Erlinghausen. Rüdiger Nentwig geht als parteiloser Bürgermeisterkandidat ins Rennen. Mit „vielen neuen Ideen“ will er gestalten statt verwalten.

Für Rüdiger Nentwig ist es eine „unwahrscheinlich große Ehre“, wie er im Gespräch mit der WP sagt, dass an ihn die Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Marsberg herangetragen worden ist. Und da er neuen Aufgaben und der damit einhergehenden höheren Verantwortung noch nie habe widerstehen können, will er sich auch dieser Verantwortung stellen. Aber: „Mit dem nötigen Respekt.“ Wobei bei ihm nie die berufliche Karriere im Vordergrund stehe, sondern das Aufgabenfeld insgesamt. „Ich habe immer das gemacht, was mir Spaß macht.“ Und der Entwicklungsingenieur hat Spaß am Gestalten und Prozesse entwickeln.

„Es sind große Fußstapfen, die der Amtsinhaber Klaus Hülsenbeck hinterlässt“, sagt er anerkennend. „Der ausgewogene städtische Haushalt ist ein gutes Fundament.“ Sein Ansatz: „Ich möchte gestalten, statt nur verwalten.“

Nentwig geht für die SPD ins Rennen als parteiloser Kandidat. Und das Attribut parteilos ist ihm dabei wichtig. Er möchte sich nicht, wie er sagt, in eine Parteischublade stecken lassen, obwohl er aus einem sozialgeprägten Elternhaus komme.

Parteipolitischer Neuling

Parteipolitisch ist er eher ein Neuling. Aber: „Politik hat mich schon immer interessiert“, sagt er, aber eher die große Bundespolitik. Durch seine sechs Jahre als Geschäftsführer des Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Marsberg e. V., habe er als städtischer Angestellter zum einen die Verwaltung bestens kennengelernt und auch die politische Zusammenarbeit.

Er habe an sämtlichen Ratssitzungen teilgenommen und erfahren, wie wichtig die Kommunalpolitik ist. „Ich habe erkannt, nur über die Kommunalpolitik lässt sich etwas bewegen und verändern.“ Und der Moment sei für ihn jetzt gekommen, in die Verantwortung zu gehen und dazu zu stehen. Deshalb hat er sich auch für den Wahlbezirk Erlinghausen als Direktkandidat der SPD aufstellen lassen. Den Posten hat Jutta Schröder-Braun inne. Sie möchte mit der Wahl in den Kreistag wechseln.

Kurz und Knapp

Ich möchte Bürgermeister werden, weil…

ich Verantwortung übernehmen und die Stadt nachhaltig gestalten möchte.

Wenn ich Bürgermeister bin, dann…

hoffe ich, dass ich die Ziele, die ich mir gesteckt habe soweit umsetzte, oder wenigstens so weit vorbereite, dass sie dann umgesetzt werden können.

Falls ich nicht gewählt werde,…

dann bin ich im Rat der Stadt Marsberg und versuche so, viele meiner jetzigen Themen, die ich mir vorgenommen habe, unterzubringen.

Seine Parteilosigkeit sei „auch sehr gut angekommen bei den Mitgliedern der SPD Marsberg“, so Rüdiger Nentwig. „Sie stehen voll dahinter.“ Ebenso hinter seinem Wahlkampfprogramm, in das er sowohl für den Internetauftritt wie auch den Flyer, seine ganze Kreativität und Überzeugung gesteckt habe.

„Marsberg für das neue Jahrzehnt gestalten“

„Mit frischen Ideen“ will er „für Marsberg das neue Jahrzehnt gestalten.“ Sein Leitbild: „Eine sichere und attraktive Lebensqualität“ beabsichtigt er unter der Marke „Marsberg mittendrin im Leben“ zu verwirklichen. Der Slogan „Marsberg - mittendrin im Leben“ wurde schon zu Zeiten seiner Tätigkeit als Geschäftsführer Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Marsberg entwickelt aber nicht weiterverfolgt.

Steckbrief Rüdiger Nentwig

Alter: 53 Jahre

Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Kinder, Tochter (27), Sohn (23)

Wohnort: Erlinghausen

Hobbys: Kochen und Fotografieren

Beruf: Entwicklungsingenieur für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, stellv. Abteilungsleiter Forschung und Entwicklung, Personal und Budgetverantwortung bei der Firma Brauns-Heitmann in Warburg.

Beruflicher Werdegang: 1984 erste Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten im Bundesgrenzschutz nach der Realschule; 1993 Quittierung des Polizeidienstes, Ausbildung zum chemisch-technischen Assistenten; 1995 alleinige Verantwortung der Qualitätssicherung im Unternehmen Brauns-Heitmann in Warburg; 1997 bis 2002 berufsbegleitendes Studium mit Abschluss Dipl.-Ing. Maschienbau; 2010 bis 2016 Wechsel in die Stadtverwaltung Marsberg als Geschäftsführer Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Marsberg e. V.. Erwerb von verschiedenen zertifikaten der Wirtschaftsförderung an der FH für öffentliche Verwaltung Halberstadt.

Das soll sich jetzt ändern. Nentwig: „Marsbergs Leitbild für eine wegweisende Zukunftsgestaltung muss eine herausragende Bedeutung haben: nachhaltig, digital, lebenswert und das alles generationenübergreifend mit Weitsicht.“

Und wenn er den Kampf um den Chefsessel im Rathaus für sich entschieden hat, will er auch wegen Corona in allen Bereichen der Stadtpolitik intensiv auf den Klimaschutz achten. Auch trotz Corona: „Wir stehen erst am Anfang der spürbaren Auswirkungen des Klimawandels.

„Bürger müssen einbezogen werden“

Bei der WP-Heimatcheck-Serie lag die Stadt Marsberg in fast allen Bereichen auf dem unrühmlich letzten Platz, außer bei der medizinischen Versorgung und der Seniorenfreundlichkeit. Da hatten die Teilnehmer der Fragenbogenaktion Marsberg auf den vorletzten Platz gesetzt.

Bei der Aktion waren die Bürger der fünf Altkreiskommunen aufgerufen, ihre Heimatstädte zu bewerten in Punkto Sicherheit, Kommunalpolitik und Stadtverwaltung, Sauberkeit, Nahverkehr, Parkplatzsituation, medizinische Versorgung, Seniorenfreundlichkeit, Kinderfreundlichkeit, Einkaufsmöglichkeiten, gastronomisches Angebot, Freitzeitangebote und Gemeinschaftsgefühl. Im Gesamtergebnis waren die Marsberg mit einer 2,27 eigentlich zufrieden. Aber die Teilnehmer der anderen vier Altkreisstädte waren halt deutlich zufriedener.

„Brauchen Leitbild“

„Das ist genau der Punkt“, sagt Rüdiger Nentwig. „Wir brauchen ein Leitbild. Wir müssen uns als Bürger bewusst werden, wie gut es sich hier leben lässt.“ Manches könnte besser sein, schränkt er dabei ein. Aber: „Vieles begründet sich auf einzelnen, persönlichen Erfahrungen und lässt sich daher nicht pauschalieren.“ Die Attraktivität einer Stadt könne nicht beispielsweise an zehn Modegeschäften festgemacht werden. Das sei ein falsches Weltbild. Die Marsberger müssten ein „positives Selbstverständnis bekommen“. Das möchte er mit seinem Slogan „Marsberg – mittendrin im Leben“ mit den Bürgern, Vereinen und Institutionen weiter entwickeln. Das nicht so gute Abschneiden bei dem Heimatcheck liegt seiner Meinung nach an der mangelnden Transparenz bei Entscheidungsabläufen. „Die Bürger müssen einbezogen werden.“

Den Investitionen in die städtischen Kitas sowie den Schulen gelte sein Hauptaugenmerk. Das Personal in den Kitas soll sich wieder mehr dem ureigenen Aufgabenfeld der Förderung und Erziehung der Kinder widmen und dadurch gleichzeitig entlastet werden. „Die Digitalisierung der Marsberger Schulen ist schnellstmöglich anzugehen, die Fördergelder sollen abgerufen werden.“ Die Schulen müssten endlich WLAN bieten, die Lehrer mit dienstlichen Notebooks, Klassensätze an Notebooks für Schüler angeschafft sowie datenschutzkonforme Cloud-Lösungen geboten werden, so Nentwig weiter. „Damit setzen wir gleichzeitig ein Zeichen, dass sich in unserer Stadt etwas bewegt.“

Öffentlichkeitsarbeit

Was ebenfalls kurzfristig umzusetzen sei, ist die Öffentlichkeitsarbeit. „Tue Gutes und berichte darüber“. Auch wenn wir noch nicht wissen, was uns und unserem Stadtsäckel Corona noch bescheren wird, könnten auch durch kleine gezielte Maßnahmen am Ende eine große Wirkung erzielt werden“ ist sich Nentwig sicher.

Eine Vielzahl an Themen biete die Chance, den Bürgerinnen und Bürgern ein positives Gefühl zu vermitteln. „Wenn wir es schaffen, eine positive Eigenwahrnehmung zu erzeugen, wird jeder von uns ein überzeugter Botschafter.“

Sein Anspruch: „Politisches Handeln muss für jeden Bürger erkennbar und nachvollziehbar sein. Dafür müssen wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, indem wir alle in den Prozess immer wieder einbinden, Argumente austauschen, um die besten Ideen streiten, dabei immer offen, ehrlich und fair sind.“

Dörfer und Kernstadt stärken

Ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts müsse in den Dörfern und der Kernstadt entwickelt werden. Nentwig: „Für mich ist es selbstverständlich, dass es in Marsberg keinen Platz für Rassismus, Ausgrenzung und Intoleranz geben darf.“ Marsberg sei bereits heute schon eine offene und bunte Stadt und soll es auch in Zukunft bleiben.“

Auch das hat sich Rüdiger Nentwig weiter auf die Wahlkampffahne geschrieben: Zukunftsorientierte Stadtgestaltung für alle Ortsteile. Die Diemelwiesen am Bleichhaus stellt er sich als innerstädtischen Park vor. Die Aufenthaltsqualität möchte er u. a. am Marsberger Kirchplatz steigern, für die Leerstände neue Ansätze finden und das Stadtmarketing neu organisieren.

Wirtschaftsstandort ausbauen

Die Digitalisierung des Wirtschaftsstandortes Marsberg will er weiter vorantreiben. Bestehende Unternehmen unterstützten, Netzwerke aus- und aufbauen und den Gewerbesteuersatz halten trotz Corona.

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Die Kultur und auch das Vereinsleben will er weiter unterstützten mit finanzieller Planungssicherheit, bessere Onlinepräsenz von Veranstaltungen und die Stadtbibliothek modernisieren. In Kitas und Schulen soll investiert werden und für passenden Wohnraum in jeder Lebenslage will er sorgen.