Hochsauerlandkreis/Brilon. Dr. Marc Garbrecht ist Chefarzt der Inneren Medizin am Maria Hilf in Brilon. Zur Diskussion um das Coronavirus hat er eine ganz eigene Meinung.

Nicht nur in vielen Apotheken sind keine Atemmasken mehr zu bekommen, auch im Briloner Obi sind sie ausverkauft. Für Dr. Marc Garbrecht, Facharzt für Innere Medizin und Chefarzt am Maria Hilf-Krankenhaus in Brilon, ist das „völlig sinnbefreit“ - zumindest wenn man glaube, dass sich durch das Tragen einer Atemmaske eine Ansteckung mit dem Coronavirus vermeiden lasse.

Denn das Virus kann auch über die Augen übertragen werden - per Tröpfchen-Infektion beim Anhusten ebenso wie durch Schmier-Infektion durch die eigenen Hände. Deshalb sei eine „vernünftige Hygiene“ wesentlich wirksamer.

Saisonale Grippe wesentlich gefährlicher

Zur Krankheit selbst sagt der Mediziner: „Die saisonale Grippe ist wesentlich gefährlicher.“ 2017/18 hatte es allein in Deutschland rund 25.000 Todesfälle gegeben. Wesentlich aggressiver seien als das neue Virus seien die ebenfalls auf Corona-Stämmen basierenden SARS und MERS, die 2002 bzw. 2012 für zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle sorgten. Allerdings seien diese Viren nicht so leicht übertragbar wie das Corona-Virus, sagt Dr. Garbrecht.

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Aktuell werde im Maria Hilf ein Patient auf Influenza untersucht. Nach einem England-Aufenthalt stellten sich bei ihm die Symptome ein. Ihn auf Covid-19 zu untersuchen, hält Dr. Garbrecht für nicht erforderlich, schließlich habe es bisher in England keine Corona-Bestätigung gegeben: „Wir können nicht jeden, der mit Husten oder Fieber zu uns kommt, auf Covid-19 untersuchen. Das können die Labore nicht gar nicht schaffen.“

Schließung von Schulen oder Kindergärten und häusliche Isolierung sinnvoll

Wichtig sei, bei bestätigten Fällen die Infektionsketten zu unterbrechen. Denn vor allem ältere oder durch Vorerkrankungen immungeschwächte Menschen seien, so Dr. Garbrecht, bei einer Infektion „einer höheren Gefährdung ausgesetzt“. Die in Norditalien praktizierte Abschottung ganzer Städte sei deshalb genauso sinnvoll wie die Schließung von Schulen oder Kindergärten und die häusliche Isolierung.

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Das Krankenhaus sei ebenso wie der Hochsauerlandkreis auf eine etwaige Corona-Pandemie vorbereitet. Es gibt eine tägliche Lagebesprechung. Das Briloner Krankenhaus ist eines von kreisweit zwei, die eine spezielle Isolierstation mit 14 Betten vorhalten. Entsprechend umfangreich ist das Maria Hilf mit allem medizinischen Schutz- und Behandlungsmaterial ausgestattet – und Dr. Gabrecht tritt Gerüchten entgegen, am Maria-Hilf würden die Desinfektionsmittel knapp.