Hochsauerlandkreis/Brilon. Die RLG befördert im HSK und in Soest täglich 38.200 Schüler. Sitzplätze für jeden Schüler gibt es auch zur Corona-Zeit nicht. Das sagt die RLG.

Werden die Schulbusse zum Schulstart so frequentiert wie sonst? Oder steigen doch vielleicht viele Schüler im Hochsauerlandkreis in der Corona-Zeit auf das Rad oder auf das Elterntaxi um? Fragen und Unwägbarkeiten, mit denen sich die Regionalverkehr Ruhr-Lippe-Gesellschaft (RLG) zum Schuljahresbeginn beschäftigen musste. Immerhin chauffiert die RLG im HSK und im Kreis Soest jeden Tag 38.200 Schüler.

Für eine erste Bilanz, wie es in den Bussen am Mittwoch gelaufen ist, sei es noch zu früh, sagte Sprecherin Annette Zurmühl. Die nächsten Tage müssten zeigen, ob bei Größe der Busse oder Taktung nachgebessert werden müsse. Sie sei aber sicher: die Busse würden gut gefüllt sein. Und bei allem Verständnis gegenüber vielen Eltern müsse auch klar sein, nicht jeder könne einen Sitzplatz bekommen.

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Wie ist der erste Schultag aus Ihrer Sicht gelaufen?

Für eine Bilanz ist es viel zu früh. Wie in jedem Jahr haben wir im Vorfeld mit den Schulen gesprochen und den Einsatz der Fahrzeuge an die aktuellen Schülerzahlen gekoppelt; dadurch wird ermittelt, welche Busse wo zum Einsatz kommen. Wir rechnen aber mit weniger Schülern, da vielleicht doch einige selbst mit dem Rad fahren oder sich bringen lassen. Dieses Bild steht erst aber nach zwei, drei Tagen. Unsere Fahrer sind angehalten, uns Rückmeldungen zu geben. Wir haben außerdem Personal an neuralgischen Punkten im Einsatz, die den Tag beobachten. Das Ganze ist ein sehr dynamischer Prozess.

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Kann man denn in einem vollen Schulbus überhaupt die Abstandsregeln einhalten?

Nein, das geht nicht. Und das muss auch jede klar sein. Die Corona-Abstandsregeln haben generell in Bussen und Bahnen keine Gültigkeit. Umso wichtiger ist es, dass sich die Fahrgäste an das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes halten. Und das tun erfahrungsgemäß 95 Prozent unserer Kunden.

Annette Zurmühl, Pressesprecherin Regionalverkehr Ruhr-Lippe
Annette Zurmühl, Pressesprecherin Regionalverkehr Ruhr-Lippe © WP | WP

Was passiert mit den anderen fünf Prozent?

Wir werben auf Plakaten oder mit Durchsagen immer wieder für die Maskenpflicht. Wenn ein Fahrgast ohne Maske einsteigt, wird der Fahrer ihn per Durchsage darauf aufmerksam machen. Meistes reicht das schon aus, denn auch andere Fahrgäste üben dadurch einen gewissen Druck auf den Maskenmuffel aus. Im schlimmsten Fall muss der Fahrer mit der Leitstelle Kontakt aufnehmen und die entscheidet dann in Absprache mit ihm, ob Polizei oder Ordnungsamt eingeschaltet werden müssen. Unser Fahrer kann ja schließlich kein Bußgeld verhängen. Es ist aber immer auch eine individuelle Entscheidung, die von Fall zu Fall getroffen werden muss. Wenn der Bus wegen eines Maskenverweigerers stehen bleibt muss, bedeutet das für alle anderen Fahrgäste ja auch, dass sie warten müssen und Anschlüsse verpassen oder zu spät kommen. Bislang kam das erst einmal vor, also ein absoluter Einzelfall.

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Fahren Ordnungsamt oder Polizei auch schon mal mit, um stichprobenartig Kontrollen zu machen?

Aktiv nachgefragt wurde das noch nicht. Wir machen natürlich unsere Schwerpunktkontrollen was gültige Fahrscheine anbelangt. Und in dem Zusammenhang wird natürlich auch auf die Maskenpflicht verwiesen.

Ist die Zahl der zulässigen Fahrgäste in Corona-Zeiten reduziert worden?

Nein, die maximale Auslastung der Fahrzeuge unterscheidet sich je nach Fahrzeugtyp und wird vom Hersteller vorgegeben – und das sind in einem durchschnittlichen Zwölf-Meter Solo-Bus neben den Sitzplätzen rund 45 Stehplätze oder etwa vier Personen pro Quadratmeter. Ich kann die Eltern verstehen, aber man muss ganz klar sagen: Es wird weiterhin immer wieder volle Busse und Stehplätze geben. Alles andere ist von der Kapazität her nicht leistbar. Daher sind die Schutzmasken ja auch so wichtig.

Wie hat sich Corona auf die Fahrgastzahlen ausgewirkt?

Zum Beginn des Lockdowns sind die Zahlen ganz gravierend gesunken. Wegen der Schulschließungen fehlten die Schüler, viele Arbeitnehmer waren im Homeoffice, der Nachtbus-Betrieb wurde eingestellt und bis vor kurzem fuhren auch die Fahrradbusse nicht. Dadurch gingen uns auch die Gelegenheitskunden verloren. In den letzten sechs Wochen beobachten wir eine verstärkte Rückkehr der Fahrgäste. Ich schätze, dass wir jetzt wieder bei 80 Prozent des gewohnten Niveaus sind.

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Eine komplette Einstellung des Fahrbetriebs in der Corona-Hochphase war auch nie angedacht, oder?

Nein, wir sehen gerade im ländlichen Raum eine generelle Notwendigkeit eine verlässliche Beförderung sicherzustellen. Abgesehen vom Schülerverkehr haben wir in der Hochphase auch unser Angebot nicht eingeschränkt. Es gab einen Fall im Raum Soest, wo wir ein Anruf-Sammeltaxi aus dem Programm nehmen wollten. Dort meldete sich eine Kundin, dass es für sie die einzige Möglichkeit sei, abends von der Arbeit nach Hause zu fahren. Wir haben das beherzigt und alles so belassen.