Altkreis. Dank erster Corona-Lockerungen dürfen Geschäfte ab Montag wieder öffnen. Die Städte bitte um Unterstützung des Einzelhandels und um Disziplin.

Mit einem gemeinschaftlichen Appell richten sich die Briloner Gewerbetreibenden und die Brilon Wirtschaft und Tourismus (BWT) an die Bevölkerung. Die Botschaft nach der corona-bedingten Schließung vieler Läden lautet: „Geben Sie dem lokalen Einzelhandel eine Chance!“ Und diese Forderung dürfte allen sechs Kommunen des Altkreises aus der Seele sprechen.

Thema Wertschätzung

„Wir thematisieren das bewusst, weil wir glauben, dass der Einzelhandel nach der wochenlangen Schließung eine ganze andere Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient hat“, sagt Brilons Wirtschaftsförderer Oliver Dülme. „Und wir machen das gemeinsam, um Geschlossenheit, Willensstärke und Zuversicht zu demonstrieren, dass es weitergehen muss.“ Der bis vor wenigen Wochen noch unvorstellbare Anblick leerer Straßen sei bittere Realität geworden.

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„Wenn wir nicht wollen, dass unsere schöne historische Innenstadt in Zukunft für immer so verwaist aussieht, müssen wir ab sofort unser Verhalten ändern“, heißt es in dem Brief, der von Christian Leiße (Gewerbeverein), Stefan Scharfenbaum („Prima Brilon“), Paul Witteler (Auto Brilon), Joachim Richter (Bauhandwerker) und Oliver Dülme unterzeichnet ist.

75 bis 80 Mitgliedsbetriebe

Online kaufen gehe schnell und einfach. „Aber die großen Onlinehändler sitzen irgendwo. Oder kennen Sie einen Mitarbeiter des amerikanischen Riesen?“, so Dülme weiter. 75 bis 80 Mitgliedsbetriebe habe allein „Prima Brilon“. Neben den Inhabern kämen noch jeweils zwei, drei Beschäftigte hinzu. Sie alle zahlten Einkommensteuer und auch selbst der kleinste Händler sei mitverantwortlich dafür, dass in Brilon jährlich rund 25 Millionen Euro an Gewerbesteuer eingenommen werde. Den Händler oder Handwerker vor Ort kenne man und er kenne oft auch seine Kunden.

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Gewerbeverein und die Fachausschüsse sowie die Wirtschaftsförderung der Stadt Brilon arbeiteten in dieser Zeit eng zusammen, um wieder ein Einkaufserlebnis bieten zu können. Dülme: „Bitte haben Sie aber auch Verständnis, dass die aktuellen Bestimmungen hier und da noch für Einschränkungen sorgen. Kommen Sie in die Innenstadt von Brilon, kaufen Sie bei lokalen Händlern oder Handwerkern, aber achten Sie auf sich und nehmen Sie Rücksicht auf andere.“

Nötige Disziplin zeigen

Das unterstreicht auch Michaela Schröder, Geschäftsführerin von Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Marsberg. „Ich wünsche mir, dass die Bürger das Angebot vor Ort wieder rege in Anspruch nehmen – dass sie aber auch die nötige Disziplin zeigen, damit diese Freiheiten auf Dauer bestehen können.“ Als Fazit aus den wochenlangen Schließungen erhoffe sie sich aber auch wieder etwas mehr Wertschätzung für das Angebot der lokalen Dienstleister. „Ich glaube, die Menschen haben gespürt, wie wichtig der lokale Markt ist. Das haben wir in der Phase der Schließungen an dem Interesse gemerkt, dass die Bürger gezeigt haben, wenn es darum ging, wo kann ich was abholen, wer liefert noch?“

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Oliver Dülme ist davon überzeugt, dass lokales Einkaufen wieder mehr in den Focus rückt. „Ich habe neulich in den sozialen Netzwerken eine Diskussion verfolgt: Eine Studentin machte eine Umfrage unter Brilonern und stellte als Dank dafür einen Amazon-Gutschein in Aussicht. Viele haben darauf reagiert und gefragt: warum keinen Brilon-Gutschein?“ Dülme geht davon aus, dass ab heute nahezu alle Geschäfte in der Innenstadt wieder öffnen können und auch darauf achten werden, dass Mindestabstände und Hygiene-Vorgaben eingehalten werden. Das gelte natürlich auch für Autohäuser. Da es kein „Brilon blüht auf“ gab, fiel auch der Autosalon ins Wasser – stets eine willkommene Gelegenheit, sich über neue Modelle zu informieren.

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Sonntags geschlossen

Auch in Winterberg freut man sich, dass die Läden ab Montag täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet haben. „Bei aller Freude fehlt natürlich ein gewichtiges Stück Winterberg, weil unsere Gastronomen nach wie vor in ihren Möglichkeiten beschränkt sind“, sagt Wirtschaftsförderer Winfried Borgmann. Gemeinsam z.B. mit IHK oder Einzelhandelsverband habe man schon im Vorfeld viele Fragen gebündelt und Vorgaben wie Schutz der Kunden und der Geschäftsleute gemeinschaftlich gelöst. Auch Borgmann hofft, dass alles mit viel Augenmaß und Rücksichtnahme passiert, um jetzt gewonnene Lockerungen nicht zu gefährden. Rein rechtlich darf Winterberg auch an 40 Sonn- und Feiertagen im Jahr geöffnet haben. Zunächst sollen die Geschäfte sonntags aber geschlossen bleiben. „Wir möchten damit auch unsere Solidarität mit dem Einzelhandel in anderen Städten ausdrücken und den Infektionsschutz gewährleisten“, so Marcel Pauly, der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, und Geschäftsführer Michael Beckmann.