Hochsauerlandkreis. Die Abiturienten müssen vor Corona geschützt werden. Schulen gehen unterschiedlich damit um. Lehrer und Schüler berichten von den Auswirkungen.

So hatte sich das zu Beginn des Jahres wohl niemand vorgestellt. Aber seit Dienstag stellen sich knapp 90.000 Schüler ihren Abiklausuren und versuchen bis zum 25. Mai ihr Bestes in den schriftlichen Prüfungen zu geben, trotz der stark veränderten Bedingungen durch Corona. Die sehen in den Gymnasien im Altkreis Brilon stellenweise sehr verschieden aus.

Berufskolleg Olsberg

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Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

„Wir werden alle Ressourcen nutzen, sei es die große Aula, der Gymnastik- oder der Musikraum“, erklärt Oliver Schannath, stellvertretender Schulleiter am Berufskolleg in Olsberg. 40 Schüler machen dort ihr Abitur in diesem Jahr. Masken müssen auch dort nicht in den Räumlichkeiten getragen werden. Zumindest solange keine Frage aufkommt.

Um Lehrer und Schüler zu schützen, müssen beide Seiten einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen, wenn eine Lehrkraft wegen einer Frage an den Tisch eines Schülers muss.

Geschwister-Scholl-Gymnasium in Winterberg

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Ein Klassenraum. Zwischen den Tischen herrscht viel Platz.
Von Kevin Kretzler, Rita Maurer, Annette Dülme und Thomas Winterberg

Am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Winterberg war der Andrang größer. 30 Schüler begannen ihre Abiturprüfungen, 72 stehen insgesamt in diesem Jahr vor ihrem Abschluss. Schulleiter Ulrich Cappel begann schon früh mit der Planung, um auf diese Phase trotz Corona gut vorbereitet zu sein. Das Gebäude verfügt über viele Räume, so dass nicht mehr als fünf Schüler pro Raum zugelassen sind.

Auch Cappel bemerkt, dass die Personallage der Lehrer die Situation nicht gerade einfacher macht. Das wird sich vor allem zeigen, wenn die Gesellschaftswissenschaften in den Fokus rücken und zwölf Räume bereitstehen müssen. Den Schülern scheint das wenig auszumachen. „Ich habe den Eindruck, dass die Schüler zufrieden sind. Manche hätten gerne schon eher ihre Prüfungen geschrieben“, sagt Cappel.

Petrinum Brilon

Besonders gut hat es derzeit das Gymnasium Petrinum in Brilon. Von der Lösung ist auch Schulleiter Johannes Droste begeistert, denn nach bisherigem Stand können alle Prüfungen in der Turnhalle geschrieben werden. Zwei der vier Hallen-Segmente standen den 50 Schülern am Dienstag für ihre Klausuren zur Verfügung. Reichlich Platz.

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Zwei Lehrkräfte reichen hier für eine Aufsicht schon aus. Statt der vorgeschriebenen 1,5 Meter Abstand zueinander, haben die Prüflinge sogar mindestens zwei Meter zur Verfügung. Auch die 60 Schüler, die Dienstag ihre Deutschklausur schreiben, finden problemlos Platz. „Die Schüler machten in der Situation einen gefassten Eindruck. Die Nervosität sah wie in jedem Jahr aus“, sagt Droste.

Carolus-Magnus-Gymnasium in Marsberg

Den Start legten die Schüler am Dienstag vor allen in naturwissenschaftlichen Fächern hin. Am Carolus-Magnus-Gymnasium in Marsberg schrieben beispielsweise 27 von ihnen eine Prüfung in Biologie im kleinen Kreis ab. „Wir haben die Räume geteilt. In jedem sind maximal sieben Personen“, erklärt Schulleiter Dr. Markus Bohnensteffen.

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Eine Maskenpflicht gilt während der Klausur nicht, allerdings, wenn sich jemand im Gebäude bewegt. Vor allem Personell stellt die Coronakrise die Schule vor eine Herausforderung, denn in jedem Raum muss sich natürlich auch eine Aufsichtsperson befinden. Bei Fächern mit vielen Prüflingen wie beispielsweise Deutsch oder Englisch ist das schwierig. „Das lässt sich im Moment stemmen, aber nur weil keine anderen Schüler im Haus sind. Anders wäre das nicht machbar“, sagt der Schulleiter. Problematisch dabei ist auch, dass noch unklar ist, ob ein Lehrer, der zur Risikogruppe gehört, Aufsicht führen darf. Daher sind diese bisher noch nicht zurückgekehrt. Bohnensteffen: „Aber bisher klappt alles super. Wir machen das auch nicht zum ersten Mal.“

Die Sicht einer Schülerin

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Für Catarina Schrewe war es zunächst ein seltsames Gefühl in der Turnhalle ihre Abiprüfung zu schreiben. „Meine Vorstellungen im Vorfeld waren aber viel extremer als die Realität“, sagt sie. Sie wusste, was in der Theorie auf sie warten würde, aber eine Klausur unter diesen Bedingungen zu schreiben war ihr unbekannt. „Ich dachte, dass die Menge an Schülern und diese neue Situation eine Steigerung meiner Nervosität die Folge wäre, aber dem war nicht so“, erklärt die 18-Jährige.

Sie sagt, dass durch die vorherigen Maßnahmen wie Abstand halten und Masken tragen eine gewissen Routine entstanden ist und die Eingewöhnung in der Turnhalle daher gar nicht mehr so dramatisch war.

Traurige Veranstaltung statt krönender Abschluss

„Es ist ein Erlebnis für das ganze Leben mit Gottesdienst, Reden, dem Abiball und all das können die Abiturienten in diesem Jahr nicht erleben. Ich hab den Schülervertretern gesagt, dass nichts ersatzlos gestrichen wird“, erklärt Schulleiter Johannes Droste klar. Nach den Sommerferien sollen die Schüler nach Möglichkeit entschädigt werden für eine „traurige Veranstaltung“, die die Zeugnisvergabe Ende Juni wohl sein wird. Normalerweise nehmen Schüler, Eltern und Freunde an dieser Feierlichkeit teil.

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In diesem Jahr unmöglich realisierbar für die Schulen. Im Petrinum gibt es Überlegungen, aber noch nichts konkretes. Möglich sei es den Schülern hinter einer Plexiglasscheibe ihr Zeugnis zu überreichen. Vielleicht können Eltern per Live-Stream daran teilnehmen, um zumindest über einen Bildschirm den großen Moment des eigenen Kindes beobachten zu können. „Denkbar wäre auch, dass noch ein Foto im Foyer oder in einem Büro mit vernünftigem Ambiente gemacht wird“, sagt Droste.

Wenig Optimismus in Marsberg

Wenig optimistisch gibt sich Dr. Markus Bohnensteffen vom Gymnasium in Marsberg bei dem Thema. Die Schüler hätten klar zum Ausdruck gebracht, dass sie Angehörige und Freunde bei der Zeugnisübergabe gerne dabei haben möchten. Keine leichte Aufgabe.

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Der Schulleiter steht in Kontakt mit Kollegen, um eine Lösung zu finden, die die Schüler zufrieden stellen kann, aber dennoch den Sicherheitsstandards gerecht wird. Aber hoffnungsvoll klingt er dabei nicht: „Es wird keine gute Lösung geben können.“