Brilon. Ein Fahrverbot für Motorradfahrer wird gerade in der Politik diskutiert. Wie ein Ortsvorsteher gegen Raser kämpft und was die Polizei sagt.
In Langewiese und Neuastenberg ist die Situation untragbar geworden. Das sagt Klaus Homrighausen, Ortsvorsteher, über die Motorradfahrer, die durch den Ort fahren. Ein Thema, das viele Menschen zu beschäftigen scheint – und gerade auch die Politik umtreibt. Derzeit wird über ein Fahrverbot für Motorräder an Sonn- und Feiertagen diskutiert, um die Lärmbelästigung, die zahlreiche Anwohner beliebter Strecken bemängeln, zu mindern. Der Bundesrat hatte sich in seiner Sitzung schon am 15. Mai dafür ausgesprochen, den Lärm von Motorrädern zu verringern.
Ortsvorsteher ist für das Fahrverbot
Klaus Homrighausen ist für dieses Verbot. „Gerade wegen Corona sind noch mehr Motorradfahrer unterwegs, weil nicht so viele Autofahrer auf den Straßen waren“, klagt er. Schon im Winterberger Rat waren die Geschwindigkeit und der Lärm der Maschinen Thema. Gerade in „seinen“ Orten würden die Biker sehr schnell fahren.
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„Auf der langen Gerade Richtung Langewiese, raus aus Neuastenberg, beschleunigen viele Motorradfahrer schon innerorts und sind dann am Ortsschild schon bei 150 Stundenkilometer.“ Wenn die Fahrer dann in Langewiese ankommen, würden sie noch immer viel zu schnell fahren und zu langsam abbremsen.
Kampf dauert schon Jahre
Klaus Homrighausen versuche schon seit Jahren, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Straße nach Langewiese zu erreichen. Ob nun Blitzer oder ein 70er-Schild aus dem Ort raus – für jede Maßnahme sei er dankbar. Die Kreispolizeibehörde sehe allerdings bisher keinen Handlungsbedarf. „Muss erst was passieren, bis etwas passiert?“, frag Klaus Homrighausen.
Polizei im Interview zur Situation
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Die Polizei im Hochsauerlandkreis ist sich des Problems allerdings sehr wohl bewusst, wie Laura Burmann, Pressesprecherin der Polizei im HSK, im Interview zur aktuellen Situation mit den Motorradfahrern betont:
Was sind die häufigsten Unfallursachen bei Motorradunfällen?
Laura Burmann: Anders als häufig behauptet, werden die meisten schweren Unfälle durch den Motorradfahrer selbst verursacht. 75 Prozent selbstverursachter Unfälle im letzten Jahr sprechen hier eine eindeutige Sprache. In den meisten Fällen spielt die nicht angepasste Geschwindigkeit die entscheidende Rolle. Und gerade die Geschwindigkeit entscheidet über Leben und Tod.
Ich meine mich zu erinnern, dass im letzten Jahr einige Fahrer tödlich verunglückt sind, die Zahl der Verletzungen bei Motorradunfällen allerdings zurückgegangen ist. Glauben Sie es gibt – auch dank der Polizeikampagne die Sie ins Leben gerufen haben – mehr Bewusstsein für vorsichtiges Fahren?
Im letzten Jahr verloren leider 18 Menschen ihr Leben auf den Straßen des HSK. Darunter waren zehn Motorradfahrer. Diese Zahl macht uns betroffen. Wir untersuchen jeden Unfall und fragen nach dem Warum. Tatsächlich ist die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle 2019 gesunken. Trotzdem gab es mehr Verkehrstote. Die Zahlen zeigen, dass es häufig vom Zufall und Glück abhängt, ob man als Verkehrsteilnehmer und insbesondere als Motorradfahrer bei einem Unfall überlebt oder nicht. Leider stellen wir aber immer wieder fest, dass unsere Präventionshinweise in vielen Köpfen nicht ankommen. Manche Fahrer ignorieren bewusst die Verkehrsregeln.
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Sie nutzen unsere Straßen als Rennstrecke und setzen bewusst ihr eigenes und das Leben anderer auf’s Spiel. Die unverantwortlichen Fahrer erreichen wir nur über den Geldbeutel und den Führerscheinentzug.
Wie oft stoppen Sie frisierte Motorräder? Ist das im HSK ein Problem?
Wir gehen konsequent gegen manipulierte Maschinen vor. Wenn sich der Verdacht ergibt, dass ein Motorrad manipuliert ist, stellen wir die Maschine sicher und leiten ein Straf- bzw. Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Halter und Fahrer ein. Die Polizei erfasst keine Statistik über manipulierte Motorräder.
Wo sind die Hotspots für Motorräder im Altkreis Brilon?
Das Sauerland ist für viele Motorradfahrer ein beliebtes Ausflugsziel. Im Altkreis zieht es die Fahrer häufig zum Diemelsee oder nach Winterberg. Leider gibt es auch einige Strecken, die von einigen wenigen Motorradfahrern als Rennpiste genutzt werden. Wir kennen die Strecken und führen regelmäßig Kontrollen durch.
Kommen häufig Anrufe von Anwohnern bei Ihnen durch, die sich über Motorräder beschweren oder Anzeigen erstatten wollen?
Der Motorradlärm ist ein ernsthaftes Problem. An Wochenenden und Feiertagen finden Anwohner der Motorradstrecken kaum eine ruhige Minute. Für einige wenige Motorradfahrer gilt es als beeindruckend einen besonders laute Maschine zu fahren. Der Gesetzgeber lässt leider hohe Obergrenzen zu. Allerdings läuft im Bundesrat derzeit eine Initiative, welche den Motorradlärm verringern möchte.