Brilon. Das Haus Hövener hat seine Zeitreise durch die Erdgeschichte medial aufgerüstet. Im Mittelpunkt: ein echter Baby-Dino.

Der leicht modrige Geruch in dem Gewölbekeller mit seinen dicken Wänden ist echt, das monotone Ploppen der Wassertropfen allerdings kommt aus Lautsprechern: Das Museum Haus Hövener hat seine geologische und paläontologische Zeitreise durch die Erdgeschichte multimedial aufgerüstet.

Neue Installationen, neue Vitrinen und Exponate und eine neuartige audiovisuelle Präsentation auf durchscheinenden Leinwänden und Flachbildschirmen sprechen bei einem Besuch alle Sinne an.

Baby-Dino-Skelett aus Nehden

Nach wie vor im Mittelpunkt stehen natürlich die 1978 in einem Steinbruch bei Nehden entdeckten Baby-Iguanodons. Die Skelette dieser Jungtiere ermöglichten es erstmals, das Wachstumsverhalten dieser Spezies wissenschaftlich zu untersuchen. Mit dieser Fundstelle und der damit möglichen Präsentation im Stadtmuseum „heben wir uns weltweit von anderen Fundstellen ab“, sagt Annette Bette, Diplom-Geologin und Leiterin der Geologischen Abteilung des Museums.

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Die damals ausgegrabenen Knochen befinden sich – begast und in Folien eingeschweißt – in Obhut des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Dem Briloner Stadtmuseum wurden täuschend echt anmutende, aufwendige Replikate zur Verfügung gestellt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung im Gewölbekeller des Briloner Stadtmuseums steht das bei Nehden gefundene Baby-Iguanodon
Im Mittelpunkt der Ausstellung im Gewölbekeller des Briloner Stadtmuseums steht das bei Nehden gefundene Baby-Iguanodon © Jürgen Hendrichs

Der Gewölbekeller ist in sechs aufeinander abgestimmte Themenräume gegliedert. Das Szenario: Die Welt der Saurier, Ozeane und Korallenriffe vor rund 380 Millionen Jahren – die Zeit, als Brilon und das Hochsauerland noch südlich des Äquators lagen.

Der Rundgang führt an der ausführlich bebilderten und erläuterten Dokumentation der Ausgrabungsarbeiten an der Saurier-Fundstelle vorbei. Der „Riff-Raum“ macht erlebbar, wie durch Verschiebungen und Verwerfungen der Erdkruste aus dem Korallenriff in der Südsee der Massenkalk der Briloner Hochebene wurde.

In mehreren und zum Teil neu angeschafften und mit neuen Exponaten bestückten Vitrinen geht es um die gleichermaßen farben- wie formenreichen Mineralien der Region, Versteinerungen inklusive.

Neue Medienstation

Neu ist eine Medienstation, an der sich die Besucher fünf jeweils vier Minuten lange Filme wählen und anschauen können, die sich das Stadtmuseum beim Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht FWO, dem Medieninstitut der Länder, besorgt hat.

Museumsleiter Carsten Schlömer an einer der neuen Info-Wände. Mit Lupen lassen sich Details der Erze und Versteinerungen in den Vitrinen studieren.
Museumsleiter Carsten Schlömer an einer der neuen Info-Wände. Mit Lupen lassen sich Details der Erze und Versteinerungen in den Vitrinen studieren. © Jürgen Hendrichs

Mit der Aktualisierung der Ausstellung ist das Stadtmuseum zu einer „Geoparkstation“ geworden. Diesen Status und die damit verbundene Finanzierung hat es über das Leader-Programm erhalten. Darin enthalten ist auch die Einrichtung eines Geopark-Foyers im Eingangsbereich des Stadtmuseums.

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Dort erhält der Besucher multimediale Informationen über den Geopark Grenzwelten und damit auch Tipps für Ausflüge in die reizvolle, grenzüberschreitende Mittelgebirgsregion bis zum Edersee und in den Raum Marburg-Gießen hinein. Die Projektkosten lagen bei 55.000 Euro, von denen der Heimatbund Semper Idem 35 Prozent selbst aufbringen muss.

Carsten Schlömer, viele Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums und seit einigen Monaten nun auch offiziell dessen Leiter, kann die Attraktivität des Hauses Hövener am besten mit nackten Zahlen belegen: Mit 12.221 Besuchern gab es im vergangenen Jahr eine neue Rekordmarke. Winfried Dickel, Vorsitzender des Briloner Heimatbundes und der Träger-Stiftung des Stadtmuseums, schmiedet schon die nächsten Pläne: Dabei geht es um die Aufarbeitung der Stadtgeschichte.

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Bei der Umsetzung und Gestaltung greift er dabei auf die Profis der Dortmunder Ausstellungs- und Museumsgestalter „Bildwerk“ zurück. Prämisse: „Optimieren, aber die Handschrift und den Grundgedanken beibehalten.“