Hochsauerlandkreis/Medebach. Es ist der dritte Dürresommer in Folge im HSK. Das hat Folgen für die Landwirte und die Ernte auf dem Feld. Ein Bauer über die desaströse Lage.
„Bis in den Juli ging es einigermaßen. Aber die letzten Tage der Hitzewelle haben viel kaputt gemacht.“ – So beschreibt der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Josef Schreiber aus Medebach im Hochsauerlandkreis die Stimmung der hiesigen Landwirte in Bezug auf die Ernte in dieser Saison und die erneute Trockenheit nach den Dürresommern in 2018 und 2019.
Mit dem ersten Grasschnitt Mitte Mai waren die Landwirte noch relativ zufrieden, auch der zweite Schnitt Ende Juni war in Ordnung. Doch der dritte Schnitt am vergangenen Wochenende fiel in den meisten Fällen schlecht aus. Auch die Getreide-Ernte ist laut Josef Schreiber mäßig bis schlecht. Die Wintergerste war noch akzeptabel, Sommergerste und Roggen seien jedoch größtenteils samt Korn als Viehfutter kleingehäckselt worden, weil die Ähren durch die Trockenheit nicht genug ausgebildet waren.
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Das hält kein Betrieb lange aus
Zumindest seien die Fraßschäden durch Feldmäuse sind aber in der hiesigen Region nicht so dramatisch wie in anderen Gegenden wie z.B. dem Märkischen Kreis oder in Siegen-Wittgenstein.
Der Blick geht jetzt in Richtung Futtermais, dessen Ernte in der Regel Ende September oder Anfang Oktober ansteht und der aktuell dringend Regen braucht. Denn hier bilden sich gerade die Kolben aus, die später den Tieren im Futter die nötige Energie liefern. Mittlerweile würde teilweise schon das im Mai geschnittene Gras zugefüttert, das eigentlich als Vorrat für den Winter gedacht war: „So, wie es momentan aussieht, müssen wir das dritte Jahr hintereinander mit erheblichem finanziellen Aufwand Futter zukaufen, um unsere Tiere auch im Winter satt zu kriegen. Das hält kein Betrieb lange aus. Aktuell ist die Trockenheit gerade schlimmer als 2018 und 2019.“
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Das sagt der WP-Wetterexperte
WP-Wetterexperte Julian Pape untermauert die Eindrücke der Landwirte mit Zahlen und Daten: „Wie bereits 2018 und 2019 verlief die für die Landwirtschaft besonders wichtige Phase zwischen April und Juni wieder deutlich zu trocken. Am Kahlen Asten kamen mit etwa 265 Litern pro Quadratmeter 180 Liter oder 42 Prozent weniger Niederschlag als üblich vom Himmel. Im Regenschatten an den Stationen in Berge sowie in der Medebacher Hasenkammer kamen nur 170 bis 180 Liter und damit 40 Prozent weniger als normal zusammen.“
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Zum Vergleich: In Berge regnete es 2018 37 und 2019 25 Prozent weniger, in der Hasenkammer jeweils 41 und 29 Prozent, am Kahlen Asten 57 und 33 Prozent. Ursache für diese Regenarmut war laut Julian Pape eine sehr stabile Ostwetterlage im Frühjahr, die trockene Luft herbeiwehte. Im Juni wurde es zwar unbeständiger und im Juli auch kühler, doch die Niederschlagsmengen blieben niedrig. Zumindest für die zweite Augusthälfte kann Julian Pape den Landwirten aber etwas Hoffnung machen: „Es schaut im Moment so aus, als würde es im Laufe der nächsten Woche kühler und wechselhafter mit Schauern werden. Davor bringen Gewitter punktuell Regen. Welche Mengen da kommen, ist aber kaum zu sagen.“
Ganze Generation geschädigt
Dauerhafte Sorgen bereitet Josef Schreiber der Wald, denn in den Bereichen Grünland und Getreide könne es im nächsten Jahr schon wieder ganz anders aussehen. Fehlende Niederschläge, sinkende Grundwasserpegel und sich stark vermehrende Borkenkäfer vernichten die Fichtenbestände immer schneller, die Holzpreise sind im Keller, Neuanpflanzungen durch die Trockenheit schwierig bis unmöglich: „Bei den Waldbauern geht es nicht nur um ein schlechtes Jahr, da ist mittlerweile eine ganze Generation geschädigt.“