Brilon. Eine Frau aus Brilon entbindet im Mai. Was bedeutet die Corona-Krise jetzt für eine werdende Mutter? Die Sauerländerin erzählt über ihre Gefühle.
Claudia Becker* packt Taschen. Eine für den Kreißsaal, eine für den Aufenthalt danach. Eine für Max, ihren Sohn, der dann bei Verwandten unterkommt. Claudia Becker aus dem Raum Brilon bekommt ihr zweites Kind Anfang Mai.
In einer Zeit, in der Corona für Besuchsbeschränkungen in Krankenhäusern sorgt. Für ausgefallene Geburtsvorbereitungskurse wegen der Coronavirus-Krise und für die Angst unter werdenden Müttern, allein im Kreißsaal entbinden zu müssen.
Sie hat keine Angst, aber Respekt vor der Ungewissheit
Claudia Becker ist in der 34. Schwangerschaftswoche. „Ich habe keine Angst. Aber Respekt“, sagt sie. Sie weiß, dass sie und das Baby nicht zur Risikogruppe gehören. Trotzdem meidet sie Besuch – „eher auch aus Sorge um Max und Paul, damit die beiden nicht krank werden.
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Selbst ein normaler Schnupfen bringt die Kleinen manchmal aus der Bahn, was für mich mittlerweile sehr anstrengend sein kann.“ Damit meint sie die typischen Beschwerden im dritten Drittel. Rückenschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung, die ersten Senkwehen.
Ihr Mann darf nicht krank werden, keine Symptome zeigen
Fast noch wichtiger ist ihr, dass ihr Mann Paul nicht krank wird. Er arbeitet normal weiter, macht zwischendurch Homeoffice. Sein Unternehmen trifft Sicherheitsmaßnahmen.
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Er sitzt nicht mit anderen Kollegen in einem Büro, spricht nur über das Telefon mit ihnen. „Wenn ich ihn in Paderborn bei der Entbindung dabei haben will, muss er kerngesund sein. Er darf keine Erkältungssymptome haben.“ Schon ihr erstes Kind hat sie in Paderborn bekommen. Trotzdem will sie sich auch in Brilon anmelden. „Beim zweiten geht es ja manchmal zügig“, sagt sie.
Die Hebammen bemühen sich wahnsinnig, die Zeit schön zu gestalten
Die Coronakrise habe sie nicht so aus der Bahn geworfen, sagt sie und klingt dabei eher abgeklärt. Eine Frau aus ihrem Geburtsvorbereitungskurs – einem der letzten, die nicht weggefallen sind – habe gerade in Brilon entbunden. Zwar sei der Mann bei der Geburt dabei gewesen, habe seine Frau auch einen Tag lang besuchen dürfen.
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Doch dann sei die neue Besucherregelung gekommen und jetzt dürfe er nicht mehr zu Besuch auf die Säuglingsstation. „Sie hat uns geschrieben, dass die Hebammen sich wahnsinnig bemühen, die Zeit trotzdem richtig schön für die Mütter und das Baby zu gestalten.“
Die Entbindung beschäftigt sie schon
Die Entbindung selbst beschäftigt sie, wie sie sagt. Schon bei der Geburt ihres ersten Sohnes gab es Komplikationen. „Jetzt darf Paul noch mit, aber ich mache mir schon Gedanken darüber, was passiert, wenn er nicht dabei sein dürfte.
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Er trifft doch die Entscheidungen, falls ich selbst das plötzlich nicht mehr kann. Er steht Wort für mich. Wenn er wegfällt, dann ist das sehr emotional.“ Ihre Stimme klingt jetzt leiser, weicher. „Das verängstigt mich."
Ihre Hebamme ist immer da, per Telefon und im Notfall persönlich
Ihre Hebamme beantwortet per Whatsapp und Telefon alle Fragen und rät, so spät wie möglich ins Krankenhaus zu gehen und es so früh wie möglich wieder zu verlassen. Eine Hausgeburt kommt für Claudia Becker aber „nicht in die Tüte. Außerdem ist in Paderborn ja keine Coronastation“, bekräftigt sie, jetzt doch wieder mit fester Stimme. Sie klingt nicht besorgt, wenn sie das sagt.
Sie erinnert sich noch an den Hormonschwung beim ersten Mal
Sie erinnert sich noch gut an die Zeit nach der Geburt ihres ersten Kindes. „Alles war irgendwie anders, fast überfordernd. Man war nicht wirklich vorbereitet, die Gefühle haben einen überflutet wegen dem Hormonschwung.“ A
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ls sie das erste Mal vom Besuchsverbot auf der Säuglingsstation wegen des Coronavirus gelesen hat, musste sie weinen. Mittlerweile denkt sie, dass sie das meistern kann. „Ich hab das einfach schnell vergessen, ich schalte das ab.“ Sie sagt auch, dass sie sich nichts zusammen spinnen will. Dass sie nicht so viel nachdenken will.
Corona sorgt für Ruhe im Wochenbett
Zuhause wollen sie ihre Ruhe, wenn sie mit dem Baby daheim sind.
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„Aber das war auch vor dem Coronavirus schon klar“, sagt sie und lacht auf. „Irgendwie hat Corona dann ja auch was positives. Sonst wollen immer alle Menschen vorbeikommen und einen besuchen und man sagt nie nein. Jetzt können wir die Zeit zu viert für uns genießen, ganz intensiv.
*Alle Namen sind von der Redaktion geändert, den Redakteuren aber bekannt.