Marsberg. Paukenschlag in Marsberg: Bürgermeister Klaus Hülsenbeck tritt bei der Kommunalwahl nicht noch einmal an. Mit der WP sprach er über seine Gründe.

Damit hat wohl niemand gerechnet. Weder Parteifreund noch -feind, noch die Mitarbeiter im Rathaus Marsberg. Bürgermeister Klaus Hülsenbeck wird für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung stehen. „Das Herz sagt Ja, aber die enorme, auch gesundheitliche, Belastung lässt es nicht zu, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren“, sagt der erste Bürger der Stadt am Freitagvormittag zur WP. Am Abend zuvor hat er seine Entscheidung in der Stadtverbandsversammlung der CDU mitgeteilt, ebenso den anderen Ratsfraktionen und den Mitarbeitern im Rathaus.

Spannende und schöne Zeit

„Es war bisher eine spannende und schöne, aber auch eine sehr anspruchsvolle Zeit“, gewehrt Bürgermeister Hülsenbeck einen Blick hinter die Rathausfassade. Neben den bekannten Altlasten im Finanzbereich seien weitere Herausforderungen hinzugekommen. „Die Windkraftbelastungen waren ebenso zusätzlich und ungeplant wie die Flüchtlingswelle und der erfolgreiche Einsatz für den Arztsitz an unserem Krankenhaus.“ Lange Krankheits- und Ausfallzeiten von leitenden Mitarbeitern hätten gemeinsam kompensiert werden müssen. Hülsenbeck: „Rund fünf Jahre mit in der Regel sehr hohem zeitlichem Einsatz kann man nicht so einfach wegstecken. Belastbarkeitsgrenzen werden überschritten, die Regenerationsphasen reichen bei weitem nicht aus.“ Die Sechs- bis Sieben-Tage-Woche und viele Abendveranstaltungen, „auch wenn sie überwiegend angenehm waren und mir Freude bereitet haben“, hätten auch ihren Teil dazu beigetragen.

Stadt Marsberg ist heute grundsolide aufgestellt

Hülsenbeck: „Die Stadt Marsberg ist heute grundsolide aufgestellt, rechnerisch in der Kernverwaltung schuldenfrei und jetzt gilt es, mit neuem Schwung und mit viel Aufwand nach vorn zu arbeiten.“ Ein frischer, kreativer, unverbrauchter Wind sei nötig. „Deshalb werde ich für die nächste Wahlperiode nicht mehr zur Verfügung stehen. Ich bitte das so zu akzeptieren und bedanke mich ausdrücklich für die Unterstützung und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, das der Kolleginnen und Kollegen sowie das der Politik, und zwar parteiübergreifend.“

Richtiger Zeitpunkt

Für ihn sei der Zeitpunkt im nächsten Jahr der richtige, wenn auch schweren Herzen. „Die Vergangenheit ist aufgearbeitet, die Gegenwart kann sich mehr als sehen lassen und für die Zukunft ist schon vieles auf den Weg gebracht, wie Wirtschaftsförderung, Digitalisierung, Kindergärten, Schulen, Sport- und Freizeitanlagen, Stadtbücherei, Archiv,...“

Ein Jahr wird Bürgermeister Hülsenbeck also noch im Amt sein. „Es ist mir eine Ehre für sie und für unsere Stadt Marsberg arbeiten zu dürfen und ich werde mich bis zu meinem letzten Arbeitstag für die Stadt Marsberg und ihre Bürgerinnen und Bürger einsetzen“, verspricht er.

Die Nachricht überraschte auch seine Parteifreunde von der CDU in Marsberg. 2014 war er von ihnen aus Brilon als Spitzenkandidat nach Marsberg geholt worden. Bei der Kommunalwahl holte der Finanzfachmann mit 52,47 Prozent der Stimmen den Sieg ein. Dass er nicht noch einmal kandidieren möchte ist „für uns ein Schock“, sagt Eberhard Banneyer Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion. „Da müssen wir erst einmal ein paar Nächte drüber schlafen und dann sehen wie es weitergeht.

Gemeinsam mit der Marsberger Bürgergemeinschaft (MBG) bildet die CDU die Ratsmehrheit. Franz-Josef Weiffen, Vorsitzender der MBG im Stadtrat war gestern telefonisch nicht zu erreichen.

Faire Zusammenarbeit

Peter Prümper, Vorsitzender der SPD-Fraktion: „Ich schätze sehr die faire Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister im Sinne der Stadt Marsberg.“ Auch als Kontrahent des zurückliegenden Wahlkampfes. Bei dem er ja das Nachsehen hatte. „Im Ergebnis bin ich fast traurig, wenn er nicht wieder antritt.“ Zwei Wahlkämpfe hat Peter Prümper als Spitzenkandidat der SPD auf den Bürgermeistersessel hinter sich.

Ob er noch einmal antreten wird? „Die SPD hat noch keine Entscheidung getroffen.“ Das müsse erst noch intern besprochen werden. „Aber das wird zeitnah geschehen.“

Und wie wird es mit Klaus Hülsenbeck nach der Kommunalwahl weitergehen? „Ich werde kurz drauf 63 Jahre alt werden“, sagt er. „Auf jeden Fall werde ich keine neue Beschäftigung aufnehmen.“ Damit dementiert er gleichzeitig die Gerüchte in seiner Heimatstadt Brilon. Dort wird er bereits hinter der Hand als CDU-Spitzenkanditat gehandelt oder als neuer Geschäftsführer des Maria-Hilf-Krankenhauses.