Marsberg. Anna-Lena Aßmuth macht in Marsberg bei der Bäckerei Stüttgen die Gesellenprüfung: Prüfungsbeste des Jahrgangs. Sie spricht über ihren Traumjob.
Die Brötchen sind fertig. Morgens 10 Uhr in der Backstube der Bäckerei Stüttem in Padberg bei Marsberg im Hochsauerlandkreis: Im Backofen liegen acht lange Vollkornbrote. Bäckermeister Dirk Stüttem öffnet die Backofenklappe. „In 14 Minuten sind sie gut.“ Er tippt die Zeit in das digitale Thermostat ein.
Der Sonderauftrag: 120 Fladenbrote für einen privaten Kunden ist noch in der Mache. Darum kümmert sich Anna-Lena Aßmuth. Die junge Bäckerin hat gerade ihre Gesellenprüfung bestanden. Als Prüfungsbeste. Eine Maschine knetet den Teig für die Fladenbrote durch. „Er muss acht Minuten langsam durchgeknetet werden und dann sechs Minuten schnell“, sagt die junge Bäckerin, hält die Maschine an und kratzt mit einem Schaber Teigreste vom Rührschüsselrand ab, damit er sich gut mit dem anderen Teig vermischt. Er besteht aus Mehl, Wasser, Hefe, Salz, Weizensauer und Olivenöl.
Prüfungsbeste
Anna-Lena Aßmuth steht schon seit 2 Uhr in der Backstube und freut sich jetzt auf ihren Feierabend, wie sie sagt. Aufgestanden ist sie schon um 1 Uhr in der Früh. Von Müdigkeit ist keine Spur zu merken. Freitags beginnt sie schon um 21 Uhr mit der Arbeit, damit am Samstagmorgen die Backwaren frisch in den Regalen liegen. „Dafür habe ich am Samstagmorgen schon um 7 Uhr Feierabend“, lacht die 26jährige Westheimerin. Meistens legt sie sich dann noch einmal kurz hin. „Dann habe ich Wochenende.“ Und Zeit zum Ausgehen und Freunde treffen. Die Woche über geht das eigentlich kaum wegen der Arbeitszeiten.
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In der Arbeitszeit sieht sie auch einen Grund dafür, dass so viele Klassenkameraden aus der Berufsschule ihre Ausbildung abgebrochen haben. Weil sie ein Fachabitur in Ernährung und Hauswirtschaft hat, brauchte sie nur zwei Ausbildungsjahre. Die Regel besteht aus drei Jahren. Von ehemals 21 Bäckerazubis in ihrem Jahrgang hatten zum Ende nur noch acht die Prüfung abgelegt. Darunter mit ihr zwei weitere junge Frauen.
Sie habe sich mit den Arbeitszeiten arrangiert, sagt sie, immer die Rührschüssel mit dem Fladenbrotteig im Blick. Denn sie könne sich keinen anderen Beruf vorstellen. Die Zeit ist rum. Aus dem Teig formt sie flink drei große Kugeln. Unter einem Leinentuch müssen die zehn Minuten ruhen.
Ihre beiden älteren Schwestern sind auch Bäckerinnen. Zu Hause sei immer viel und oft über das Backen gefachsimpelt worden. Und über das Kochen. Beide Schwestern haben auch noch eine Kochausbildung absolviert. Eine Schwester hat inzwischen eine eigene Bäckerei im Kreis Münster. Die andere einen Cateringbetrieb. Anna-Lena Aßmuth hat erst noch einen Umweg über ein Studium Lebensmitteltechnologie Back- und Süßwaren gemacht. „Das wir mir irgendwann zu viel Theorie“, sagt sie. Sie wollte lieber praktisch arbeiten. Wie ihre Schwestern auch, will Anna-Lena Aßmuth auch noch ihren Meister machen. Der Meisterkurs beginnt in zwei Wochen und dauert ein halbes Jahr.
Traumberuf Bäcker
Die Fladenbrotkugeln haben lange genug geruht. Aus den drei großen Kugeln formt die Presse 90 gleichmäßige kleine Kugeln. Die müssen wieder ruhen bis sie zu 90 handtellergroßen Fladen geformt werden. Mit Olivenöl bestrichen werden sie dann im Backofen gebacken.
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Bäckermeister Dirk Stüttem ist stolz auf seine junge Gesellin und ihr gutes Abschneiden bei der Prüfung. Einen neuen Bäckerlehrling hat er schon. Bisher habe er noch keine Schwierigkeiten gehabt, einen Lehrling zu bekommen, sagt der 40-Jährige Bäckermeister im Gespräch mit der WP. Aber die Zahlen in den Berufsschulen sprächen für sich, schränkt er ein. Als er die Ausbildung machte, seien die Jahrgänge noch zweizügig gewesen. Abgesprungen seien damals auch schon einige. „Aber nicht so viele wie jetzt.“
Zweiter Prüfling
Mit Anna-Lena Aßmuth hat auch Noman Ali Butt aus Marsberg seine Bäckerprüfung abgelegt. Mit einer glatten Drei. Seine dreijährige Ausbildung hat er ebenfalls in der Bäckerei Stüttem absolviert. Noman Ali Butt ist aus Pakistan geflüchtet und lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Er spricht bestens Deutsch.
Bäckermeister Dirk Stüttem war in der Prüfungskommission, hatte sich bei der Prüfung seiner Auszubildenden natürlich vertreten lassen. „Noman Ali Butt hat eine bessere Prüfung hingelegt, als manch einer der deutschen Prüflinge“, sagt er anerkennend. Ein Prüfling sei sogar durchgefallen. Gerade auch im Fach Wirtschaft habe der junge Pakistani sich bestens vorbereitet gezeigt und ein gutes Ergebnis erreicht. Er habe die Prüfung mit Bravour gemeistert.