Marsberg. Nächste Runde im WP-Heimat-Check. Wir konfrontieren Politiker mit Kritikpunkten. Was könnte Marsberg als Einkaufsstadt attraktiver machen?

Der Heimatcheck der Westfalenpost hat eines gezeigt: Im Großen und Ganzen geben die Bürger ihren Städten gute bis befriedigende Noten was Wohn- und Lebensqualität anbelangt. Zur Erinnerung: Über mehrere Wochen hatten wir unsere Leser zwischen Meerhof und Braunshausen im Frühjahr befragt und sie gebeten, Schulnoten in 14 Kategorien zu vergeben. Es ging u.a. um das Sicherheitsgefühl, die medizinische Versorgung oder auch um den Nahverkehr. Fast 1600 Menschen aus dem Altkreis Brilon machten mit.

Wohlfühlfaktor

Am wohlsten in ihrer Stadt fühlen sich die Medebacher und gaben dafür die Gesamtnote 1,76. Es folgten Hallenberg (1,88), Olsberg (1,98), Brilon (2,08), Winterberg (2,09) und Marsberg (2,27).

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Die Ergebnisse und Analysen für den Altkreis Brilon haben wir übrigens zu einem kostenlosen, 21-seitigen Dossier zusammengestellt. E-Paper-Kunden der Westfalenpost finden es in der Übersicht neben der aktuellen Zeitungsausgabe oder unter wp.de/dossier. Alle anderen Abonnenten können es sich digital zuschicken lassen.

Verbesserungspotenzial

In allen untersuchten Städten oder Gemeinden gab es aber auch Kritikpunkte und damit Verbesserungspotenzial. Und damit sind wir bei unserer Heimatcheck-Konfrontationsphase, die wir heute starten. Nur wenige Wochen vor der Kommunalwahl am 13. September haben wir die Parteien, die zur Wahl antreten, mit kritischen und weniger positiven Aspekten des Heimatchecks konfrontiert.

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In Sachen Einkaufsmöglichkeiten bekam Marsberg zum Beispiel „nur“ die Note 3,11. Zum Vergleich: Winterberg war mit 2,08 Klassenprimus, gefolgt von Olsberg (2,16), Medebach (2,46), Brilon (2,54) und Hallenberg (3,13). Im Detail hieß das für Marsberg: 11,6 Prozent der Befragten bewerteten die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort mit sehr gut; 25,4 Prozent gaben ein gut und 26,4 Prozent die Note befriedigend.

Eine Frage der Kaufkraft

Für Marsberg ist die günstige Verkehrslage zur Autobahn in puncto einkaufen Segen und Fluch zugleich. Andererseits ist die Kaufkraft einfach zu gering, um z.B. 20 Bekleidungsgeschäfte in die Stadt zu holen.

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In welcher Stadt fühlen sich die Menschen im Altkreis Brilon am wohlsten? Das ist eine von 14 Fragen, auf die unser Heimatcheck nun Antworten gibt.
Von Thomas Winterberg und Annette Dülme

Wir haben den Parteien bzw. ihren Sprecherin in Marsberg daher folgende Fragen zum Thema Einkaufen gestellt:

1. Entspricht die Wahrnehmung der Umfrage-Teilnehmer auch Ihrer Beobachtung?

2. Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Noten und welche konkreten Pläne haben Sie?

CDU: Politik kann nur Rahmenbedingungen schaffen

Frank-Peter Folcz (CDU Marsberg): „Insgesamt entsprechen die Wahrnehmungen nicht in allen Bereichen unseren Beobachtungen. Die Bewertungen liegen in dem einen und anderen Punkt unterhalb unserer Einschätzungen. Die Noten zeigen Stärken und Schwächen innerhalb der Stadt Marsberg und dienen gut als Anhalt für zukünftige Schwerpunktthemen. Hier müssen Themen wie Wohnqualität, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten forciert werden.

• Die Stadt Marsberg leidet seit Jahren, wie viele andere Städte auch, am Rückgang des Einzelhandels und hat einen hohen Leerstand zu beklagen. Die Politik kann hier aber nur die Rahmenbedingungen schaffen. Daher muss es Ziel sein, das Problem Leerstand mit neuen Ansätzen mindestens zum Stoppen zu bringen. Im Bereich der Grundversorgung und Einkaufsmärkte fehlt es allerdings an Nichts. Hier hat Marsberg innerhalb der letzten Jahre eine äußerst positive Entwicklung vorzuweisen.

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SPD: Aufenthaltsqualität steigern

Peter Prümper (SPD Marsberg): „Die Einkaufsmöglichkeiten in Marsberg sind in den vergangenen Jahrzehnten schlechter geworden, man denke nur an früher zahlreiche Geschäfte im Bereich des „Kötterhagen“. Auch die Situation der (vor allem oberen) Hauptstraße bereitet Sorgen. Schuldzuweisungen gegenüber Internet-Käufern oder Vermietern helfen nicht.

• Die SPD Marsberg folgert hieraus, dass das Einkaufen in Marsberg durch eine Steigerung der Aufenthaltsqualität attraktiver werden muss – besonders für Familien. Politik und Verwaltung haben zumindest Einfluss auf Rahmenbedingungen. Konkret sollte daher z.B. der Marktplatz mit seinem Brunnen aufgewertet werden, um in einer Achse mit Bürgerwiese und Kirchplatz zum Flanieren und Verweilen einzuladen. Auch ein frei zugängliches WLAN kann eine flankierende Maßnahme sein. Eine enge Zusammenarbeit mit Stadtmarketing und Gewerbeverein sind selbstverständlich.“

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Die Linke: ÖPNV vorrangig nutzen

Armin Kleck (Die Linke Marsberg): „Attraktives Einkaufen fängt schon damit an, wie man die Innenstadt erreichen kann. DIE LINKE Marsberg setzt sich dafür ein, dass der ÖPNV vorrangig genutzt wird. Dafür muss es Ein- und Ausstiege möglichst nah bei den Einkaufsmöglichkeiten geben, damit das Eingekaufte nicht zu weit getragen werden muss. Gerade für ältere Menschen sollten Busse gut getaktet möglichst in alle Ortsteile fahren. Und das, wenn möglich, zu günstigen Preisen oder langfristig am besten kostenlos.

• Und die Einkaufszonen sollte auch anlockend für Familien sein. Hier könnten Sitz- und Spielangeboten die Attraktivität steigern.“

MBG: Bessere Außendarstellung nötig

Franz-Josef Weiffen (Marsberger Bürgergemeinschaft): „Das Befragungsergebnis aus ganz Südwestfalen gibt schon einen sehr interessanten Überblick. Vergeben wurden Schulnoten von 1 bis 6. Von den 40 Städten bekam Marsberg bei der Gesamtauswertung eine 2,27 (Durchschnittsnote 2,91) und kommt damit auf den 31. Platz. Aus Sicht der Marsberger Bürgergemeinschaft (MBG) hätten wir nach der bekannten Polizeistatistik bei der Sicherheit, auf Grund der Sport- und Zeitzeitangebote bei Freizeit, bei den vorhandenen kostenlosen Parkplätzen bei den Parkplätzen ein besseres Ergebnis erwartet.

• Die MBG fordert schon seit längerer Zeit einen verstärkten Einsatz durch Stadtmarketing bei der Verbesserung der Einkaufsmöglichkeiten, außer Lebensmittelmärkte. Mit einer aktiveren Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung könnten die tatsächlichen Leistungen der Verwaltung und Politik besser dargestellt werden, was auch zu besseren Ergebnissen führen würde. Dies haben wir in der Vergangenheit schon immer gefordert und werden wir auch bei der neuen Verwaltungsspitze fortsetzen.“

Bündnis 90/Die Grünen: Innenstadt beleben

Christian Böttcher (Bündnis 90/Die Grünen Marsberg): „Als interessierter Bürger habe ich mich am Heimat-Check, beteiligt und scheinbar eine ähnliche Wahrnehmung zur Situation in Marsberg.

• In Marsberg steht an erster Stelle die Innenstadtbelebung. Die Erstellung eines Konzepts ist schon im Gange. Erste Gespräche wurden mit anderen Kommunen geführt, um Gutes zu übernehmen und doch die eigene Note für Marsberg zu entwickeln. Hier sind Politik, Stadtmarketing und der Gewerbeverein der Stadt gefragt, aber auch die Eigentümer von Objekten. Zuerst denke ich an die Chance von POP-UP Läden. Hier könnten Eigentümer von Objekten mit kürzerer Mietbindung und einem entgegenkommenden Angebot auf Interessenten zu gehen. In Nachbarstädten sind interessante neue Einkaufsangebote entstanden. Mit einem Blick auf die langfristige Nutzung und Vergrößerung der Angebotspaletten vor Ort bedarf es aber der Mitwirkung der Bürger*innen, nach dem Motto: fahrt nicht fort – kauft vor Ort! Vielleicht entstehen bei der Entschleunigung durch Corona gute Ideen in der Bevölkerung: START-UPs aus der Region - für die Region.“