Brilon. Einige Einzelhändler kritisieren die St. Hubertus-Schützenbruderschaft Brilon. Vorsitzender Herbert Jätzel wehrt sich gegen Kritik. Darum geht’s.
In der Schützenhalle Brilon findet am ersten Juni-Wochenende ein Schuh-Sonderverkauf statt. Einzelhändler kritisieren das scharf. Die Schützenbrüderschaft wehrt sich.
„Gerade jetzt in der Coronazeit hat der ortsansässige Handel stark zu kämpfen! Und gerade jetzt könnte man erwarten, dass die örtlichen Vereine mit dem Handel und den Mitarbeitern an einem Strang ziehen“, so schreibt Hartmut Kempmann, Inhaber des Schuhgeschäfts „Mehralsschlappen“ in einem Brief an diese Zeitung. Seine Kritik richtet sich vor allem an die Schützenbruderschaft. Aus seiner Sicht sei es unverständlich, dass gerade jetzt zu dieser gerade für den Einzelhandel schweren Corona-Krise der Schützenverein seine Halle an solch einen ortsfremden Händler vermiete und so die Kundschaft aus der Innenstadt weglocke.
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Ärger über Sonderverkauf ist nichts neues
„Auch, wenn die Hansetage nicht wie geplant stattfinden, haben wir Händler an dem Wochenende mehr Publikum erwartet. Das ist jetzt völlig kontraproduktiv“, sagt Kempmann. Rechtlich gesehen könne man nichts gegen den reisenden Handel machen, doch moralisch sei es gerade jetzt nicht in Ordnung, so Hartmut Kempmann. Und mit der Meinung ist er nicht alleine.
Das Reisegewerbe
Das Reisegewerbe bezeichnet die Ausübung einer gewerblichen Tätigkeit außerhalb der eigenen Niederlassung oder ohne eine solche zu haben. Dafür wird meist eine spezielle Reisegewerbekarte benötigt.
Die ortsgebundenen Händler dürfen, laut Michael Dornow von Sport Point, einen solchen Verkauf außerhalb des eigenen Geschäfts nicht veranstalten.
Michael Dornow, Geschäftsführer von Sport Point, ärgert sich seit Jahren darüber. „Die kommen regelmäßig und laden hier ihren Schrott ab. Jeder Schuh der nicht in der Stadt verkauft wird, ist ein Schaden für die Stadt“, erklärt Dornow. Damit spricht er auf die Steuern an, die die Händler bezahlen. Von den Einnahmen des mobilen Handels erhält die Stadt Brilon nämlich nichts. „Zurzeit spricht jeder von Solidarität und Unterstützung. Doch das passt einfach nicht zur Solidarität“, sagt Michael Dornow. Hinzu kommt, dass gerade die Schützenvereine auf die Unterstützung des hiesigen Handels zählen. „Wir öffnen unsere Geschäfte an Schützentagen, machen Angebote für Schützen. Das jetzt geht einfach gar nicht“, empfindet Hartmut Kempmann. Wundern würde es ihn nicht, wenn dies bald der Vergangenheit angehöre, schreibt er.
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Das sagt die Bruderschaft
Der Schuh-Sonderverkauf sei schon lange terminiert gewesen, sagt der Vorsitzende der St. Hubertus-Bruderschaft, Herbert Jätzel. Mit dem Veranstalter gebe es einen langfristig abgeschlossenen Belegungsvertrag. Seit 2016 macht er zweimal im Jahr in Brilon Station. Normalerweise findet die Veranstaltung im Hubertussaal statt. Das war auch für diese Woche so abgesprochen gewesen. Damit wäre die Veranstaltung auch nicht mit der für Samstagabend geplanten großen Hanse-Party kollidiert. Dass der Verkauf jetzt in der großen Halle stattfindet, sei Corona geschuldet. Jätzel: „Da ist mehr Platz. Da lassen sich die Abstandsregeln besser einhalten.“
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Die Verärgerung aus Kreisen des Briloner Einzelhandels sei den Schützen zu Ohren gekommen und in einer Vorstandssitzung thematisiert worden. Vertragsbrüchig zu werden, sei nicht infrage gekommen, so Jätzel: Denn dann hätte man einen langjährigen Partner vergrault, aber nichts gewonnen. Jätzel: „Dann hätte er eben in Altenbüren oder anderswo eine Halle genommen.“ Der über die Stadtgrenzen hinaus beworbene Sonderverkauf ziehe Käufer aus der ganzen Region an, sagt der Schützen-Chef. Mancher von denen verbinde einen Abstecher nach Brilon sicher auch mit einem Einkauf in der Innenstadt.
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Im übrigen müsse die Bruderschaft auch an sich selbst denken. Der Schuhposten-Markt sei die erste kommerzielle Hallenvermietung des Jahres. Alle geplanten Veranstaltungen und Feste sind wegen Corona ausgefallen. Jätzel: „Uns steht das Wasser auch bis zum Hals.“