Padberg. Michael Luckey ist Fliesenleger in Marsberg und wendet sich in einem Facebook-Video an die Öffentlichkeit. Mit einer Bitte und einer Danke-Aktion

Michael Luckey aus Padberg mag Menschen. Als Fliesenleger hat er fast jeden Tag Kontakt zu ihnen, telefoniert mit ihnen, ist in ihren Wohnungen oder Häusern zu Gast und dort behilflich. Jüngst veröffentlichte er ein Video auf Facebook und äußerte dort zu Zeit von Corona eine Bitte, die im Kontrast zu dem steht, was er an seinem Beruf so sehr schätzt.

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Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

„Wir Handwerker dürfen nach wie vor für Sie, unsere Kunden im Einsatz sein“, heißt es in dem zweiminütigen Video, „dass dies aber so bleibt, verlangt, dass die getroffenen Maßnahmen unserer Regierung strengstens befolgt werden. Deshalb bitte ich Sie zu ihrem und zum Schutz meiner Mitarbeiter auf den nötigen Abstand zu achten.“

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Reichweite war größer als gedacht

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Luckey erklärt, dass die Idee zum Video im Verlauf der vergangenen Wochen entstand und er möglichst viele Leute erreichen wollte, um zu zeigen, dass nicht nur die Gesundheitsbranche und Lebensmittelhändler noch arbeiten, sondern auch das Handwerk noch aktiv ist. „Ich dachte erst, das würde nicht gut klappen, weil meine Kunden nicht unbedingt bei Facebook sind, aber es funktionierte viel besser als angenommen. Das wunderte mich“, sagt der Fliesenleger.

Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten und kamen schnell per Nachricht oder auch persönlich. Bei einem Baustoffhändler erklärte ihm eine Dame, dass sie zu Tränen gerührt war über die Worte im Video.

Zwei Meter Abstand auch auf dem Bau

Aber bei Arbeiten auf dem Bau waren zwei Meter Abstand zwischen Handwerkern und Kunden bislang kein Problem. Meist sind Luckey und seine Mitarbeiter alleine auf einer Baustelle, außer ein Lehrling ist dabei. Zwischen eineinhalb und drei Wochen sind sie dann an einem Ort eingeteilt.

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„Wir haben uns vergangene Woche auch zusammengesetzt und jeder konnte Bedenken äußern, wenn die Situation zu heikel ist und lieber Kurzarbeit anmelden möchte“, sagt er. Das wollte aber niemand. Also überlegte sich der 39-Jährige einen Appell, um die Sicherheit bei der Arbeit zu erhöhen.

Seit 16 Jahren in Marsberg selbstständig

„Unser Arbeitsalltag geht trotz Einschränkungen weiter. Es ist eine neue Situation, in der keiner eine Patentlösung bisher hat. Ich stehe im Austausch mit Kollegen und ich fand die Idee mit weniger Kontakt sinnvoll und habe sie dann umgesetzt“, so der erfahrene Fliesenleger, der seit 16 Jahren selbstständig ist.

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Aber diese neuen Arbeitsumstände sind auch ungewohnt und bringen ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich. „Das fällt mir nicht leicht. Ich bin gerne bei den Kunden und diskutiere, aber das geht jetzt nicht. Bei älteren Kunden versuche ich auch die Termine zu verschieben“, erklärt Luckey weiter. Zur Sicherheit hat jeder Mitarbeiter auch einen Kanister Wasser und Desinfektionsmittel dabei, aber bei den Kunden dürften sie auch meistens die Sanitäranlagen benutzen.

Kunden haben keine Bedenken

Kunden äußern in der Coronakrise bislang keine Bedenken, wenn ihre Wohnung betreten werden soll. Die Möglichkeit einen Auftrag zur stornieren besteht zwar, aber davon mache bislang niemand Gebrauch. „Es ist eher das Gegenteil der Fall, weil viele Leute jetzt zuhause sind und sich Gedanken über Sanierungen machen“, sagt Luckey.

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Aber diese Gedanken zu kommunizieren ist jetzt etwas schwieriger geworden ohne Besichtigungen im Vorfeld. Sowohl beim Kunden als auch in Luckeys Firma, wo er eine kleine Galerie hat in der sich Kunden inspirieren lassen können. Jetzt gibt es Kontakt per Mail oder am Telefon. Luckey lässt sich jetzt Grundrisse schicken und möglichst viele Bilder, um sich die Lage beim Kunden bestmöglich vorstellen und einen Kostenvoranschlag machen zu können.

Lob für Gesundheitsbranche

Doch in dem Facebookvideo, das immerhin 94 Likes hat, geht es nicht nur, um das Handwerk. Luckey nutzt die Zeit auch für ein persönliches Dankeschön. „Ich wollte einfach Danke sagen an die Praxen, alle Leute in der Gesundheitsbranche und im Einzelhandel, die weiterhin für uns da sind.“ Dafür gibt er allen Mitarbeitern in der Kranken-, Alten- und Gesundheitspflege sowie des Lebensmittelhandels einen fünfprozentigen Rabatt bis mindestens April 2021. „Das ist dann ein Dankeschön in barer Münze und nicht nur hole Worte“, sagt Luckey.

Umsatzrückgänge

Laut einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks haben 77 Prozent der Handwerksbetriebe in Deutschland mit Umsatzrückgängen zu kämpfen.

55 Prozent der Befragten klagen über stornierte Aufträge.

36 Prozent haben wegen f ehlendem Personal Probleme bekommen.

Er appelliert aber auch daran in Zeiten der Quarantäne nicht alles mögliche im Internet zu kaufen, sondern weiterhin beim Einzelhändler vor Ort. Viele haben ihre Türen schließen müssen und suchen andere Möglichkeiten, um ihre Waren dennoch an den Mann und die Frau bringen zu können. Das musste auch Luckey mit Freude feststellen. Wie es der Zufall so wollte, ging sein Staubsauger kaputt und er kontaktiere den Händler seines Vertrauens bei dem er gerne einkauft. „Ich brauche keinen Amazon-Algorithmus, der mir hilft. Der Händler stellte mir das Gerät vor die Türe und heftete eine Rechnung dran.“ Kreative Lösungen gibt es, aber sie müssten auch genutzt werden.

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Nur für eines gibt es noch keine: Der leidenschaftliche Sportschütze wird auf sein geliebtes Schützenfest in Padberg verzichten müssen, das eigentlich für Anfang Mai geplant war. „Für einen Schützen ist das schon mit einem Todesurteil gleichzusetzen.“