Brilon. .

Am 27. Januar ist großer Bahnhof am Almerfeldweg. Das neue Finanzamt wird eingeweiht. Dabei: NRW-Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans und der Präsident der Oberfinanzdirektion Münster, Hans-Georg Grigat. Bleibt bei allen Glückwünschen für die neue Bleibe die Frage: Was wird eigentlich aus dem alten Dienstsitz im Steinweg?

Dafür zuständig ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen, BLB. Dieser managt das Immobiliengeschäft des Landes. Konkret in Brilon sieht das so aus: Das Stammgebäude befindet sich im Eigentum des BLB, ebenso die beiden angrenzenden Wohnhäuser in der Oberen Mauer. Die Gebäude sind durch pavillonartige Gänge provisorisch miteinander verbunden und an die Finanzbehörde vermietet.

Von einem privaten Eigentümer angemietet hatte das Finanzamt den angrenzenden Flachdachzweckbau, der sich vis-à-vis der Nikolaistraße angrenzend an ein Fachwerkwohnhaus von der Oberen Mauer bis zum Schützengraben versteckt und erstreckt. Dort hatte die Behörde die Grunderwerbs- und Bewertungstelle untergebracht.

Stadtkern optimieren

Dessen Eigentümer, eine Briloner Unternehmerfamilie, hat auch schon Interesse an einer Übernahme des BLB-Eigentums bekundet. Denn das soll verkauft werden. „Das Wertgutachten liegt mittlerweile vor“, sagt Therese Yserentant, Leiterin der für den Hochsauerlandkreis zuständigen BLB-Niederlassung in Soest. Der Mietvertrag der Finanzbehörde mit dem BLB läuft formell noch bis 2015, der Mietvertrag über den Bürotrakt in Privatbesitz ist nach WP-Informationen bereits ausgelaufen.

Das BLB möchte das Ensemble gerne „zusammenhängend vermieten oder verkaufen“ (Yserentant). Die Konditionen werden demnächst veröffentlicht. Neben dem örtlichen Interessenten hat auch ein weiterer Investor, jemand aus dem Ausland, seine Fühler zum Steinweg ausgestreckt. Beiden schwebt für das Hauptgebäude nach WP-Informationen die gleiche neue Verwendung vor: eine Vermietung an die Stadtverwaltung.

Genau das ist - unter anderem - auch Gegenstand eines Gespräches, das die BLB-Chefin in Kürze mit Bürgermeister Schrewe führen wird.

Schrewe hatte sich bereits im Sommer vorletzten Jahres mit einer kleinen Verwaltungs-Abordnung an seinem früheren Arbeitsplatz - „Ich hatte dort in mindestens 20 Zimmern schon mein Büro.“ - umgesehen und den Komplex auf seine Verwaltungstauglichkeit inspiziert.

Hintergrund: ein möglicher Umzug der im ehemaligen Amtshaus Thülen untergebrachten Dienststellen.

In dem fünfgeschossigen Zweckbau an der Bahnhofstraße sind Kämmerei und Stadtkasse, Sozial-, Ordnungs- und Standesamt sowie die Meldebehörde angesiedelt. Hinzu kommt im obersten Geschoss das Stadtarchiv mit seinen Dokumenten zur Stadtgeschichte. Mitarbeiterzahl: rund 55. Charme eines - unter Umständen auch nur teilweisen - Umzugs: Die dort frei werdenden Flächen könnten in das Konzept zur strukturellen Aufwertung der Kernstadt im Bereich von Brilon Arkaden/neuer Bahnhof Brilon-Stadt zur Fußgängerzone eingebunden werden.

Städtebauliche Vision ist bekanntlich, die Grünflächen gegenüber dem Amtsgericht zu bebauen, um dem Bereich einen urbanen Charakter zu verleihen. Geschäfte, Praxen und Büros könnten die Lücke schließen, die heute noch die beiden Einkaufsbereiche voneinander trennt. Dass dort seit Eröffnung des Einkaufszentrums die Fußgängerfrequenz erkennbar zugenommen hat, hat Bauausschuss-Vorsitzende Karin Bange, von Beruf Rechtspflegerin am Amtsgericht, täglich vor Augen.

Eine Mitnutzung des alten Finanzamtes ist für Stadtbaudirektor Nolte eine „interessante städtebauliche Option“. Allerdings käme wohl nur das ursprüngliche Zentralgebäude in Betracht.

Kreisverkehr in Planung

Seitenflügel und Nebengebäude könnten beseitigt werden, um einem potenziellen privaten Investor dort Gestaltungsraum zu geben.

Ein Umzug käme für Karin Bange nur in Betracht, „wenn wir einen Käufer für das Amtshaus hätten. Den haben wir aber nicht.“

Gleichwohl bahnt sich im Kreuzungsbereich von Bahnhof-/Garten- und Hubertus-Straße Bautätigkeit an: Die Stadt reanimiert die Planung des Kreisverkehrs. Das Projekt war wegen der großen Belastung durch die Baumaßnahmen rund um den Bahnhof auf Eis gelegt worden.