Hochsauerlandkreis/Brilon. In der Coronakrise schalten Firmen im Sauerland auf Krisenmodus. Das wird Folgen für den Arbeitsmarkt im HSK haben. Eine Bestandsaufnahme.

Die Verbreitung des Coronavirus gefährdet nicht nur die Gesundheit, sondern sie bereitet auch der heimischen Wirtschaft im Hochsauerlandkreis große Sorgen. Geschlossene Geschäfte, rasante Umsatzeinbußen und viele Fragezeichen begleiten derzeit Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Das merkt auch die Agentur für Arbeit bei der es derzeit fast nur ein Thema gibt: Kurzarbeit.

Riesiger Beratungsbedarf, wenn es um Kurzarbeit geht

„Es besteht derzeit ein riesiger Beratungsbedarf, wenn es um Kurzarbeit geht. Die Telefone glühen“, sagt Carina Bauer, Pressesprecherin bei der Agentur für Arbeit Meschede-Soest. Wie wird Kurzarbeit beantragt? Wie viel Geld gibt es und für wie lange?

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Der Fragenkatalog ist lang und es bleibt nicht immer nur bei einer Beratung. Unternehmen beantragen auch Kurzarbeit. In Zahlen kann die Arbeitsagentur die derzeitige Lage noch nicht abbilden, aber es sei bereits abzusehen, dass die Zahl der Unternehmen mit Kurzarbeit höher liegt als es noch im vergangenen Jahr um die Zeit der Fall war.

Teams werden aufgestockt, um dem Ansturm gerecht zu werden

Hunderte Anrufe gehen täglich in der Agentur ein von allen Branchen, daher müssen die Fachkräfte reagieren. Teams werden aufgestockt, um dem Ansturm gerecht zu werden. 80 Mitarbeiter versuchen über der regionalen Servicehotline Antworten zu geben. Bauer: „Es herrscht viel Angst. Hier hängen Schicksale in der Luft. Wenn der eigene Arbeitsplatz ungewiss ist, bricht das eigene Kartenhaus schnell zusammen.“

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In der kommenden Woche stellt die Arbeitsagentur den monatlichen Arbeitsmarktbericht vor. Dort sind auch offene Stellenangebote ersichtlich. Carina Bauer glaubt, dass auch dort Auswirkungen von Corona zu sehen sein werden. „Es ist zu erwarten, dass weniger Ausschreibungen veröffentlicht werden, wenn Betriebe schon Kurzarbeit anmelden.“

Prognose: Arbeitslosigkeit wird steigen

Auch Arbeitslosigkeit könnte bald ein größeres Thema sein. Viele von der Coronakrise betroffene Betriebe sehen in der Kurzarbeitergeldregelungen, die nun kurzfristig vom Bundesgesetzgeber noch angepasst wurden, die einzige Chance, um ihre Mitarbeiter auch während der Krise zu halten. „Aber es wird immer Betriebe geben, die darauf nicht zurückgreifen“, sagt Bauer.

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Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Arnsberg macht ebenfalls ihre eigenen Erfahrungen an ihrer Hilfe-Hotline. „Wir sind bei Unternehmen nah dran mit Themen wie Hilfsprogrammen, Bürgschaften oder dann auch Kurzarbeit. Bei letzterem verweisen wir aber an entsprechende Stellen weiter, wie die Arbeitsagentur, weil wir da nicht originär die Ansprechpartner sind“, sagt Stefan Severin, Pressesprecher der IHK in Arnsberg.

Gespräche bei denen es um die Existenz geht

Die Leitungen laufen auch dort heiß von den zahlreichen Anrufern, die aus allen erdenklichen Branchen kommen. „Jetzt sind kreative Ideen gefragt bei den Händlern, damit sie ihre Waren dennoch zu den Kunden bringen können. Das sind schwierige Gespräche bei denen es um die Existenz geht“, erklärt Severin. Die meisten Gespräche beschäftigen sich mit Finanzierungsfragen.

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Ebenfalls an Gesprächen zum Thema Kurzarbeit beteiligt ist die IG Metall Geschäftsstelle in Olsberg. 4250 Mitglieder hat die Gewerkschaft im Metall- und Holzbereich in der Region, rund 30 Unternehmen seien tarifgebunden. Die IG Metall hilft über Kurzarbeitsvereinbarungen zu sprechen. Wie die Zahlungshöhen genau aussehen, müsste im Einzelfall geschaut werden, sagt Verwaltungsstellenleiter Helmut Kreutzmann.

IG Metall Olsberg: Menschen sind in großer Sorge

Er findet die Anstrengungen der Landes- und Bundesregierung in Bezug auf die Unternehmen überwiegend gut, sieht aber eine Problematik kommen: „Wenn jemand jahrelang arbeitet, um dann Kurzarbeitergeld auf Sozialhilfeniveau zu bekommen, ist das keine Option. Und was ist mit jenen, die auf 450 Euro Jobs angewiesen sind?

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So schnell finden sie keine Arbeit, die ideale Bedingungen liefert, die sich auch nach Kindern zuhause richtet. Die Arbeitnehmer werden bei den Regelungen der Kurzarbeit meiner Meinung nach ein bisschen vergessen.“

Er erlebt auch, dass die Menschen, die sich an die IG Metall wenden in großer Sorge sind und viele Verfahrensfragen stellen. In den nächsten zwei bis drei Wochen würde sich zeigen, wie viele Unternehmen wirklich auf Kurzarbeit umstellen müssen, wenn flexible Instrumente, wie Überstundenabbau und Minusstunden ansammeln nicht mehr greifen. Kreutzmann: „Das wird noch sehr sportlich werden.“