Hochsauerlandkreis/Brilon. Den Führerschein machen - darauf freuen sich Jugendliche gerade im ländlichen HSK. Die Corona-Krise macht es schwierig. So ist die Perspektive.

Viele Fahrschüler auch bei uns hier im Sauerland hat die Corona-Krise auf dem Weg zu ihrem Führerschein in den letzten Wochen ausgebremst. In den nächsten Tagen können die Fahrschulen ihre Arbeit zwar unter Auflagen wieder aufnehmen, doch nach wie vor gibt es viele Fragen und sicher noch lange keinen normalen Fahrschul-Alltag.

Forderung: Klare Regelungen

Friedel Thiele ist Inhaber einer Fahrschule mit zwei Standorten in Brilon und Hoppecke und er ist 1. Vorsitzender des Fahrschullehrer-Verbandes Westfalen. Er kritisiert, dass die Lage unübersichtlich sei und hofft, dass die angekündigte Verfügung „endlich Klarheit schafft, damit das Chaos ein Ende hat und es einheitliche Regelungen gibt.“ Die Umsatzeinbußen für die Fahrschulen seien gewaltig, aber die Gesundheit aller stehe natürlich an erster Stelle, so Thiele.

Das sieht auch sein Kollege Christian Niggemann so. Er ist Inhaber einer Fahrschule mit Standorten in Winterberg, Niedersfeld und Olsberg und Leiter des Unterbezirks HSK im Fahrlehrerverband Westfalen.

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Auch er hofft, dass bald Klarheit geschaffen wird, wie es für die Fahrschulen jetzt weitergeht. „Wir sind seit fünf Wochen ohne Umsätze. Es finden keine Fahrstunden statt und keine Prüfungen“, so Niggemann. Deshalb ist er froh, dass es wenigstens die Möglichkeit zum Online-Unterricht gibt. „So können wir die Fahrschüler wenigstens etwas bei der Stange halten“, erklärt Christian Niggemann. Aber diese Art von Unterricht ist aus seiner Sicht keine ideale Lösung. „Das steht in keinem Verhältnis zum direkten Unterricht“, so seine Einschätzung.

Theoretischer Online-Unterricht

Auch die Fahrschüler warten natürlich sehnlich darauf, dass es mit ihrem Führerschein endlich vorangeht. Sophie Schmidt zum Beispiel möchte gerne ab August begleitet Autofahren.corona- gastronomie im sauerland ruft verzweifelt um hilfeAls die 16-Jährige im Februar mit ihrem Führerschein begonnen hat, gab es noch ganz normalen theoretischen Fahrschul-Unterricht. Doch inzwischen absolviert sie diese Stunden online und findet das auch ganz okay. „Das klappt ganz gut“, so die Schülerin aus Hoppecke - auch wenn es mit der Internetverbindung schon mal etwas schwierig sei. Durch dieses Angebot habe sie bislang zumindest noch keine Verzögerung: „Ich bin genauso weit wie ich ohne Corona wäre“, erklärt Sophie Schmidt. Damit das auch so bleibt, hofft sie natürlich, dass sie bald die theoretische Prüfung machen und mit den Fahrstunden anfangen kann.

Jetzt endlich bald auch ans Fahren kommen

Ganz ähnlich ergeht es Lea Heuel-Bonrath aus Gudenhagen-Petersborn, die ebenfalls gerade ihren Führerschein für das Begleitete Fahren in der Fahrschule Thiele macht. Ihr Fazit: „Mir persönlich hat die Situation bis jetzt noch nicht allzu sehr wehgetan.“ Im Gegenteil - sie findet es gut, dass sie dank des Online-Unterrichts sogar schon einige Stunden mehr machen konnte als wenn sie jedes Mal zur Fahrschule gemusst hätte. „So kann ich ganz bequem von zu Haus aus über Kopfhörer und mein I-Pad die Theorie-Stunden mache. Das habe bisher sehr gut funktioniert, man könne alles gut verfolgen, auch Rückfragen stellen und werde durch den Fahrlehrer direkt mit in den Unterricht einbezogen. Aber auch sie möchte natürlich möglichst schnell das theoretisch Erlernte in der Fahrpraxis umsetzen: „So langsam wäre es schon gut, wenn ich mal zum Fahren kommen könnte.“

Auch Louis Tuss aus Niedersfeld hat bisher noch keine Führerschein-Verzögerung. Im Juli wird er 17 – bis dahin möchte er die Fahrerlaubnis gerne in der Tasche haben. Sein Wunsch: „Es wäre natürlich schön, wenn es bis zu meinem Geburtstag klappt, aber ich fürchte, dass es noch länger dauern könnte. Er nimmt zurzeit am Online-Unterricht der Fahrschule Niggemann teil. Grundsätzlich findet er diese Möglichkeit gut, aber er hat auch schon erlebt, dass es technische Probleme gab, weil die Internet-Verbindung bei einigen Teilnehmern offenbar nicht so stabil war.

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20-Jährige braucht Führerschein zum Ausbildungsbeginn

Richtig wichtig, dass es möglichst zügig mit dem Führerschein klappt, ist es für Maria-Magdalena Perez Prieto. Die 20-Jährige aus Olsberg benötig beruflich einen Pkw-Führerschein. Sie möchte eine Ausbildung beginnen und muss dafür Auto fahren können. „Für mich drängt es daher schon, damit ich bis zum Ausbildungsbeginn den Führerschein in der Tasche habe“, erklärt die junge Frau. Auch sie nutzt die Möglichkeiten zum online-Unterricht, begeistert ist sie davon allerdings nicht so. Sie hat festgestellt, dass es immer wieder Probleme gibt, weil das Internet hängt. „Es ist einfach nicht das Gleiche, als wenn man mit allen anderen zusammen in der Fahrschule sitzt und lernt“, so ihre ganz persönliche Einschätzung. Aber natürlich ist sie froh, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt, damit sie möglichst schnell selbst hinters Steuer kann.

Alle wichtigen Informationen zur Corona-Krise im Altkreis Brilon gibt es in unserem Newsblog