Christof Bartsch sagt.

Der große Esstisch, an dem Niklas Frigger sitzt und Kaffee trinkt, steht mitten im Wohnzimmer. Auf dem Boden liegt pinkes Babyspielzeug, verteilt zwischen dicken Kissen. Diesen Raum hat Greta, die kleine Tochter von Niklas Frigger, in Besitz genommen. Der Briloner Bürgermeisterkandidat deutet auf eine Fotoleinwand, die direkt neben der Eingangstür steht. „Das ist sie“, sagt er. Elf Monate alt. Am 14. September, einen Tag nach der Wahl, wird sie ein Jahr alt. „Wenn’s läuft, feiern wir rein“, sagt Niklas Frigger verschmitzt. Dann wird er kurz ernst. „Meine Frau und ich wollen unsere Tochter aus der politischen Arbeit und der Öffentlichkeit komplett heraushalten.“ Er reicht seinen Flyer über den Holztisch. Wenn man ihn aufschlägt, sieht man ein Bild von ihm und seiner Tochter – aufgenommen von hinten, die Kleine auf den Schultern ihres Papas. „Na ja, das Bild fand ich einfach zu schön“, sagt Niklas Frigger. Da ist er, Vaterstolz.

Das gängige Vorurteil gegen ihn: „Du bist so jung!“

Niklas Frigger redet nicht um den heißen Brei herum – und spricht von selbst das Vorurteil an, welches viele Briloner vielleicht gegen ihn hegen.

Zur Person

Niklas Frigger wurde 1990 geboren und ist als Drilling in Brilon aufgewachsen. Er hat zwei Schwestern und einen älteren Bruder.

Seit 2014 ist er im Schuldienst, heute Lehrer für Gesellschaftslehre und Deutsch an der Sekundarschule Bad Wünnenberg.

Er ist Schriftführer im geschäftsführenden Vorstand der St. Hubertus-Schützenbruderschaft 1417 Brilon sowie im Vorstand des Stadtschützenverbandes Brilon.

Jahrelang engagiert er sich in der Katholischen Kirche Brilon.

„Meine Frau war am Anfang skeptisch. Das erste, was sie gesagt hat, als ich ihr von meinen Plänen erzählt habe, war: Du bist so jung!“ Schnell habe er sie überzeugt. „Mein bester Freund sagte zu mir: Wir müssen nicht weiterreden, du hast dich schon entschieden.“ Eine Entscheidung, die er, wie er sagt, aus drei Gründen gefällt habe. Grund eins: „Es ist mir eine große Ehre, diese Möglichkeit zu bekommen.“ Grund zwei ist seine Tochter. „Ich möchte meiner Tochter und ihrer Generation eine lebenswerte Stadt erhalten.“ Grund drei liegt in seinem Beruf. Er arbeitet als Lehrer in Bad Wünnenberg. Klasse 7 und 8. „Ich fordere von meinen Schülern, dass sie sich politisch einbringen. Wenn ich mich an diese Worte erinnere, dann muss ich ehrlich zu mir sein und darf meine Möglichkeiten jetzt nicht liegen lassen.“

Coachings und Seminare zur Vorbereitung

Niklas Frigger ist 1990 geboren. War vor seiner Entscheidung, als Herausforderer die politische Bühne Brilons zu betreten, nicht politisch aktiv. Fehlende Erfahrung – ein Nachteil? „Ich habe mich gut vorbereitet. Ich habe Coachings und Seminare mitgemacht, in denen ich mir beispielsweise verwaltungsrechtliches angeeignet habe“, erklärt er selbstbewusst. Manches werde er sich erst im Amt erarbeiten, sagt er. Trotzdem, seine Lösungsansätze für die großen Probleme, die derzeit in Brilon gewälzt werden, sind konkret.

Aufforsten? Abholzen? Und welche Baumart eigentlich?

Dazu gehört der Wald, in dem der Borkenkäfer irreparablen Schaden hinterlässt. „Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, kurzfristig wieder eine schwarze Null zu schreiben“, sagt Niklas Frigger, wenn er auf die Wirtschaftlichkeit des Waldes zu sprechen kommt.

Nahverkehr mit Radwegen ergänzen

Es sind einige Themen, die beim Heimatcheck in Brilon eher mittelmäßig bewertet werden.

Nahverkehr

Wie der Nahverkehr, der bei der Umfrage eine 3,38 bekommen hat. Auf den kommt Niklas Frigger auch zu sprechen, als er mit dem Gefühl vieler Menschen konfrontiert wird, dass die Dörfer sich von der Kernstadt abgehängt fühlen. Ausgeschlossen. „Ich verstehe das Gefühl“, sagt der Bürgermeisterkandidat stirnrunzelnd. Ich war für den Wahlkampf viel auf den Dörfern unterwegs und viele Menschen haben dieses Gefühl an mich herangetragen. Wir müssen die Dörfer wieder näher an die Kernstadt heranholen.“ Dazu seien auch Buslinien geeignet. So fahre der Bus nicht immer rund um die Uhr von den Dörfern nach Brilon – oder andersherum. Man müsse die Wirtschaftlichkeit prüfen – und alternative Lösungen entwickeln. Niklas Frigger spricht dazu über Radwegeausbau, die den öffentlichen Nahverkehr zwar nicht ersetzen, aber ergänzen würden. Er spricht auch über autonome Busse, wie sie in einigen Städten schon getestet werden. So könne man wirtschaftlichere Lösungen finden.

Dörfer

„Unsere Dörfer sind oft vielfältiger, als sie von außen wahrgenommen werden. Die Dörfer haben viel zu bieten“, schlägt der Herausforderer noch einmal den Bogen zurück zur Ausgangslage. „Wir müssen vielmehr daran arbeiten, dass wir die Kernstädter in die Dörfer holen und ihnen zeigen, wie schön ein Ausflug dorthin sein kann.“ Das habe auch etwas mit dem richtigen Stadtmarketing zu tun, das der Kandidat angreifen möchte.

Krankenhaus

Eine 2,5 hat Brilon im Heimatcheck in dem Bereich der medizinischen Versorgung bekommen. Mit einem Krankenhaus vor Ort eine Note, die wichtig ist. Und auch Niklas Frigger will das Thema Krankenhaus nicht unberührt lassen. „Ich möchte das Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft erhalten“, sagt er geradeheraus. Bei Gesprächen während seiner Dorfrundgänge habe er häufig von Menschen gehört, dass ihnen dort gut geholfen worden sei. Natürlich berge eine kommunale Trägerschaft gewisse Risiken, vor allem finanziell. Allerdings müsse das Krankenhaus unbedingt langfristig erhalten bleiben. Eine Spitze Richtung Bürgermeister Christof Bartsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Klinik, kann sich Niklas Frigger nicht verkneifen: „Die ständigen Geschäftsführerwechsel führen langfristig nicht zum Erfolg. Das macht absolut keinen positiven Eindruck. Ich habe zwar das Gefühl, dass jetzt mit dem neuen Geschäftsführer mehr Ruhe eingekehrt ist, aber wir müssen einen weiteren Blick für das Krankenhaus entwickeln – und nicht nur von Jahr zu Jahr denken.“ Er kann sich durchaus vorstellen, mit Kooperationen in speziellen Fällen für eine größere Bandbreite an Angeboten zu sorgen. Dazu kommt: „Meine Tochter wurde in diesem Krankenhaus geboren. Ich habe also auch selbst eine persönliche Verbindung dazu und spüre, wie wichtig das Krankenhaus für die Stadt ist.“

Dieses eine Rezept gäbe es nicht, ob Abholzen, Aufforsten und welche Baumsorten, das müsse sich mit der Zeit ergeben. „Ich möchte mir andere Orte ansehen, mit Universitäten zusammenarbeiten, um Lösungen für unseren Stadtforst zu kreieren. Wir müssen uns Expertise von außen holen.“

Ein weiteres Streitthema in Brilon ist die PCB-Belastung des Gymnasiums. Derzeit soll ein Gutachten klären, ob ein Neubau sinnvoll sei, oder ob eine Sanierung angestrebt wird. „Wir als CDU gehen ergebnisoffen in die Diskussion, wir verlassen uns auf das Gutachten. Fakt ist, die Räume des Gymnasiums sind aus den 70er Jahren und nicht mehr zeitgemäß.“ Niklas Frigger will die besten Möglichkeiten bieten, Digitalisierung vorantreiben. „Investitionen in die Bildung sind Investitionen in die Zukunft“, sagt er, und macht damit den Schwenk zum Thema Wirtschaft, das für ihn genau dort anfängt: bei der Bildung. „Das ist ein zentrales Thema, das die Stadt nicht alleine stemmen kann. Wir müssen mit den Firmen vor Ort zusammenarbeiten, um Fachkräfte auszubilden und diese auch hier vor Ort zu halten.“ Kooperationen mit Hochschulen, der Universität Paderborn oder den Fachhochschulen in Meschede und Bestwig sind einige Ideen, die er hat. Ein Azubi-Wohnheim – „weil es für Azubis schwierig ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden.“

Gewerbeflächen sind knapp - welche Lösung?

Zum Thema Wirtschaft gehört aber auch das große Problem der Gewerbeflächen, die in Brilon knapp sind. „Dass eine Firma wie Brilon Leuchten unsere Stadt verlassen muss, weil sie sich nicht erweitern kann, das hätte nicht geschehen dürfen“, sagt Niklas Frigger entschieden. Man müsse Flächen vorhalten um diese neuen Firmen anzubieten. Sein Ansatz: Die Dörfer einbeziehen. „Man sieht doch, wie sich die Firma Dominit in Brilon Wald entwickelt hat. Gewerbeflächen wie in diesem Beispiel wären eine Lösung für das Flächenproblem und würden die Dörfer stärker einbeziehen.“ Das ist Teil seines Gesamtmarketings, das er plant und das auch den Tourismus stärken soll. „Wir sind eine Stadt des Waldes, aber es gibt nicht viele Möglichkeiten, den Wald aktiv zu erleben. Ich stelle mir einen Kletterwald vor, als Attraktion für Familien, aber auch Schulklassen aus der Umgebung.“

Nachhaltigkeit ist wichtig – für die Zukunft

Niklas Frigger schüttet sich eine weitere Tasse Kaffee aus. Er trinkt ihn ohne Milch und Zucker. Thema Zukunft bedeutet auch: Nachhaltigkeit. Umweltschutz, den Klimawandel im Blick.

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Niklas Frigger will Radwege ausbauen, den Hype um die E-Bikes nutzen und Wege dafür zur Verfügung stellen. Den regionalen Vertrieb stärken, das heimische Fleisch in die Supermärkte bringen. „Nur ein kleiner Schritt, aber die Verbraucher sind bereit, auf nachhaltigere Produkte umzusteigen und der Vorteil unserer Region ist doch, dass wir wissen, woher unser Fleisch kommt.“

Wo steht Brilon in zehn Jahren?

Wo sieht Niklas Frigger Brilon eigentlich in zehn Jahren? Eine typische Bewerbungsfrage und ein bisschen muss der Herausforderer schmunzeln. „Brilon sehe ich als attraktiven Wirtschaftsstandort für junge Familien, aber auch ein toller Ort für den Lebensabend älterer Menschen.“ Er will daran arbeiten, dass die Stadt attraktiver bleibt. Sein Motto: „Mit mir zum Wir“ bedeute, dass er dieses Ziel zusammen mit allen Parteien erreichen will. „Auf kommunaler Ebene sollten nicht die großen Parteiunterschiede entscheidend sein, sondern die gemeinsame Sache: unsere Stadt.“ Die SPD und die CDU hätten in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet, aber er sei bereit, Projekte auch gegen den Willen der anderen Parteien durchzudrücken.

Fehler einräumen? Das verspricht Niklas Frigger

Auf den Amtsinhaber, Dr. Christof Bartsch angesprochen zieht sein Herausforderer ein Resümee: „Ruhige Ausstrahlung, sehr sachlich, offen anderen Menschen gegenüber.“

Kurze Fragen

Als ich klein war, wollte ich...

Schiffskapitän von einem großen Kreuzfahrtschiff werden.

Ich liebe Brilon, weil...

die Stadt meine Heimat ist und ich hier fest verwurzelt bin.

Die Briloner sind...

meine Heimat, meine Herausforderung und meine Verpflichtung.

Allerdings: „Mir fehlt der erkennbare Wille, Projekte umzusetzen – auch gegen politischen Gegenwind. Man kann nicht erkennen, dass er Verantwortung übernimmt, wie beispielsweise bei den MINT-Räumen, die vor zwei Jahren bewilligt wurden und noch immer nicht stehen.“ Der Bürgermeister habe nie öffentlich Fehler eingestanden. Das fehle ihm. Würde er sich denn vor den Rat und die Bürger stellen? Fehler einräumen? Niklas Frigger schaut ernst, als er unvermittelt antwortet: „Natürlich. Gute Politiker haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie offen und ehrlich über Erfolge, aber auch über Misserfolge geredet haben – und die gibt es.“

>>> Das sagt Niklas Frigger zum WP-Heimatcheck

Es sind einige Themen, die beim Heimatcheck in Brilon eher mittelmäßig bewertet werden.

Nahverkehr

Wie der Nahverkehr, der bei der Umfrage eine 3,38 bekommen hat. Auf den kommt Niklas Frigger auch zu sprechen, als er mit dem Gefühl vieler Menschen konfrontiert wird, dass die Dörfer sich von der Kernstadt abgehängt fühlen. Ausgeschlossen. „Ich verstehe das Gefühl“, sagt der Bürgermeisterkandidat stirnrunzelnd. Ich war für den Wahlkampf viel auf den Dörfern unterwegs und viele Menschen haben dieses Gefühl an mich herangetragen.

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Wir müssen die Dörfer wieder näher an die Kernstadt heranholen.“ Dazu seien auch Buslinien geeignet. So fahre der Bus nicht immer rund um die Uhr von den Dörfern nach Brilon – oder andersherum. Man müsse die Wirtschaftlichkeit prüfen – und alternative Lösungen entwickeln. Niklas Frigger spricht dazu über Radwegeausbau, die den öffentlichen Nahverkehr zwar nicht ersetzen, aber ergänzen würden. Er spricht auch über autonome Busse, wie sie in einigen Städten schon getestet werden. So könne man wirtschaftlichere Lösungen finden.

Dörfer

„Unsere Dörfer sind oft vielfältiger, als sie von außen wahrgenommen werden. Die Dörfer haben viel zu bieten“, schlägt der Herausforderer noch einmal den Bogen zurück zur Ausgangslage. „Wir müssen vielmehr daran arbeiten, dass wir die Kernstädter in die Dörfer holen und ihnen zeigen, wie schön ein Ausflug dorthin sein kann.“ Das habe auch etwas mit dem richtigen Stadtmarketing zu tun, das der Kandidat angreifen möchte.

Krankenhaus

Eine 2,5 hat Brilon im Heimatcheck in dem Bereich der medizinischen Versorgung bekommen. Mit einem Krankenhaus vor Ort eine Note, die wichtig ist. Und auch Niklas Frigger will das Thema Krankenhaus nicht unberührt lassen. „Ich möchte das Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft erhalten“, sagt er geradeheraus. Bei Gesprächen während seiner Dorfrundgänge habe er häufig von Menschen gehört, dass ihnen dort gut geholfen worden sei. Natürlich berge eine kommunale Trägerschaft gewisse Risiken, vor allem finanziell.

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Allerdings müsse das Krankenhaus unbedingt langfristig erhalten bleiben. Eine Spitze Richtung Bürgermeister Christof Bartsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Klinik, kann sich Niklas Frigger nicht verkneifen: „Die ständigen Geschäftsführerwechsel führen langfristig nicht zum Erfolg. Das macht absolut keinen positiven Eindruck. Ich habe zwar das Gefühl, dass jetzt mit dem neuen Geschäftsführer mehr Ruhe eingekehrt ist, aber wir müssen einen weiteren Blick für das Krankenhaus entwickeln – und nicht nur von Jahr zu Jahr denken.“ Er kann sich durchaus vorstellen, mit Kooperationen in speziellen Fällen für eine größere Bandbreite an Angeboten zu sorgen. Dazu kommt: „Meine Tochter wurde in diesem Krankenhaus geboren. Ich habe also auch selbst eine persönliche Verbindung dazu und spüre, wie wichtig das Krankenhaus für die Stadt ist.“