Brilon. Das Betretungsverbot für Kitas wird trotz Corona aufgehoben. Doch Eltern müssen sich auf reduzierte Betreuungszeiten einstellen. Das kann man tun

Der Betrieb der Kindertagesstätten soll in Brilon am 8. Juni wieder hochgefahren werden. Ein eingeschränkter Regelbetrieb ist das Ziel für die Kinder, die einen Anspruch auf Betreuung und Erziehung haben. Damit geht aber auch einher, dass die bisher vorhandene Notbetreuung für Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen wegfällt und außerdem die Betreuungszeiten für alle Kinder um jeweils zehn Stunden gesenkt werden. Das hat zur Folge, dass in vielen Familien das Problem entsteht, dass die eigenen Arbeitszeiten nicht mehr zu den angebotenen Betreuungszeiten passen.

Bis zuletzt befanden sich 300 Kinder in Brilon in der Notbetreuung

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Im Ticker berichtet die Westfalenpost im Altkreis Brilon täglich über Neuigkeiten zum Coronavirus im östlichen HSK.
Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Vor dem Brückentag am 19. Mai betrug der Anteil der Kinder in Notbetreuung rund 300 Kinder. Seit dem 14. Mai haben Vorschulkinder, die Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket haben, einen Anspruch auf Betreuung, außerdem unabhängig vom Alter Kinder, die von einer Behinderung bedroht sind oder eine Behinderung haben. „Die Zahl der betreuten Kinder hat sich dadurch etwas erhöht, mittlerweile werden in allen Einrichtungen wieder Kinder betreut“, sagt Clemens Mund, Pressesprecher der Stadt Brilon.

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Alle anderen Kinder bleiben in Brilon bislang noch im Elternhaus. Wenn sich ab dem 8. Juni wieder alle Kinder in den Kitas aufhalten können, könnte es für einzelne Einrichtungen Probleme geben, wenn der Anteil der Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen mit Vorerkrankungen überdurchschnittlich hoch sein sollte.

Kitas, die wegen fehlenden Personals nicht in der Lage sind, eine Betreuung in neu beschlossenen Umfang anzubieten, können – in Ausnahmefällen – beim Stundenvolumen nach unten abweichen, hieß es von Seiten des NRW-Familienministers Joachim Stamp (FDP) am Mittwoch.

Härtefälle gesondert betrachten

Die wohl größte Einschränkung für Eltern von Kindergarten-Kindern wird aber die Reduzierung der Betreuungsstunden sein. In Orientierung an den jeweiligen Betreuungsverträgen sollen nur 15 statt 25, 25 statt 35 und 35 statt 45 Betreuungsstunden angeboten werden. Für alle Eltern fallen also zehn Betreuungsstunden pro Woche weg.

Masken als Starthilfe

Die Jugendämter in NRW bekommen zwei Millionen „FFP-2 Masken“ und drei Millionen OP-Masken als „Starthilfe“ für guten Arbeitsschutz. Die Träger erhalten einen „finanzieller Zuschuss“ zum Ausgleich für die teuren Arbeitsschutzmaßnahmen.

Seit dem 26. Mai beantwortet eine telefonische Beratungsstelle für alle Kita-Leitungen Fragen zu Hygiene und Arbeitsschutz. Mit einem „Personalgewinnungsprogramm“, sollen Hilfskräfte für die Kitas gewonnen werden, die die Erzieherinnen und Erzieher entlasten.

Manche Städte erwägen eine ergänzende Tagespflege, das ist in Brilon nicht der Fall. „Der Umfang der Betreuung ist in dieser Öffnungsstufe regelhaft, um allen Kindern einen Zugang zu frühkindlicher Bildung zu verschaffen“, erklärt Mund, „Betreuungsbedarfe können gegebenenfalls noch nicht vollumfänglich erfüllt werden. In besonderen Härtefällen ist Kontakt mit dem zuständigen Jugendamt aufzunehmen.“

Eltern im Vorfeld kontaktiert

Die Verantwortlichen der DRK Kita in Brilon wandten sich an die Eltern, um über die neuen Regelungen zu informieren, aber auch, um zu erfragen, wie der Betreuungsbedarf bei jedem einzelnen aussieht, damit entsprechend die Öffnungszeiten geplant werden können. Die Eltern reagieren laut Geschäftsführer René Teich verständnisvoll. Er geht davon aus, dass sich die Öffnungszeiten nicht sehr stark ändern werden.

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Dass die Betreuungsstunden nach unten abweichen in der DRK Kita, weil vermehrt Erzieher zur Risikogruppe gehören, glaubt Teich nicht. „Wir müssen gucken, wie die Gruppen besetzt werden und wo noch Personal nötig ist. Die Mitarbeiter müssen jetzt flexibel sein, aber dank der erheblichen Einsparung von zehn Stunden sehe ich derzeit nicht, dass wir die Betreuungszeiten zurückdrehen. Das sehen wir aber nach ein bis zwei Wochen“, erklärt Teich den Plan.

Erwachsene tragen Mund-Nasen-Schutz

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Die Mitarbeiter müssen in den Räumlichkeiten einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Eltern ebenso. Im Waschraum sind kleine Fußabdrücke platziert, damit die Kleinen wissen, wo sie zu stehen haben. Teich glaubt nicht, dass die Kinder große Probleme haben werden, wenn sie nach wochenlanger Pause wieder in die Kita zurückkehren. Im Einzelfall muss aber entschieden werden, wer gegebenenfalls Unterstützung braucht.

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„Es ist wichtig wieder in die Normalität zurückzukehren. Für die Kinder, aber auch für die Eltern und die Erzieher. Der Aspekt der Vorsicht muss aber gegeben sein“, sagt Teich. Dennoch glaubt er nicht, dass die Zustände vor Ort in den nächsten drei bis vier Monaten so sein werden, wie es alle Beteiligten eigentlich gewohnt sind. Das hängt auch damit zusammen, dass die derzeitigen Regelungen zunächst bis für den 31. August gelten.

Kinder in Brilon nutzen vermehrt Außenbereiche

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Die Kinder sollen jetzt vermehrt die Außenbereiche nutzen, um sich verteilen zu können. „Das Spontane wird zurückgefahren, weil das schwieriger zu realisieren ist. Aber Spaziergänge in Kleingruppen sind beispielsweise ebenso möglich, wie sich auf dem großen Außengelände aufzuhalten“, sagt Teich. Er erklärt auch, dass die Kinder wohl auf eine Menge Spielzeug verzichten müssen, weil der permanente Desinfektionsaufwand zu groß ist. „Aber unsere Fachkräfte sind auch so in der Lage die Kinder zu betreuen.“

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Er sieht aber auch ein weiteres Problem: Den Start ins neue Kitajahr am 1. August, denn Elternabende für den Informationsaustausch und das Kennenlernen untereinander sind nicht möglich. Wie sich das regeln lässt, ist derzeit noch unklar. Teich ist aber froh, dass die Kita in einen eingeschränkten Regelbetrieb übergehen kann: „Wir haben eine ureigenen Aufgabe gegenüber den Kindern. Die lässt sich nur bedingt aussetzen.“

Die katholischen Kitas in Brilon

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Manuela Schmitz, pädagogische Regionalleitung bei den katholischen Kindertageseinrichtungen Hochsauerland-Waldeck, erklärt, dass es auch für die Kitas St. Maria im Eichholz, St. Elisabeth sowie
St. Petrus und Andreas Änderungen auf Eltern und Kindern warten.

Auch hier wurden Eltern kontaktiert, um zu erfragen, wie sie zu vorgeschlagenen Öffnungszeiten stehen. Die Kleinen sollen künftig am Außengelände abgegeben werden, damit die Eltern möglichst nicht die Kita betreten müssen. Wenn doch, müssen sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Eine Pflicht für Mitarbeiter gibt es nicht.

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Während die Kinder vor Corona beim Frühstück und Mittagessen ihre Portionen noch selbst auf Teller gemacht haben, sitzen sie ab dem 8. Juni an einem festen Platz und bekommen ihre Mahlzeit serviert.

Mitarbeiter halten Kontakt zu Eltern

„Viel Selbstständigkeit wird zurückgefahren. Die Kinder haben die Kita stellenweise neun Wochen nicht gesehen. Ob eine Eingewöhnung stattfinden muss oder wir es mit Ängsten zu tun haben, schauen wir dann im Einzelfall“, sagt Schmitz.

Die Mitarbeiter der Kitas haben versucht in der Zeit den Kontakt zu den Eltern und Kindern zu halten. Teilweise würden Elterngespräche telefonisch durchgeführt. Möglich sei es auch, von zu Hause aus Konzepte zu erarbeiten, Termine vorzubereiten oder Angebote zu entwickeln.

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„Es ist schön, wie viele kreative Ideen entstanden sind. In einigen Kitas wurde zum Beispiel der Morgenkreis gefilmt und als Video für die Kinder zu Hause zur Verfügung gestellt, andere haben Kochrezepte, Bastelanleitungen oder Spielvorschläge für die Familien zusammengestellt“, erzählt Manuela Schmitz.

Auch in den katholischen Kitas sieht es derzeit nicht so aus, als würde eine Stundenreduzierung nötig sein.