Olsberg. Felizitas Beck aus Olsberg war mitten in der Vorbereitung für ihr Staatsexamen, als eine Rückmeldung für Frust und Freude zugleich sorgte.
Lernen. Stundenlang. Immer wieder die gleichen Inhalte vor den Augen, um sie zu verinnerlichen. Schüler kennen es für eine Klausur, die Abschlussprüfung. Studenten geht es ähnlich. Immer ein Ziel vor Augen, ein Datum, an dem das geballte Wissen zu Papier gebracht werden muss oder in einer mündlichen Prüfung abgefragt wird. Studentin Felizitas Beck aus Olsberg lernte auch. Aber Corona nahm ihr das Ziel vor Augen weg und ersetzte es durch Frust und Ungewissheit.
Mündliche Prüfung ausgesetzt
Beck studiert Geschichte und Deutsch auf Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen in Kassel. In Hessen gibt es noch Staatsexamen zu absolvieren auf diesem akademischen Weg. Ihre schriftliche Prüfung hat sie Anfang März noch schreiben können.
Zweites Staatsexamen in Hessen notwendig
Das Referendariat schließt an der Hessischen Lehrkräfteakademie mit der Zweiten Staatsprüfung oder mit der Prüfung zum Erwerb der Lehrbefähigung in arbeitstechnischen Fächern ab.
Sie besteht jeweils aus einer unterrichtspraktischen und einer mündlichen Prüfung.
„Dann wurden wir am 18. März darüber informiert, dass die mündlichen Prüfungen zunächst ausgesetzt werden“, sagt Beck. Sie rechnet nicht damit, dass der mündliche Aspekt ihrer Leistung wenige Tage später bereits im Fokus stehen würde. „Schlimm war, dass es hieß ‚bis auf Weiteres‘ finden keine Prüfungen statt. Das kann alles sein und sorgte für viel Ungewissheit. Auch weil ich mich bald für das Referendariat bewerben muss. Da fragte ich mich, ob das überhaupt geht.“
Strenger Zeitplan
Trotzdem versucht sie sich weiter auf das Lernen zu konzentrieren, der Zyklus geht weiter. Sieben Uhr aufstehen, von halb acht bis zwölf geht die erste Lernsession, von 13 bis 19 Uhr die zweite. Manchmal auch länger. Geschichte der frühen Neuzeit, Aufsatzkorrektur, Bildungsungerechtigkeit, Grammatikunterricht und mehr. Die Prüfungsthemen werden in Hessen nicht zentral gestellt, sondern werden im Vorfeld mit den Dozenten abgesprochen. Die Prüfung geht aber nicht von der Universität aus, sondern von der Hessischen Lehrkräfteakademie. Daher haben Universitäten keinen Einfluss auf die Prüfungstermine.
Auch interessant
Dann die nächste Nachricht am 9. April: die mündliche Prüfung wird ersatzlos gestrichen. Überraschend für die 23-Jährige, denn die Abiturprüfungen finden im Bundesland noch statt. „Das hat mich zunächst richtig geärgert. Meine Mutter war verwundert, wieso ich mich so aufrege. Mittlerweile kann ich es aber nachvollziehen“, sagt Beck rückblickend. Erleichterung machte sich plötzlich bei ihr und ihrem Freundeskreis breit. Auch wenn die 23-jährige Studentin sagt, dass das Thema Corona dennoch im Kopf bleibt.
Während Schüler bangen, dass es zu einem Corona-Abitur kommt, das an Universitäten und bei Job-Bewerbungen nicht als vollwertig angesehen wird, denkt Felizitas Beck ähnlich über ihr Staatsexamen. Sie hofft, dass es keinen Vermerk gibt, der zeigt, dass ihre mündliche Prüfung nie stattgefunden hat.
Auch interessant
Für die Bewerbung um einen Platz als Referendarin ist das noch nicht schlimm, das Verfahren läuft über das Land. „Aber bei einer Bewerbung für eine Stelle als Lehrerin ist das vielleicht entscheidend. Aber ich weiß eh nicht, wie das alles weitergehen wird. Die Ungewissheit bleibt in der Hinsicht noch“, sagt Beck.
Auch interessant
Kleine Verschaufpause
Bis es in ihrer akademischen Laufbahn weitergeht, hat sie eine kleine Verschnaufpause. Die Referendariate beginnen zum 1. Mai und zum 1. November. Für den zweiten Termin wird sie sich mit ihren Prüfungsergebnissen im Sommer bewerben können. Sie strebt Hessen und Nordrhein-Westfalen als mögliche Ziele an, wo sie sich für 18 Monate in den Dienst einer Schule stellen würde.