Hochsauerlandkreis. Eigentlich sollte 2020 ihr Jahr werden – Schützenfest und Party. Doch dann kam das Coronavirus. Wie Jugendliche aus dem HSK die Situation sehen.
„Wenn es eine andere Zeit wäre, würde ich mein Leben jetzt vielleicht feiern. Aber so möchte ich einfach nur die Schule und den Alltag zurück!“ Stoßseufzer einer knapp 16-Jährigen in der Corona-Krise. Jule, Pauline, Viviane, Timon, Matteo, Hannah, Thea und Marc kommen aus Liesen und Hallenberg. Die unverhoffte schulfreie Zeit können sie nicht wirklich genießen.
Auch interessant
Die meisten von ihnen sind gerade in der 10. Klasse und stehen kurz dem Ende ihrer Schulzeit. Ihre Abschlussklassenfahrt nach Prag Ende März wurde vergangenen Donnerstag gestrichen. Ob sie nachgeholt werden kann oder es in den noch verbleibenden Wochen bis zum Schuljahresende einen Ersatz gibt – keiner weiß es. Einen Tag später erhielten sie die Nachricht, dass die Schulen schließen und sie den Schulstoff so gut wie möglich zuhause lernen sollen.
Vorbereitung auf Abschlussprüfungen leidet
Anfang Mai beginnen die zentralen Abschlussprüfungen, dafür werden ihnen nach jetzigem Stand mindestens drei Wochen Unterricht fehlen – wenn nach den Osterferien die Schule überhaupt wieder beginnen kann.
Auch interessant
Spielplatz und Jugendraum, wo sich die Jugendlichen sonst in ihrer Freizeit oft getroffen haben, sind inzwischen geschlossen. Auch wenn es jedem persönlich schwer fällt, haben sie den Ernst der derzeitigen Lage verstanden und verzichten seit dieser Woche auf Treffen oder sagen ihre Geburtstagsfeiern ab.
Freunde halten Kontakt über das Handy
Auch interessant
„Mit meinen Freunden habe ich übers Handy Kontakt. Sonst sehe ich fast nur noch meine Familie“, erzählt Thea mit Blick auf die Veränderungen in ihrem Leben. „Als die Schule letzte Woche zu machte, dachte man im ersten Moment „Hey, Corona-Ferien, was geht? Aber es ist doch alles ganz anders – einmal durch die Wochenarbeitspläne, für die man sich selber motivieren muss. Vor allem aber auch durch die Stimmung überall, weil sich jeder Sorgen wegen der Corona-Ansteckungen und der Auswirkungen macht.“
Die „alten“ Medien gewinnen
Vor kurzem hätten sie noch Witze gemacht und gedacht, Corona sei weit weg und werde nur in den Medien künstlich hochgepusht: „Aber jetzt steht Corona direkt vor unserer Haustür und wir befürchten, dass das normale Leben noch lange nicht wieder anfangen kann.“ Angst machen allen die Szenarien, die sie aus Italien hören und sehen.
Auch interessant
Konventionelle Nachrichten-Sender und Zeitungen bekommen gerade auf einmal bei der Generation Youtube & Instagram einen ganz neuen Stellenwert. Außerdem sorgen sie sich vor den persönlichen Auswirkungen, denn die ersten Firmen, in denen Eltern, Familienmitglieder oder Bekannte arbeiten, schließen bereits oder melden Kurzarbeit an.
Pläne ad acta gelegt
Auch interessant
„2020 sollte unser Jahr werden: Endlich sind wir 16 Jahre, dürfen auf Schützenfeste und die Kirmes gehen, wollten unseren Schul-Abschluss der Schulzeit so richtig feiern, eine tolle letzte Klassenfahrt zusammen machen, bevor wir alle auseinandergehen – und jetzt hat man stattdessen Angst vor der Zukunft.“
Joalina Kottkamp (18), Schülerin
„Ich finde es eher nicht so gut, dass die Schulen schließen, weil wir kurz vor den Abschlussprüfungen stehen und wir daher viel Stoff nicht mehr durchnehmen können. Ich werde in der freien Zeit jetzt auf jeden Fall viel lernen, um das wieder auszugleichen. Ich würde auch gerne meine Familie im Ausland besuchen. Mein Opa wohnt zum Beispiel in Spanien, mein Vater in der Schweiz, meine Cousine in Australien und der Rest in Serbien. Zeit hätte ich jetzt, aber das fällt leider trotzdem flach. Irgendwie finde ich es auch gut, dass man jetzt, zumindest theoretisch, so viel frei hat, aber es wird dadurch auch ganz schön stressig.
Ich habe aber Verständnis für die Maßnahmen, da ich selber Familienmitglieder mit Vorerkrankungen wie beispielsweise Rheuma habe. Richtig blöd ist, dass ich manchmal komisch angeguckt werde, wenn ich niese oder huste, dabei habe ich einfach nur eine chronische Nebenhöhlen- und Mandelentzündung. Angst vor einer Infektion mit Corona habe ich persönlich allerdings nicht, da ich keiner Risikogruppe angehöre.“
Pascal Lenz (18), Praktikant
„Die Schulschließungen betreffen mich nicht, da ich zur Zeit ein Jahrespraktikum in einer Küche mache. Grundsätzlich mache ich mir daher auch keine Sorgen um meinen Job, weil ich meinen Lohn so oder so überwiesen bekomme. Ich habe zum Glück auch keine Risikopersonen in meinem Verwandten- oder Freundeskreis. Auch ich selber bin durch das Virus nicht stärker gefährdet. Im Prinzip habe ich dennoch Verständnis für die Maßnahmen, aber sie sollten in einem gewissen Rahmen bleiben.“
Anna Niggemann (17), Schülerin
„Dass die Schulen jetzt alle schließen, finde ich nicht so gut, weil wir mitten in einer Klausurphase waren. Es ist zwar nicht so schlimm, weil ich bereits meinen Realschulabschluss habe und zum Schuljahresende meine Ausbildung zur Elektrikerin für Betriebstechnik beginne. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn ich die letzten Monate für mein Fachabi normal verbringen könnte. Man kann jetzt auch vielen Hobbys nicht mehr nachgehen, weil alles zu ist.
Auch interessant
Daher versuche ich mich möglichst oft mit meinen Freunden zu treffen, damit ich nicht die ganze Zeit alleine bin. An manchen Stellen finde ich die Maßnahmen teilweise ein bisschen übertrieben. Dennoch ist das Ausmaß der Ausbreitung von China bis nach Deutschland aber schon dramatisch und verstehe, dass für den Schutz der Bevölkerung alles getan werden muss. Ich selber habe keine Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, weil ich nicht zu dem gefährdeten Personenkreis gehöre.“
Stephanie Bauer (19), Schülerin
„Ich stehe wie so viele andere Schüler und Schülerinnen gerade kurz vor meinen Abschlussprüfungen und finde es darum natürlich nicht so toll, dass die Schulen schließen, weil wir jetzt viel Stoff verpassen. Da jetzt alle Schwimmbäder schließen, kann ich auch mein Hobby nicht mehr ausüben. Ich trainiere beim TV Brilon die Kindergruppe. Wir bringen den Kids Kraulen, Delfin und vieles mehr bis zum Freischwimmer-Gold bei. Das werde ich auf jeden Fall sehr vermissen.
Ich habe im direkten familiären Umfeld allerdings ein paar Risikopersonen und auch ich selber bin durch mein Asthma ein bisschen stärker gefährdet. Darum habe ich natürlich großes Verständnis für die Umsetzung der neuen Regelungen und bin trotz allem auch froh darüber. Ich hoffe aber natürlich, dass wir das Problem in den Griff kriegen und möglichst schnell wieder Normalität einkehrt.“