Brilon. Das ehemalige Briloner Finanzamt steht nach rund achtjährigem Leerstand zum Verkauf. Erstmals liegen konkrete Zahlen für die Immobilie vor.
Der Startpreis sieht nach einem Schnäppchen aus: Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW hat den Verkauf des ehemaligen Briloner Finanzamtes offiziell eingeläutet. Das Bieterverfahren läuft. Mindestgebot für das „repräsentative Gebäude mit Geschichte“: 210.000 Euro.
Wie groß das Interesse an der Immobilie in bester Lage bisher gewesen ist, möchte der Landesbetrieb wegen der „Vertraulichkeit des Verfahrens“, so BLB-Sprecher Tim Irion (Düsseldorf) nichts sagen. Zumindest ein potentieller Investor steht bereits seit einiger Zeit mit der Stadt in Kontakt, wie Bürgermeister Dr. Christof Bartsch auf Anfrage der WP sagte. Ziel sei, in zentraler Lage „bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“.
25 Jahre Bindung an Sozialen Wohnungsbau
Dazu muss sich der Käufer in der Tat verpflichten. 30 Prozent der auf dem Grundstück entstehenden Bruttogrundfläche muss mindestens 25 Jahre lang für gefördertes Wohnen bereit gestellt werden. Und das gilt auch bei einer Weiterveräußerung.
Was der künftige Käufer mit der Bestandsbebauung macht, müsse der, so BLB-Sprecher Tim Irion weiter, mit der Stadt Brilon klären. Irion: „Der BLB verkauft die Immobilie wie sie ‘steht und liegt’.“ Und da liegt einiges im Argen. So weist der BLB in dem Exposé auf einen „erheblichen Instandhaltungsbedarf“ in dem Hauptgebäude und den beiden Seitenflügeln auf. Und „sanierungsbedürftig“ sind auch die beiden durch Verbindungsgänge angeflanschten Wohnhäuser in der Oberen Mauer.
Dr. Bartsch: Wenigstens die Fassade erhalten
„Manchmal ist umsonst zu teuer“ sagt der seit rund 30 Jahren in der Immobilien-Branche tätige Robert Becker. Dass auf den künftigen Eigentümer einiges an Aufräum- und Abbrucharbeit zukommt, ist auch Bürgermeister Dr. Bartsch klar. Aus städtebaulichen Gründen wünschenswert sei, so Dr. Bartsch, dass das 1925 errichtete Stammhaus erhalten bleibt - „Oder wenigstens dessen Fassade“. Für diesen Trakt war vor Jahren schon ein Denkmalschutzverfahren eingeleitet, aber nicht abgeschlossen worden. Die beiden Seitenflügel wurden 1956 angebaut, die beiden Wohnhäuser in den 30er Jahren.
Mehrstufiges Verfahren
Dem am 24. Juli eröffneten Bieterverfahren war im vergangenen Jahr ein sog. Interessenbekundungsverfahren vorgeschaltet gewesen.
In diesem Verfahren können Landesgrundstücke direkt und ohne Ausschreibung verkauft werden, „wenn dadurch die Erfüllung kommunaler Zwecke, die Errichtung von gefördertem Wohnraum durch kommunale Wohnungsbaugesellschaften oder die Arbeit von Studentenwerken gefördert wird“.
Die jetzt laufende erste Bieterrunde geht bis 30. September.
Dann werden den Interessenten die bis dahin vorliegenden Gebote mit der Möglichkeit zur Nachbesserung mitgeteilt.
Das Verfahren geht in der Regel über zwei bzw. drei Runden.
Das zwischen Oberer Mauer, Schützengraben und Steinweg liegende Grundstück ist insgesamt 2111 Quadratmeter groß. Wie berichtet, hatte die CDU Anfang des Jahres im Rat den Vorschlag eingebracht, die Immobilie mit Hilfe von „Regionale 2025“-Mitteln als Wohnheim für Auszubildende zu nutzen. Diese Intention könnten, so Bürgermeister Dr. Bartsch, zum Beispiel auf das 30-Prozent-Kontingent für den Sozialen Wohnungsbau anzurechnende Single-Appartements erfüllen.
Auch als Hotel oder Seniorenzentrum war die Immobilie schon im Gespräch. Im Januar 2012 hatte die Finanzverwaltung den Standort gewechselt und war an den Almerfeldweg in ein Mietobjekt gezogen.