Hochsauerlandkreis. In den Discountern gibt es weiterhin auch andere Waren als Lebensmittel, während der Einzelhandel geschlossen ist. Was Fachhändler dazu sagen.

Viele Discounter verkaufen nicht nur Lebensmittel, sondern auch sogenannte Non-Food-Artikel wie zum Beispiel Kleidung, Elektronik, Gartengerätschaften, Küchenutensilien, Spiele und Haushalts- und Bastel-Artikel.

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Oft sind es Dinge, die es so oder ähnlich auch im lokalen Einzelhandel gibt. Doch während die normalen Einzelhandelsgeschäfte zurzeit geschlossen sind, können die Einkaufsmärkte weiter auch Waren anbieten, die keine Lebensmittel sind, wenn der Lebensmittelverkauf ihr Schwerpunkt ist. Wir haben bei Gewerbetreibenden vor Ort nachgefragt, wie sie das finden.

Appell: Kauft vor Ort

Christian Leisse, Inhaber des Herrenausstatter- und Damenmodegeschäfts Leisse in Brilon, sieht für sein Geschäft das Non-Food-Angebot der Discounter nicht als Problem an, da sich sein Sortiment mit Blick auf Qualität, Passform und Mode deutlich von den Angeboten dieser Märkte abhebt.

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Er hat aber Verständnis dafür, wenn Einzelhändler, die vergleichbare Dinge verkaufen, diese Situation als ungerecht empfinden. Gleichzeitig müsse man aber auch sagen, dass gerade die Menschen, die in den Lebensmittel-Märkten tätig sind, zurzeit eine Arbeit leisten, die man sehr hoch anerkennen müsse. Unabhängig von der Corona-Krise sieht Leisse die Konkurrenz von Internet-Anbietern als viel gravierender an als die der Discounter. Sein Appell: „Wenn Ihr Eure Stadt nach Corona so zurückhaben wollt, wie vorher, dann gebt dem lokalen Einzelhandel eine Chance und kauft vor Ort.“

Verkäuferinnen in Supermärkten halten die Stellung

Auch Bernadette Kimmlinger, Inhaberin von Damenmode Völlmecke in Olsberg, findet es persönlich nicht so problematisch an, dass die Discounter momentan auch weiterhin andere Dinge als Lebensmittel verkaufen. Ihre Einschätzung angesichts der aktuellen Corona-Lage: „Die Discounter und natürlich die Verkäufer und Verkäuferinnen sind es, die zurzeit für uns alle die Stellung halten.“ Das müsse man ihnen hoch anrechnen. Und immerhin hätten die Menschen vor Ort so überhaupt noch die Möglichkeit, Dinge einzukaufen. Grundsätzlich gehe sie davon aus, dass die Menschen schon unterscheiden, was sie im Discounter und was sie im Fachhandel kaufen. Das sei ja auch immer eine Frage von Qualität, Kundenservice und Beratung.

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Ganz ähnlich schätzt auch Marcel Pauly, Vorsitzender des Gewerbevereins Winterberg, und Inhaber von Mode Menke, die Situation ein. „Natürlich leiden alle Einzelhändler unter den wegfallenden Umsätzen. Und vor diesem Hintergrund kann man sicher darüber nachdenken, ob es o.k. ist, wenn die Discounter weiterhin nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Dinge verkaufen dürfen. Aber ich denke, aus Sicht des Verbrauchers ist es jetzt gut, dass es zurzeit überhaupt noch die Möglichkeit gibt, in unseren Städten einzukaufen.“ Wichtig aus Sicht des lokalen Einzelhandels sei es jetzt, an Strategien zu arbeiten, wie man möglichst gut durch dieses Krise kommen könne - und um für die Wiedereröffnung der Geschäfte gerüstet zu sein.

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Online-Handel als Konkurrenz

David Wegener ist Vorsitzender des Marsberger Gewerbevereins und Inhaber des Schuhhaus Wegener: „In Zeiten von Corona sehe ich es grundsätzlich deutlich kritisch, dass die Discounter das komplette Sortiment weiter verkaufen dürfen, während kleine Einzelhändler ihre Läden geschlossen haben.“ Er gehe davon aus, dass davon vor allem Fachgeschäfte betroffen sein könnten, die Waren im unteren Preissegment oder ähnliche Waren wie die Supermärkte anbieten. Grundsätzlich sieht er aber eher auch den Online-Handel als die örtlichen Discounter als Konkurrenz zum örtlichen Einzelhandel

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Aus Sicht des Marsberger Einzelhändlers ist es wichtig, den Blick jetzt in die Zukunft zu richten und falls notwendig, über weitere Maßnahmen zu debattiert bzw. die ersten Schritte für eine „Exit-Strategie“ anzugehen, um so den wirtschaftliche Schaden so gering wie möglich zu halten. Außer Frage stehe natürlich, dass die gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung so gering wie möglich gehalten werden müssten.

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Heimischen Handel unterstützen

David Wegener: „Langfristig sind neben der Politik auch die Verbraucher gefragt, da auch diese mit jedem Kauf darüber abstimmen, wie die Städte jetzt und in Zukunft aussehen können und gestaltet werden sollen. Wer hier den lokalen Handel und die Dienstleister unterstützt, sichert Arbeitsplätze und Lebensqualität am Ort.“ Seine Bitte: Für nicht zwingend notwendige Anschaffungen, gerade auch bei Sortimenten, die sich Supermärkte, Discounter und Fachhändler vor Ort teilen, sollten Verbraucher die Öffnung der Fachhändler abwarten und bei notwendigen Anschaffungen diese anrufen. Viele bieten Liefer- oder Abholdienste an und beraten die Kunden auch in diesen Zeiten gerne telefonisch oder auf elektronischem Wege.

Alle wichtigen Informationen zur Coronakrise im Altkreis Brilon gibt es in unserem Newsblog