Marsberg. Die Wetter-Kapriolen verlangen den Bauern und ihrer Ernte Einiges ab. Eine Anbau-Versuchsfläche im Sintfeld bei Marsberg untersucht Auswirkungen.
Pflanzenbauberater Ferdinand Falke von der Landwirtschaftskammer NRW geht von „extremen Ertragsunterschieden zwischen flach- und tiefgrundigen Böden“ für alle Getreidesorten aus. Während die ersten Mähdrescher wohl in dieser Woche auf den Feldern in den Niederungen des Paderborner Landes rollen werden, braucht die Wintergerste im Meerhofer Sintfeld bei Marsberg im Hochsauerlandkreis mindestens noch eine Woche bis 12 Tage bis sie reif ist und geerntet werden kann.
Ferdinand Falke führt wieder gemeinsam mit Heinrich Brockerhoff, Ackerbaureferent der Landwirtschaftskammer, die Landwirte durch die Landessortenversuche auf dem fruchtbaren Acker zwischen Meerhof und Fürstenberg. „Die Niederschläge seit dem vergangenen Wochenende variieren im Kreisgebiet von gut 10 Millimeter und deutlich darüber bis vereinzelt zu etwa 100 Millimeter“, verdeutlicht Falke den Bauern aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Paderborn. Die Kulturen würden es größtenteils danken. Weiterhin seien diese bezüglich Feldmäusefraß zu kontrollieren, rät er ihnen.
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1000 Parzellen untersucht
Die rund 12 Bauern nicken zustimmend mit dem Kopf. Dieses Jahr zu Corona-Zeiten finden die Führungen durch die Landessortenversuche nicht in einer großen Gruppe am Abend mit geselligem Abschluss statt, sondern morgens ab 9.30 Uhr und 11 Uhr in Kleingruppen mit Mund-Nasen-Schutz und Abstandsregelungen.
Die Versuchsfläche im Sintfeld ist mit 390 Metern über dem Meeresspiegel mit Abstand der höchst gelegene Versuchsstandort von neun der Landwirtschaftskammer in NRW. Die knapp 1000 Versuchsparzellen sind etwa 1,50 Meter breit und 12 Meter lang. Auf ihnen wachsen verschiedene Sorten von Winterweizen, Wintergerste, Winterraps und Triticale mit verschiedenen Dosen von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln behandelt oder auch gar nicht.
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Falke: „Der Versuchsanbau veranschaulicht die besondere Robustheit der einzelnen Sorten gegenüber Winterhärte, Krankheitsanfälligkeit und Standfestigkeit, Erträge und Qualität.“ Alle 1000 Parzellen werden einzeln ausgesät, betreut, mit einem Versuchsmähdrescher geerntet und ausgewertet. „Der Ertrag, die Qualität und die Vermarktungseigenschaften bilden die Grundlage der neutralen Beratung der Landwirtschaftskammer“, so Falke weiter.
Extreme Frühjahrstrockenheit
In diesem Jahr haben die Bestände besonders unter der extremen Frühjahrstrockenheit gelitten. Dass es kürzlich reichlich geregnet habe, könne die fast dauerhafte Trockenheit über drei Monate hinweg, vom Beginn der Außenarbeiten Mitte März bis Mitte Juni nicht mehr ausgleichen. „Wir haben jetzt im dritten Jahr hintereinander eine anhaltende Frühjahrstrockenheit“, beobachtet Ackerbaureferent Brockerhoff die Folgen des Klimawandels vor der Haustür.
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Während Mais, Grünland, Zuckerrüben und Kartoffeln noch vom Juniregen profitieren können, sei es für das Getreide zu spät. Das hätte die Feuchtigkeit während der Wachstums- und Kornbildungsphase benötigt. Obwohl die Bodenbeschaffenheit des Sintfelds die Feuchtigkeit gut speichern würde, rechnet Falke auch hier mit deutlichen Ertragsverlusten, die aber nicht so gravierend sein würden, wie in den Niederungen des Paderborner Landes. Falke rechnet damit dass die Spanne im Getreide zwischen 50 und mehr als 80 Doppelzentnern pro Hektar liegen werden.
Positiv ist Falke und Brockerhoff aufgefallen, wie sie sagen, dass die Kulturvielfalt wieder zugenommen hat. Neben Getreide und Winterraps würden zunehmend Mais, Erbsen, Ackerbohnen, Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut. So hat ein Meerhofer Bauer auf seinem Acker neben den Versuchsflächen im wieder Zuckerrüben angebaut.
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