Altkreis. Wegen Corona haben Wasserleitungen in Schulen derzeit Sendepause. Das kann durchaus Risiken mit sich bringen. Fachleute raten: gut durchspülen.

Corona hat dem Alltag ein Absperrventil aufgesetzt. Der Betrieb in Schulen, Schwimmbädern und manchen Firmen ruht. Und das bedeutet auch: es fließt kein Wasser mehr. Die Toilettenspülung in den Schulen wird nicht mehr betätigt, die Dusche in der Turnhalle bleibt trocken und auch in den Betrieben ist’s Essig mit dem Wasser, weil niemand mehr da ist. Durch die Schließung von Geschäften und Einrichtungen werden die Wasserleitungen und Installationen weniger genutzt. Und auf längere Sicht könnte der geringe Durchfluss von Wasser dafür sorgen, dass sich Keime bilden oder Inhaltsstoffe des Leitungsmetalls ins Wasser übergehen. Denn steht das Trinkwasser innerhalb von Gebäuden zu lange in den Leitungen der Hausinstallationen, kann das Risiken mit sich bringen.

Die Hochsauerlandwasser GmbH (HSW), die für die Versorgung der Städte Olsberg und Meschede sowie die Gemeinde Bestwig zuständig ist, hat bereits auf dieses sogenannte Stagnationswasser in geschlossenen Einrichtungen hingewiesen. So auch die Stadtwerke Brilon, die in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung darauf achten, dass es in leerstehenden oder geschlossenen Gebäuden wie Schulen oder Gewerbebetrieben nicht zu toten Leitungen kommt.

Bei geringerer Nutzung empfiehlt es sich demnach, das Trinkwasser in den Leitungen an allen Entnahmestellen abzunehmen und laufen zu lassen. „Über unsere Gewerbeverteiler und die Wirtschaftsförderung haben wir die betroffenen Betriebe, aber auch die Hausmeister in den Schulen auf diese Problematik hingewiesen“, sagt André Grebe von den Stadtwerken in Medebach. Man empfehle ein entsprechendes Spülkonzept. „Jeder, der eine Wohnung längere Zeit nicht benutzt hat, weiß, dass er das Wasser erstmal eine Weile laufen lassen muss, bis es wieder kälter wird. Man sollte das mit Augenmaß betreiben.“ Wichtig ist so ein Spülkonzept zum Beispiel auch für Großabnehmer wie den Center Parcs in Medebach, der jährlich rund 160.000 Kubik Wasser abnimmt und damit u.a. sein Aqua Mundo befüllt. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht im Durchschnitt im Jahr etwa 168 Kubik

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Regelmäßig durchspülen

„Wenn eine regelmäßige Durchspülung von Hausinstallationen stattfindet, ist das der beste Schutz vor Verkeimung, insbesondere dann, wenn größere Gebäude mit einem verzweigten Leitungsnetz nicht genutzt werden“, berichtet Robert Dietrich, Technischer Geschäftsführer der HSW.

Ein solches Durchspülen und damit Austauschen des Trinkwassers soll laut HSK-Gesundheitsamt bestenfalls alle zwei bis drei Tage durchgeführt werden. Dafür einfach alle Wasserhähne öffnen und das Wasser je nach Größe der Anlage bis zu fünf Minuten fließen lassen. Wichtig jedoch: sowohl Kalt- als auch Warmwasseranschluss sollen gespült werden, um einen technisch und hygienisch einwandfreien Zustand des Trinkwassers sicherzustellen. Somit wird der bestimmungsgemäße Betrieb der Installationen aufrechtgehalten, ohne die Leitungen für einen längeren Zeitraum komplett stilllegen zu müssen.

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Revisionsarbeiten im AquaOlsberg

Dieses Vorgehen wird auch im Schwimmbad AquaOlsberg umgesetzt. Zurzeit ist das Bad, wie auch andere Hallenbäder, für Besucher geschlossen. Das Team des Bades nutzt diese Zeit allerdings effizient, indem es notwendige Revisionsarbeiten durchführt, für die alle Becken komplett entleert wurden. Sobald die Arbeiten fertiggestellt sind, werden die Becken neu befüllt und auch die Technik wird auf Mindest-Betrieb laufen. Somit wird gewährleistet, dass Hygiene-Standards und Wasserqualität gewahrt bleiben. „Die Hausinstallation mit allen Anschlüssen, Wasserhähnen, Duschen und WCs, wird regelmäßig gespült, so dass auch hier keine Probleme durch Stagnationswasser entstehen können“, erklärte Jörg Fröhling, Pressesprecher der HSW und der Stadt Olsberg.

Gefahr durch Legionellen in Warmwasserleitungen

Eine gesundheitliche Gefahr kann durch Bakterien wie Legionellen auftreten, die besonders die Warmwasserleitungen betreffen können.

Ab einer Konzentration von 100 kolonienbildenden Einheiten in 100 ml Probe ist der Befund dem Gesundheitsamt zu melden.

Ein Fachgutachter muss in diesem Fall eine Gefährdungsanalyse durchführen.

Nach Christoph Höing, Fachbereichsleiter für Marketing, Vertrieb und Verbrauch der Stadtwerke Brilon, werden in den Briloner Hallenbädern außerdem auch weiterhin die regelmäßigen Wasserproben abgenommen und überprüft, so dass es zu keinen Problemen mit der Wasserqualität komme. Gesetzlich vorgegeben ist die Kontrolle einmal im Jahr. Marc-Oliver Klung, Sachbereichsleiter für Trinkwasserhygiene beim HSK Gesundheitsamt, geht jedoch davon aus, dass es zu mehr Prüfungen kommt, sobald die Corona-Maßnahmen gelockert werden. Die Labore würden sich bereits jetzt darauf vorbereiten.

Verbraucherverhalten

Der finanzielle Aufwand für ein Durchspülen der Leitungen ist laut Robert Dietrich von der HSW minimal; er stehe in keinem Verhältniszu den Folgen, die eine Verkeimung mit sich bringen könnte.

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Doch welche Auswirkungen hat Corona auf die Wassernutzung von privaten Haushalten? Wirken sich Home-Office und Zuhausebleiben schon jetzt auf die Verbrauchsmengen aus? Nach der HSW seien darüber keine seriösen Aussagen über eine Veränderung der Trinkwasserabnahme möglich. Das sagt auch André Grebe für Medebach. „Dafür müsste man jeden einzelnen Zähler kontrollieren.“

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Generell, so die HWS, sei jedoch keine gravierende Tendenz für einen Anstieg oder eine Abnahme des Wasserverbrauchs zu erkennen. Auch die Stadtwerke Brilon können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine großen Veränderungen beim Wasserverbrauch oder dem Verbraucherverhalten der Bürger und Bürgerinnen feststellen.

Grund dafür sei jedoch auch, dass die Maßnahmen erst seit drei Wochen in Kraft sind und demnach noch keine Auswirkungen sichtbar seien.