Altkreis Brilon. Keine öffentlichen Gottesdienste, keine Messfeiern: Die Kirchen im Altkreis Brilon suchen nach Wegen, um die Menschen trotzdem zu erreichen.

Die Kirchen vor Ort wagen sich angesichts der Corona-Krise auf neue digitale Wege, um die Menschen dort zu erreichen, wo sich gerade die meisten aufhalten: In ihrem Zuhause. Und so hören die Gläubigen im Hochsauerlandkreis und im Altkreis Brilon nun am Sonntag die Messe nicht in der Kirche, sondern gemütlich auf dem eigenen Sofa. Eltern bekommen Basteltipps für ihre Kinder oder nehmen sich eine kleine digitale Auszeit, um einen religiösen Impuls auf sich wirken zu lassen. Ein Streifzug durchs Internet.

Viele religiöse Haltepunkte

Wer den Angeboten der Kirchen im Altkreis Brilon folgt, findet inzwischen viele religiöse Haltepunkte. Sehr aktiv ist beispielsweise der Pastoralverbund Winterberg, der sich täglich mit einem neuen Video an die Gläubigen wendet. Dort werden hl. Messen und Wortgottesdienst aus verschiedenen Kirchen und auch aus der Natur übertragen, es gibt Gebete und Besinnliches und unter #lagerkoller finden sich Spiel- und Bastelvorschläge für Familien mit Kindern oder musikalische Beiträge. Am kommenden Sonntag (Palmsonntag) wird erstmals die Heilige Messe als Live-Stream in die heimischen Wohnzimmer übertragen. Und auch in der Karwoche sind entsprechende Übertragungen geplant.

Viele positive Rückmeldungen

Für den Leiter des Pastoralverbundes Winterberg, Pfarrer Norbert Lipinski, ist diese Art von Gottesdiensten noch Neuland. Er berichtet, dass es für ihn sehr gewöhnungsbedürftig ist, eine Messe ohne Gemeinde feiern zu müssen: „Die Struktur und der Rahmen sind da, aber die Menschen fehlen.“ Umso mehr freut er sich, dass es so viele positive Rückmeldungen auf das bisherige Angebot gegeben hat und verspricht: „Wir bleiben am Ball und möchten den Menschen auch in dieser schweren Zeit Hoffnung geben und mit Gottes Hilfe mutig nach vorne schauen.“

Kirchen in der Coronakrise

Das Erzbistum Paderborn hat festgelegt, dass angesichts der Corona-Krise alle öffentlichen Gottesdienste wie Eucharistiefeiern, Vespern, Andachten und ähnliches nicht stattfinden. Die Kirchengebäude bleiben in dieser Zeit als Orte des persönlichen Gebetes geöffnet.

Die Ev. Kirche von Westfalen hat festgelegt, dass jetzt, wo keine öffentliche Gemeinde-Gottesdienste stattfinden, die Gemeindeglieder nicht ohne gottesdienstliches und geistliches Angebot sein. Vorgeschlagen wird, die Kirchen zu öffnen, um den Menschen und ihren Sorgen und Ängsten im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu geben. An nahezu allen evangelischen Kirchen wird zu bestimmten Tageszeiten eine Gebetsglocke geläutet. Hingewiesen wird auch auf Angebote wie Fernseh- und Radiogottesdienste, aber auch auf die Möglichkeit, eigene Gottesdienste, Andachten und geistliche Impulse zu filmen und z.B. auf Youtube hochzuladen.

Appell: Füreinander da sein

Auch Pfarrer Richard Steilmann hat sich inzwischen auf facebook mehrfach an die Gläubigen daheim gewandt. Er ruft dazu auf, füreinander da zu sein, aufeinander zu achten und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Sowohl an Palmsonntag als auch am Ostersonntag werden die Festmessen aus der St.-Martinus-Kirche in Bigge live übertragen. Wertvolle Erfahrungen habe man übrigens ja durch die ZDF-Gottesdienstübertragung vor einiger Zeit bereits sammeln können, schmunzelt Pfarrer Steilmann. Doch auch für ihn ist es eine außergewöhnliche Situation, Messfeiern und Gottesdienst nun ohne die Gemeinde zu feiern.

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Jüngere helfen den Älteren

Auf Youtube sehr aktiv ist auch der Pastorale Raum Marsberg. Seit dem 19. März wird täglich eine Eucharistiefeier aus der Propsteikirche übertragen – anfangs waren es nur Aufnahmen, inzwischen wird per Livestream gesendet, so dass die Menschen von zu Hause aus live dabei sein können. Propst Meinolf Kemper berichtet, dass er sehr viele positive Rückmeldungen quer durch alle Generationen zu diesen Angeboten erhält. Er freut sich: „Wir haben Hunderte von Klicks“. Besonders schön findet er, dass die Jüngeren den Älteren helfen, am Computer klar zu bekommen. Oft seien es die Enkel, die dafür sorgen, das Oma und Opa online die Messe verfolgen können. Livestreams von Heiligen Messen gibt es auch in den Pastoralverbünden Hallenberg, Brilon und Medebach. Die jeweiligen Zeiten findet man auf den entsprechenden Internetseiten.

Von-Haus-zu-Haus-Gottesdienste

Die Ev. Kirchengemeinde Brilon bietet sonntags zurzeit „Von-Haus-zu-Haus-Gottesdienste“ mit Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer an. Auf der Internetseite heißt es dazu: „Sie können diese kurze Gottesdienstform zu Hause mitfeiern: Suchen Sie sich einen gemütlichen Platz in Ihrer Wohnung, zünden Sie eine Kerze an. Lesen Sie den Gottesdienst mit und/oder hören Sie ihn gesprochener Form.“

Eine besondere Aktion hat die Evangelische Auferstehungsgemeinde Olsberg-Bestwig angesichts der Corona-Krise ins Leben gerufen. Sie steht unter dem Motto „Selfies für Ostern“. Alle Gemeindemitglieder und alle, die mitmachen möchten, sind einladen, an die Kirchengemeinde Selfies zu schicken, die etwas mit Ostern zu tun haben, z.B. Bilder mit einer Kerze oder einer Blume, ein bemaltes Osterei oder ein guter Wunsch zum Osterfest. Die Kirchengemeinde plant, einen besonderen Ostergottesdienst für das Internet zu gestalten, in dem auch die eingesandten Bilder eine Rolle spielen sollen. Weitre Informationen gibt auf der Internetseite: www.ev-kirche-olsberg-bestwig.de