Brilon. In puncto Abitur werden Schüler/innen auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Wir sprachen mit dem Leiter des Briloner Gymnasiums, Johannes Droste.

In NRW werden in diesem Jahr rund 90.000 Schülerinnen und Schüler an Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs in die Abi-Prüfungen gehen. Dass es in der Coronakrise soweit kommt, stand lange in der Schwebe. Johannes Droste, Schulleiter am Briloner Gymnasium Petrinum erklärt, wie er dazu steht.

1. Herr Droste, sind Sie froh, dass die Abiturprüfungen stattfinden werden?

Die Situation war nicht einfach, weder für die Schüler, noch für die Lehrer, Verwaltung, Eltern und Administration. Wenn mir jemand vor sechs Wochen dieses Szenario ausgemalt hätte, hätte ich nicht gewusst, ob das klappt.

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Für die Schüler ist es sehr schwer, weil sie ihre Mottowoche verpassen, da geht es um Einsatz und Freude. Es ist sehr traurig, dass ihnen dieses Erlebnis fehlen wird und die Situation ist auch von einer psychologischen Sicht sehr belastend. Aber ich ziehe meinen Hut vor den Abiturienten, sie machen das sehr gut.

2. Reicht die Vorbereitung der Schüler zuhause?

Wir haben Gott sei Dank alle Noten schon gehabt und alle Vorabitur-Klausuren schreiben können. So waren keine Nachschreibetermine nötig und könnten nach Ostern loslegen, wenn wir das können und die Schule geöffnet wird. Was die Schüler zum Bestehen wissen müssen, haben sie in den letzten 1,5 Jahren an die Hand bekommen.

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Jetzt geht es um die Wiederholungen der Inhalte. Es ist schwierig, aber machbar. Jeder Lehrer hat eine Mail-Adresse und die Schüler können sich an die wenden. Das ist natürlich auch ein gewisses Problem, denn digitales Lernen auf Distanz kann meiner Meinung nach keinen Unterricht ersetzen. Die individuelle Rückmeldung aus dem Unterricht fehlt ebenfalls, denn das ist per Mail nicht so möglich. Ein Lehrer kann so auch nicht beobachten, wie ein Schüler eine Aufgabe löst. Gibt er schnell auf? Beißt er sich die Zähne daran aus? Die Lehrer dürfen auch nicht sage, dass eine Lösung sehr gut oder sehr schlecht ist.

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3. Hätten Sie lieber ein Durchschnittsabitur gehabt an Stelle der Abiturklausuren?

Ich bin da unentschlossen, weil beides Vor- und Nachteile hat. Es gibt Schüler, die beispielsweise in Prüfungssituationen zur Höchstform auflaufen. Ihnen das zu verwehren, wäre schade gewesen. Andere hätten sich ohne die Prüfungen wohler gefühlt. Es hätte alles seinen Charme gehabt und hätte den Stress für die Schüler reduziert, aber so oder so hätte der eine davon profitiert und der andere einen Nachteil gehabt. Ich denke es ist gut, dass alles so weit es nur geht normal durchgeführt wird. Wie das im Detail aussieht, werden wir sehen. Die Bedingungen werden erschwert sein. Wir müssen an die Infektionsmöglichkeiten denken und gegebenenfalls auf anderen Klausurräume ausweichen, damit nicht viele Schüler auf engem Raum sind.