Hochsauerlandkreis/Brilon. Durch die Corona-Krise stehen auch die Sauerländer Lkw-Fahrer vor Herausforderungen. Jedoch erleben die Fahrer mehr Dankbarkeit auf der Straße.

Kassierer, Verkäufer, Krankenpfleger und weitere Berufsgruppen treten in der derzeitigen Ausnahmesituation immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit und ernten Aufmerksamkeit und Dankbarkeit für ihre Leistungen in Corona-Zeiten. Dazu gehören auch die Berufskraftfahrer, denn sie sind es, die dafür sorgen, dass auch unter den erschwerten Bedingungen die Versorgung von Supermärkten und Apotheken nicht abreißt, dass Krankenhäuser die notwendigen Medikamente und Medizinprodukte erhalten und Betriebe ihre Produktion weiterführen können.

Die Veränderung des Images vom eher negativ assoziierten Truckern als Rebellen der Straße hin zum Alltagshelden, fällt auch der hiesigen Spedition Stenger Transporte aus Brilon-Hoppecke auf: „Unsere Fahrer, die sonst oft beschimpft wurden, erhalten mehr Dankbarkeit. Ohne Lkws läuft nichts, das wird dem ein oder anderen immer bewusster“, erzählte Waltraud Schörmann von Stenger Transporte. Die Spedition ist vor allem im Bereich Industrietransporte deutschlandweit im Einsatz und beliefert auch hier im Hochsauerland verschiedene Firmen. Vorsichtsmaßnahmen wie das Kontaktverbot werden dort gut umgesetzt, indem Lieferscheine online versendet werden und kein direkter Kontakt zu den Kunden besteht.

Problemlösung für den Warenverkehr

Trotz alledem sind die Berufskraftfahrer und Speditionsunternehmen zurzeit mit verschiedenen Problemen konfrontiert, die den Warenverkehr erschweren. Logistikverbände wie der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL) fordern darum die Politik zu ihrer Mithilfe auf und konnten bereits einige Verbesserungen erwirken. Eine Erleichterung ist beispielsweise die direkte Verlängerung der Führerscheine der Lkw-Fahrer, ohne den sonst notwendigen bürokratischen Aufwand. Außerdem ist das Aussetzen des Sonntagsfahrverbotes gerade für die dringend gebrauchten Warengruppen wie Medizin, Lebensmittel und Treibstoffe ein Vorteil.

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Parallel zu der wachsenden Nachfrage einiger Güter erleiden andere Warengruppen des internationalen Warenverkehrs Einbrüche und Minderbeschäftigungen, wie der VVWL berichtete. Wo an der einen Stelle demnach Personal in Kurzarbeit geht, können andere Speditionen die hohe Nachfrage kaum bewältigen.

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Besonders bei Transportpartnern der Chemie-, Textil- oder Automobilindustrie ist diese Minderbeschäftigung zu erkennen. Die Lösung: die Arbeitnehmerüberlassung wird für die Speditionen einfacher. „Für das Aushelfen bei anderen Speditionsunternehmen wird keine Erlaubnis mehr benötigt und kommend soll eine Plattform eingerichtet werden, über die Personal vermittelt werden kann“, so Marcus Hover, Sprecher des VVWL.

Fehlender Zugang zu Sanitäreinrichtungen

Die aktuellen Corona-Maßnahmen bergen außerdem eine Schattenseite: Den Fahrern bleibt oft der Zugang zu Sanitäranlagen und Toiletten beim Kunden oder an Raststätten verwehrt, obwohl gerade jetzt eine regelmäßige Hygiene für jeden zugänglich sein sollte.

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„Unsere Fahrer im und aus dem Sauerland berichten immer häufiger von geschlossenen Toiletten und Raststätten. Das ist ein großes Problem – zwischendurch etwas Warmes zu essen und sich zu waschen ist für sie dadurch nicht möglich“, kritisierte Waltraud Schörmann von Stenger Logistik. Der VVWL fordert darum auf, insbesondere Sanitäranlagen und Versorgung für Kraftfahrer offen zu halten.

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Des Weiteren setzt sich der Verband für eine Verbesserung des gemeinsamen Vorgehens aller EU-Staaten ein. So soll die Fahrerkarte, die ein jeder Berufskraftfahrer bei sich trägt, beim Grenzübergang akzeptiert werden. Nach dem VVWL besteht das Problem bei Grenzübergängen nämlich nicht beim Warentransport, sondern bei der Einreise der Fahrer aus dem Ausland, beispielsweise bei Saisonmitarbeitern. Eine Anerkennung der Fahrerkarte würde den Grenzübergang für diese erleichtert.