Olsberg. Während des Corona-Lockdowns waren Gottesdienst-Übertragungen eine Notlösung. Jetzt sollen sie mit Profi-Hilfe eine echte Alternative werden.
Die coronabedingte Gottesdienst-Abstinenz ist vorbei. Unter strengen hygienischen Auflagen dürfen in den Kirchen wieder Heilige Messen bzw. Gottesdienste gefeiert werden. Passé ist auch die Zeit, in der viele Gemeinden mit doch eher bescheidenen Mitteln ihre Messen im Internet übertragen haben.
Es war ein ehrliches Bemühen, den Gläubigen ein Angebot zu machen. Aber in den meisten Fällen waren Bild und Ton so dürftig, dass Andacht und Besinnung auf der Strecke blieben. In puncto Qualität gab es jedoch auch große Unterschiede.
Im Pastoralverbund Olsberg hat die Firma PK Media Consulting viermal Gottesdienste hoch-professionell live übertragen. Wenn es nach Dechant Richard Steilmann, den Gemeinden und der Firma geht, könnte daraus eine „immerwährende Hilfe“ werden – zumindest einmal im Monat.
Gottesdienst-Übertragungen in perfekter Qualität
„Es hat mir in der Seele leid getan, dass wir keine Gottesdienste mehr feiern konnten. Und vor allem ältere Leute sind mit dem schlechten Ton der meisten Internet-Übertragungen nicht klar gekommen“, sagt PK-Media-Geschäftsführerin Heidi Pütter zu ihrer Motivation, einen anderen Weg zu beschreiten.
Sie sprach Pastor Steilmann an, der trommelte seine Truppe zusammen und so wurde am Palmsonntag in Bigge der erste Gottesdienst gesendet. Die Bigger haben schließlich dank des ZDF-Fernsehgottesdienstes vor zwei Jahren im Advent schon etwas Übung.
Und was die Mainzelmänner mit einem großen Team bewältigten, schafften Heidi Pütter, der technische Leiter Sean Welsh und Azubi Martin Ivanov mit tatkräftiger Unterstützung der Gemeindemitglieder vor Ort mit weitaus kleinerem Produktionsstab, aber in nicht minder guter Qualität.
„Auf allen Ebenen hat man uns unterstützt. Ich möchte mich stellvertretend für alle bei Christian Fischer von bigge-online bedanken, der sich sehr engagiert darum gekümmert hat, möglichst viele Leute im Vorfeld zu informieren, wenn wieder eine Live-Sendung in Arbeit war“, sagt Heidi Pütter.
Insgesamt wurden vier Gottesdienste aus dem Pastoralverbund produziert. Neben zwei Messen aus Bigge ging es nach Antfeld und nach Elleringhausen.
Jeweils tagelange Vorbereitungen
„Jede Kirche ist anders – vom Licht und von der Architektur her gibt es unterschiedliche Herausforderungen. Man braucht schon einige Tage für den Aufbau; wir haben auch immer eine Messe als Probedurchlauf gemacht. Aber nach und nach spielen sich die Arbeitsabläufe ein. Und es hat wirklich Spaß gemacht“, so die PK-Media-Geschäftsführerin.
Die Gottesdienste aus dem Pastoralverbund Olsberg waren weitaus mehr als ein Abfilmen des Messablaufs. „Es war schon sehr aufwändig. Wir hatten insgesamt fünf Kameras im Einsatz; zwei davon werden ferngesteuert und sind um 360 Grad drehbar. Die anderen waren fest installiert. Alles musste richtig ausgeleuchtet werden. Die Orgel haben wir extra abgenommen und jeder, der in der Messe etwas zu sagen hatte, trug ein Headset-Mikrophon, so dass auch der Ton sehr gut war“, erklärt Sean Welsh.
Entfernungen spielen keine Rolle
Die PK-Media-GmbH, die vielen Firmen technischen Support anbietet und viele Homepages gestaltet und pflegt, hat nicht nur bei den Gottesdiensten gemerkt, wie wichtig digitale Kommunikationswege in Corona-Zeiten sind. Zur Firma gehört auch eine Musikschule, die musikalische Früherziehung von Kindern ab vier Jahren anbietet. Die Schule ist speziell an die Bedürfnisse von Musikvereinen ausgerichtet, arbeitet daher mit vielen Musikvereinen in der Region zusammen und unterrichtet in Einzelunterricht vornehmlich an Blasinstrumenten und Schlagzeug. Nach dem Lockdown wurde schnell auf das virtuelle Klassenzimmer umgerüstet. Ähnlich einer Skype-Konferenz läuft der Unterricht über eine Video-Schaltung. „Wir sind jetzt dabei, ein Programm zu entwickeln, das jeder Schüler quasi einen virtuellen Spind bekommt, in dem er Noten und Arbeitsmaterial ablegen kann“, erklärt Sean Welsh. Präsenzunterricht sei durch nichts auf der Welt zu ersetzen, „aber wir möchten dennoch eine Alternative anbieten – allein für den Fall, falls das Elterntaxi mal nicht fahren kann oder neue Corona-Auflagen kommen“, sagt Heidi Pütter. Musikschülerin Hanne Schmücker (18) aus Ostwig lernt Saxophon bei PK-Media und hat auf dem Online-Weg ihren alten Lehrer wiedergefunden, der für die Firma arbeitet, aber weiter weg wohnt. „Ich denke, dass ich jetzt wieder bei ihm weitermachen werde. Das geht online ganz prima; ich hab ein Laptop und ein gutes Mikrophon, so dass das alles kein Problem ist.“
Damit die Übertragung der Messe möglichst lebendig wirkte, wurden im Vorfeld schon Detailaufnahmen aus dem kirchlichen Raum gedreht und eingespielt. Besonders schöne Fenster, ein Blick ins Messbuch, ein Lamm, die Kommunionkerzen der Kinder, Drohnenaufnahmen vom Dorf und von der Kirche – lauter vertraute Bilder, gekonnt in Szene gesetzt.
Das Corona-Geschehen wird die Menschen im Sauerland noch länger beschäftigen. Auch wenn die Gotteshäuser wieder für Messen öffnen, werden viele ältere Leute aus der Risikogruppe Sorgen vor einer möglichen Ansteckung haben. Vor allem wird es ihnen schwer fallen, auf das Schwätzchen nach der Messe zu verzichten oder an den gebührenden Abstand zu denken.
Generell gibt es vor allem viele ältere Menschen, die nicht mehr eine Stunde in der Kirchenbank verbringen können. Sie würden sich freuen, vertraute Kirchenbilder und Gesichter zu sehen. „Daher ist das Angebot keine Konkurrenz zum echten Kirchgang, aber eine Alternative“, sagt Heidi Pütter.
Die „Messe to go“ für unterwegs
Die erste Übertragung aus Bigge hat PK-Media auf eigene Kappe finanziert; danach haben die jeweiligen Gemeinden einen Obolus zum Selbstkostenpreis gezahlt. Jetzt liegt ein Schreiben beim Erzbistum in Paderborn auf Bezuschussung dieses Projekts. Gedacht ist an eine Gottesdienstübertragung pro Monat und das reihum durch alle Gemeinden des Olsberger Pastoralverbundes.
Heidi Pütter hat die Reaktionen auf die Ausstrahlung im Internet verfolgt: „Zuletzt hatten wir 700 Zuschauer bei der Live-Übertragung. Und im Nachhinein wurde jede Messe im Schnitt noch einmal 3400 Mal abgerufen. Bedenkt man, dass die meisten nicht allein geguckt haben dürften, ist das schon eine beachtliche Zahl.“
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Im Netz gab es auch während der Übertragung schon viel positives Feedback – aus Budapest, aus Holland, aus Bayern und natürlich auch aus dem Sauerland. „Eine Dame hat sich gemeldet, dass sie ihre sonntägliche Runde mit dem Hund unterbrochen hat und jetzt auf einer Bank im Wald sitzt und Gottesdienst guckt.“ Messe to go also.