Hochsauerlandkreis/Brilon. In Brilon werden Apotheken zusammengelegt: Coronavirus-Infektionsschutz. Das ist nicht die einzige Maßnahme. Deshalb ist Schutz dort so wichtig.
Aus zwei mach eins: Als Vorsichtsmaßnahme hat Annette Schwarzer eine ihrer beiden Briloner Apotheken geschlossen und die beiden Teams, insgesamt neun Personen, im wochenweisen Wechsel in der anderen zusammen gezogen.
Beide, die Post-Apotheke und die Rathaus-Apotheke, liegen nur ein paar Schritte voneinander entfernt in der Königstraße. Das ist nicht die einzige Maßnahme – alle Apotheken schützen sich derzeit.
Wechsel, damit nicht gesamte Belegschaft erkrankt
Mit dem wöchentlich alternierenden Dienst, sagt die Apothekerin, möchte sie für den Fall vorsorgen, dass sich doch jemand infizieren sollte und die anderen aus diesem Team deshalb in Qurantäne geschickt werden. Dann könnte die zweite Gruppe einspringen und die Medikamentenversorgung aufrecht erhalten. Andernfalls hätte in jeder der beiden Apotheken eine Infektion auftreten können, und dann wären beide Teams außer Gefecht gesetzt.
Auch interessant
Maßnahmenpaket gegen Coronainfektion
Neben den bereits vor einer Woche eingeführten ersten Maßnahmen wie der Markierung von Abstandszonen auf dem Boden und der an der Tür angeschlagenen Bitte an die Kunden, darauf zu achten, sich nur noch zu zweit in der Apotheke aufzuhalten - Annette Schwarzer: "Alle sind sehr verständig, manche warten sogar, bis wir sie herein winken."- gibt es seit Mittwoch noch eine weitere Vorsichtsmaßnahme: Eine Plexiglas-Scheibe trennt am Verkaufstisch die Mitarbeiterinnen und die Kunden. Die Scheibe enthält - wie bei den Notdienstklappen an den Eingangstüren - eine kleine Durchreiche für Rezepte, Medikamente und das Bezahlen.
Auch interessant
Lieferservice der Apotheke ausgeweitet
Angesichts der Corona-Krise ausgeweitet hat Annette Schwarzer den Lieferservice. Eine Mitarbeiterin sei so den ganzen Tag unterwegs, um Rezepte bei den Ärzten abzuholen und Medikamente zuzustellen. Auch dabei hat sie in beiderseitigem Interesse eine weitere Vorsichtsmaßnahme eingebaut: "Wir fragen die Kunden schon am Telefon, ob sie das Geld passend haben oder wie sie bezahlen möchten. Das Wechselgeld bereiten wir dann hier schon in einem Kuvert passend vor."Bei einem muss jedoch auch die Apothekerin zurzeit passen: Die hauseigene Herstellung von Desinfektionsmitteln ist nicht möglich. Die Grundsubstanzen, hochprozentiger Alkohol oder Isopropanol seien aktuell nicht lieferbar.
Auch interessant
Apothekensprecher: Versorgung mit Arzneimitteln sichern
„In Krisenzeiten ist es wichtiger denn je, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln funktioniert“, sagt Jürgen Schäfer, Sprecher der Apothekerschaft im Altkreis Brilon. Die Apothekerund ihre Teams im Hochsauerlandkreis verzeichnen einen großen Andrang und Aufklärungsbedarf. „Viele Menschen sind verunsichert. Dafür sorgen nicht zuletzt die Falschinformationen über das Coronavirus, die im Internet kursieren. „Wenn sich plötzlich Nachrichten zu angeblichen Gefahren oder Wunderwirkungen bestimmter Medikamente im Netz verbreiten, ist meist Vorsicht geboten. Fragen Sie einen Experten. Apotheker stehen für Fakten statt Fake-News.“
Auch interessant
So wollen die Apotheker auch Hamsterkäufe von Medikamenten verhindern, für die es keinerlei Grund gibt. Solche Panikkäufe schaden stattdessen denjenigen, die die anderswo gehorteten Medikamente tatsächlich benötigen. Um die Versorgung in der Fläche mit Apotheken aufrechtzuerhalten, sei es wichtig, dass nun nicht zu viele Apothekenmitarbeiter selbst am Coronavirus erkranken und in Quarantäne müssen. Dieses Risiko bestehe, da Apothekerinnen und Apotheker sowie PTA tagtäglich Kontakt mit potenziellen Virusträgern haben.
Auch interessant
Aufklärung gegen Fake-News
Um das Infektionsrisiko zu minimieren, haben viele Apotheken mittlerweile verschiedene Maßnahmen umgesetzt. „Diese sollen bitte nicht als Affront missverstanden werden“, wirbt Schäfer um das Verständnis. „Sie sollen die Gesundheit aller Patienten und Apothekenmitarbeiter schützen.“ So fordern zum Beispiel Hinweisschilder dazu auf, zwei Meter Abstand voneinander zu halten. Einige Apotheken haben Plexiglaswände an den Verkaufstischen angebracht, die die Mitarbeiterinnen davor schützen sollen, angehustet oder angeniest zu werden. Andere bitten darum, dass sich beispielsweise nicht mehr als drei oder fünf Kunden zeitgleich in der Apotheke aufhalten.
„Je weiträumiger es zugeht, desto geringer das Ansteckungsrisiko für das Personal, aber auch für die Patientinnen und Patienten“, so Schäfer. Patienten mit Symptomen, die auf eine Infektion mit dem Corona-Virus hindeuten, sollten eine so Apotheke am besten überhaupt nicht mehr betreten, sondern sich telefonisch melden.