Die Corona-Krise nimmt massiv Einfluss auf das Leben. Verändert die Krise auch das Konsumverhalten der Menschen? Das sagen Experten aus dem HSK.

Brilon. Gesund leben, Ressourcen schonen, regional einkaufen – das ist ein Trend, der sich auch hier bei uns im Sauerland zunehmend beobachten lässt und durch die Corona-Krise verstärkt wurde. Wir haben mit zwei heimischen Bio-Händlern darüber gesprochen.

Lisa Brom hat im September 2018 den Bioladen am Derkeren Tor in Brilon übernommen. Sie berichtet, dass das Bewusstsein für nachhaltige Produkte stark gewachsen ist. „Tendenz: Weiter steigend“, so ihre Einschätzung. Und: „Ich habe festgestellt, dass die Kunden tendenziell etwas jünger werden. Inzwischen kommen auch mal Jüngere, um bei uns einzukaufen. Das war früher eher verhalten.“

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„Unverpackt-Regal“

Die Brilonerin engagiert sich auch im Vorstand der Briloner Grünen und so ist Tier- und Umweltschutz natürlich für sie auch politisch ein wichtiges Thema.

Lisa Brom (links) und Maria Reinecke im Bioladen in Brilon.
Lisa Brom (links) und Maria Reinecke im Bioladen in Brilon. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute

Dementsprechend freut sie sich, dass die Möglichkeit, eigene Behälter für die Käsetheke, Obst, Gemüse und Brot mitzubringen, bei ihren Kunden sehr große Resonanz findet. Das gelte auch für das „Unverpackt-Regal“ in ihrem Laden, in dem es zum Beispiel Müsli oder Lakritz gibt, das sie vor einiger Zeit eingerichtet hat. „Das ist nach und nach immer selbstverständlicher geworden. Man merkt, dass die Kunden versuchen, weniger Verpackungen zu benutzen“, erklärt Lisa Brom. Sie hat festgestellt: „Man kann mit Kreativität viel einsparen.

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Sehr nachgefragt: Regionale Produkte

Die Kunden überlegen mehr und mehr, was sie für einen nachhaltigen Einkauf tun können.“ Die Geschäftsinhaberin berichtet, dass viele ihrer Kunden Wert darauf legen, regionale Produkte zu kaufen. Doch sie ist auch realistisch: Konsequent gehe das nur, wenn man auf bestimmte Produkte komplett verzichten möchte. In ihrem Laden gibt es auch Produkte, die von weiter weg geliefert werden; Bananen oder Orangen zum Beispiel. Wo es geht, setzt sie in ihrem Geschäft aber bewusst auf Regionalität und bietet z.B. Eier aus Oberschledorn, Brot und Fleisch aus Bad Arolsen und Schloss Hamborn, sowie Milchprodukte der Upländer-Molkerei an.

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Durch Corona sei der Unverpackt-Bereich allerdings wieder etwas eingeschränkt worden, erzählt Lisa Brom. Einige Zeit lang durften die Kunden keine selbst mitgebrachten Behälter mehr verwenden. Im Zuge der Lockerungen sei aber nach und nach auch wieder einiges in diesem Bereich lockerer geworden. Aber: „Was gar nicht geht, sind offene Gläser.“ Für die Antipasti zum Beispiel sei deshalb eine Alternativ-Lösung gefunden worden: Der Kunde kauft ein Pfandglas und bekommt beim nächsten Einkauf wieder ein neues. Obst und Gemüse dürfen nach wie vor nur mit Einmal-Handschuhen aus dem Bioladen angefasst werden, oder nach vorheriger Hand-Desinfektion.

Gemüsekiste wird nach Hause geliefert

Auch der heimische Biobauer Marius Senge hat mit Beginn der Corona-Krise gemerkt, dass die ohnehin schon große Nachfrage nach regionalen Bio-Produkten weiter angestiegen ist. Da er einen hohen Stammkundenanteil habe, sei es für seinen Demeter-Betrieb leider nicht immer möglich gewesen, alle Anfragen bedienen. Doch immer weiter zu wachsen, sei nicht unbedingt sein Ziel, so der gelernte Heilerziehungspfleger, der seit vier Jahren gemeinsam mit seiner Frau Isis den „Gemüsegarten Auf der Egge“ in Madfeld betreibt. Sie bieten für ihre Kunden Gemüsekisten an, die direkt nach Hause geliefert werden.

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Gerade in Zeiten des Lockdowns war das für viele natürlich ein attraktives Angebot. Aber auch jetzt gebe es immer noch viele neue Anfragen, erzählt der heimische Bio-Landwirt. Mit seinen Waren ist er immer samstags auf dem Wochenmarkt in Frankenberg vertreten. Da sei die Nachfrage wegen Corona allerdings vorübergehend zurückgegangen. Inzwischen laufe aber auch der Marktverkauf wieder so gut wie vorher. Im Angebot hat die Familie quasi querbeet alles, was im Sauerland so wächst: Zucchini, Gurken, Paprika, Salat, Kohlrabi, Kohl, Zwiebeln, Bohnen, Erbsen…

Fleisch und Eier direkt vom Hof

Neben dem Gemüseanbau gibt es auf dem Hof auch Schafe und Hühner, so dass auch Eier und Fleisch angeboten werden. Großen Wert legt Marius Senge darauf, dass bei ihnen das männliche Geflügel nicht im Schredder landet, sondern im Alter von etwa einem halben Jahr geschlachtet wird – entsprechend der „Bruder-Hahn“- Initiative. Und: Küken werden auf dem circa 3,5 Hektar großen Hof selbst ausgebrütet, nicht gekauft. Bei allem was der Biobauer macht, geht es ihm um Nachhaltigkeit, nicht um Masse – und immer mehr Kunden offenbar auch.

>>> Hier gibt es Bio

Möglichkeiten Bio-Produkte beziehungsweise regionale Lebensmittel einzukaufen, gibt es in Brilon zum Beispiel im Reformhaus Rüther in der Bahnhofstraße, im Briloner Bauernladen (Ammertenbühl 1) oder auf dem Seilerhof in Alme. Der Bioladen von Lisa Brom befindet sich in der Derkeren Straße in der Briloner Kernstadt. Wer sich für ein Gemüsekisten-Abo bei Marius Senge interessiert, kann sich unter 0171-3828271 melden.