Brilon. Die Corona-Pandemie hat auch Konsequenzen für den ohnehin durch Sturm und Borkenkäfer geplagten Wald in Brilon. Es droht ein massives Problem.
Bernd Götte achtet auf den Abstand: zwei Meter. Aber dem Forstwirt geht es hier in der frischen Frühlingsluft an der Flanke des Buttenbergs bei Brilon-Bontkirchen nicht um die in dieser Corona-Zeit empfohlene zwischenmenschliche Distanz. Götte beobachtet den Trupp Wanderarbeiter, die den Buckel krümmen. Zwei Meter, das ist der Pflanzabstand für die jungen Douglasien. Als wenn die Orkane und der Borkenkäfer dem Wald in den vergangenen Monaten und Jahren nicht schon genug geschadet hätten. Jetzt setzt auch das Coronavirus dem Stadtforst zu.
250.000 Setzlinge hat das Forstamt bestellt
Wegen der Corona-Krise gerät nun auch die Aufforstung im Briloner Stadtwald ins Stocken. Rund 250.000 Setzlinge hat das Forstamt bestellt, darunter 115.000 Douglasien, und bei denen herrscht Druck. „Die müssen in den nächsten vier Wochen in den Boden“, sagt der Leiter des Forstbetriebs, Dr. Gerrit Bub. Denn Douglasien können nur im Frühjahr gepflanzt werden. Allerdings: Wer soll das machen? Es fehlen Pflanzer.
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Mitarbeiter überwiegend im osteuropäischen Ausland
Wegen des Auftragsvolumens musste die Stadt die Arbeiten europaweit ausgeschrieben. Den Zuschlag erhalten hatte ein Unternehmen aus Österreich. Das seinerseits rekrutierte seine Mitarbeiter überwiegend im osteuropäischen Ausland.
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Diese Grenzen sind jetzt dicht. Immerhin: Eine kleine Mannschaft blieb in Deutschland. Davon sind 14 Pflanzer zurzeit im Briloner Stadtwald im Einsatz. Dr. Bub will - soweit möglich - auch eigene Mitarbeiter in die Aufforstung einbinden, damit wenigstens die Douglasien in den Boden kommen. Das Kontingent an anderen Nadel- und Laubhölzer könne im Herbst gepflanzt werden, sagt der Forstamtsleiter.
Die Waldschäden sind vielerorts enorm
Priorität bei der Aufforstung haben derzeit der Bereich Borberg-Schellhorn, das Dreis, der Buttenberg und der Raum Madfeld, aber das, so Dr. Bub, sei „nur eine Momentaufnahme“. Auch im Bereich Niederwald und Scharfenberg sind die Waldschäden enorm.
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Wegen der eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten muss der Forst auch die Wildschutzmaßnahmen, etwa den Bau von Zäunen, verschieben. Die Aufforstung ist eine Mammutaufgabe. Nach Kyrill, dem rund 1000 Hektar Stadtwald und rund 500.000 Festmeter Holz zum Opfer gefallen waren, hatte der Forst an die drei Millionen Setzlinge nachgepflanzt. Der Orkan hatte einen riesigen Schaden hinterlassen, aber das war das Ergebnis nur einer Nacht. Der Klimawandel und seine Folgen für die Forstwirtschaft ist eine fortwährende Herausforderung.
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Dr. Bub sieht darin aber auch die Chance, sich auf ein neues Waldbausystem einzulassen, das den künftigen ökologischen, ökonomischen und sozialpolitischen Ansprüchen des Waldes und seiner Nutzung gerecht werden könne. Dr. Bub: „Das braucht aber Zeit, Personal und Geld.” Die Douglasien erfüllen schon in jungen Jahren einen weiteren Zweck: Weil sie, so Forstwirt Bernd Götte vor Ort am Buttenberg, etwa ein Drittel schneller wachsen als Fichten, helfen sie mit, die auf den kahlen Flächen sonst ebenfalls wild sprießenden Büsche oder Beeren zu unterdrücken.
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Borkenkäfer: „Der Käferfraß ging weiter.“
Andererseits müssen die Setzlinge besonders geschützt werden. Sind die weichen Douglasien doch ein Leckerbissen für das Wild. Das geht großflächig durch Gatter. Eine andere Möglichkeit: Stachelbäume. Das sind Drahtstäbe, die neben die Jungpflanzen gesteckt werden und die das Wild am Knabbern hindern.
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Die ergiebigen Regenfälle des vergangenen halben Jahres seien gut für den Boden gewesen, sagt Dr. Bub, allerdings habe der milde Winter - so kalt wie in den vergangenen Nächten war es ja selten - dem Borkenkäfer wenig zugesetzt.
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Folge: „Der Käferfraß ging weiter.“ Und ab 16 Grad beginnt er wieder zu fliegen. Froh ist der Briloner Forstamtschef, dass er mit der Fa. Egger auf einen zuverlässigen Partner in der Krise zur Seite hat. Das Unternehmen nimmt große Holzmengen ab. Ein Teil kann in einem Nasslager aufbewahrt werden, am Nehdener Weg befindet sich das im vergangenen Jahr eigens hergerichtete Trockenlager, und schließlich fließt ein Kontingent zur sofortigen Verwertung ins Werk. Weiter, wenn auch nur schleppend, geht die Containerverladung - „ein Tagesgeschäft“, sagt Dr. Bub. Sofern Container verfügbar sind.