Brilon. Die schriftlichen Abiturprüfungen sind geschafft. Der Blick geht Richtung Zukunft. Was bleibt nach dem Corona-Abi? Schüler aus Brilon erzählen.
Der Stift wird hingelegt, die Aufgabenblätter und die vielen Zettel voller Lösungen und Antworten werden sortiert, zusammengelegt und dann an den Lehrer ausgehändigt. Der Körper ist erschöpft von der stundenlangen Konzentration, aber es ist vollbracht. Die schriftlichen Abiturprüfungen sind geschafft. Der Blick geht Richtung Zukunft. Was folgt nach der Schule? Die 19-Jährige Anna Lena Friedrich aus Brilon merkt, dass das Coronavirus nicht nur ihr Abitur beeinflusst.
Statt Reisen jetzt Ferienjob
Theologie und Germanistik sollen im Studium ihre Schwerpunkte werden. Das Interesse dafür ist schon lange vorhanden und wurde mit der Zeit nur noch intensiver. Gerade macht sie sich bereits über Stipendien schlau, guckt, wie der Bafög-Antrag auszufüllen ist.
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„Eigentlich war auch im Gespräch, dass ich mir eine Auszeit nehme und als Au Pair in Europa ein paar Monate lang Erfahrungen sammle“, sagt Friedrich.
In Zeiten von Corona nicht machbar. Ein bisschen Zeit für sich nehmen, die Welt erkunden, vielleicht eine Reise nach Spanien nutzen, um den Stress der Abiturklausuren zu vergessen. Die Pläne gibt es jetzt nicht mehr. Stattdessen wartet ein Ferienjob.
„Ich hatte Albträume darüber, ob ich die Prüfungen geschafft habe oder nicht. Es ist so ein Stress, weil es in der Schule immer heißt, dass die Abiklausuren das Ziel ist auf das wir all die Jahr hinarbeiten“, blickt die 19-Jährige zurück. Zu Beginn des Jahres als Corona noch nicht so groß auf dem Radar der Schülerin war, dachte sie noch, dass sie während der Klausuren verzweifeln würde. Der Austausch mit Freunden im Vorfeld half ihr aber und die Prüfungen werden von ihr im Nachhinein als angenehm empfunden.
Am Gymnasium Petrinum schrieb sie die Klausuren in einer Turnhalle. Das große Wiedersehen mit den Klassenkameraden, die sie wochenlang nicht gesehen hatte. „Es waren wie Sommerferien mit einem komischen Beigeschmack“, beschreibt sie das Gefühl in dem Zusammenhang. Wann und ob sie nochmal alle zusammenkommen werden, ist unklar. Ob sie sich deswegen vorsorglich nach ihrer letzten Abiturklausur von allen verabschiedet hatte, beantwortet sie mit nein. „So weit haben wir gar nicht gedacht. Wir sind nicht aus der Welt und können weiterhin Kontakt halten. Vielleicht gibt es im Herbst eine interne Party oder ein Treffen im Bexkeller.“
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Ausbildung machen oder Studieren
Einen Abiball wird es nicht geben, die Zeugnisvergabe höchstens in einer stark eingedämpften Version. Entsprechend seltsam fühlte sich der Heimweg nach der letzten Klausur für Friedrich an. „Es war komisch ins Auto zu steigen in dem Wissen, dass ich die Schule das letzte Mal betreten hatte. Die Heimfahrt fühlte sich stumpf an. Eine Ära geht zu Ende und diesen Moment wollte ich eigentlich besonders machen.“
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„Viele gingen unter Tränen nach Hause“, erinnert sich Jonathan Cappa. Auch er legte in diesem Jahr das Abitur am Petrinum ab, nahm den vermeintlichen Abschied aber etwas gefasster hin. Mit wem er weiterhin Kontakt halten möchte, hält er weiterhin Kontakt. So einfach ist seine Rechnung.
Trotzdem möchte auch er einen angemessenen Abschied vom Schulleben haben bei der Zeugnisvergabe. Ein Gemeinschaftsgefühl soll dabei entstehen.
Auf seine Zukunftspläne hat Corona keine negativen Auswirkungen gehabt. Geholfen hat die aufgezwungene Zeit daheim aber auch nicht. „Eine Ausbildung machen oder Studieren“, stehen auf dem Zettel der Möglichkeiten des 19-Jährigen. Die Richtungen sind völlig offen. „Ich denke nicht, dass Corona einen so großen Einfluss auf die Entscheidung haben wird. Das Problem ist eher das breite Angebot und wie man sich darin zurechtfindet.“
Feiern und Zeugnisse im Autokorso?
Am Gymnasium Petrinum wird derzeit ein Dirve-In-System für die Zeugnisvergabe diskutiert. Dabei würden die Schüler vorfahren, ihr Zeugnis abholen und nach einer Chance auf ein Foto das Schulgelände wieder verlassen.