New York/Altkreis Brilon. Miriam aus dem Hochsauerland lebt seit einem halben Jahr in New York. Die Stadt verändert sich seit dem ersten Corona-Fall. Nun kehrt sie zurück.

Es war ihr Traum: In der Weltmetropole New York leben, eine internationale Sprachenschule im Empire State Building besuchen, Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen, mit diesen Eindrücken irgendwann im Sommer 2020 zurück nach Deutschland kommen. Für diesen Traum hat Miriam aus dem Altkreis Brilon sogar ihre Stelle aufgegeben und ist im Oktober 2019 losgeflogen in die Neue Welt. Jetzt endet dieser Traum abrupt: Am Sonntag wurde ihre Schule aufgrund der Coronavirus-Pandemie geschlossen, am Montag ergatterte sie kurzentschlossen einen der rar und teuer gewordenen Rückflüge und kommt am Donnerstag zurück – aus Angst, dass die Überlegungen der europäischen Regierungen sich bewahrheiten und ein Einreisestopp in die EU verhängt wird.

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Umbruch in der Stadt

Bis vor wenigen Tagen schien in New York noch alles okay zu sein. Täglich fast sechs Stunden Sprachunterricht, anschließend das Leben in einer pulsierenden Weltstadt genießen, die so ganz anders ist als die sauerländische Heimat. Die Bilder von überfüllten Krankenhäusern und Hamsterkäufen kannte man dort nur aus Presseberichten aus Asien und Italien. Dann gab es einen ersten Corona-Fall, kurz darauf den zweiten. Seitdem ist schlagartig alles anders geworden, beschreibt Miriam den Umbruch in der Stadt.

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Am Broadway gingen die Lichter aus, Schulen, Universitäten, Läden, Theater, Kinos und Clubs wurden seit dem Wochenende geschlossen. Die Subway - quasi die Lebensader der Stadt, die sonst bekanntlich niemals schläft – wird von Tag zu Tag, ja, fast von Stunde zu Stunde leerer.

Diesen Blick aus dem Fenster der Sprachenschule wird Miriam vermissen.
Diesen Blick aus dem Fenster der Sprachenschule wird Miriam vermissen. © WP

Die Menschen in New York igeln sich in ihren Wohnungen ein, Restaurants dürfen nur noch bis 20 Uhr Essen ausliefern oder abholen lassen. „Social distancing“ ist das Gebot der Stunde, Zusammenkünfte von mehr als 50 Menschen sind verboten – in einer Stadt mit knapp 8,5 Mio. Einwohnern gar nicht zu vermeiden.

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Kein Risiko

Deshalb und auch in Hinsicht auf die sich fast stündlich überschlagenden Nachrichten aus Deutschland hat Miriam nun schweren Herzens beschlossen, die Koffer zu packen und ihre schon im Voraus bezahlte Wohnung aufzugeben - obwohl ihr Studentenvisum noch bis Mitte Juni gültig wäre und sie bis dahin das Land erkunden wollte: „Aber ich kann nicht riskieren, nicht mehr nach Europa zurück zu kommen. Keiner weiß momentan, wie es weitergeht.“

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Entspannte Südamerikaner

Der Abschied fällt ihr deswegen etwas leichter, weil viele ihrer zu Freunden gewordenen Schulkollegen aus Europa ebenfalls im Aufbruch sind. Einige italienische Kommilitonen hatten New York schon nach dem am 9. März verhängten „Lockdown“ fluchtartig verlassen. Die Mitschüler aus Südamerika fühlen sich dagegen angesichts der noch deutlich entspannteren Situationen in deren Heimatländern nicht so unter Zugzwang und wollen vorerst noch bleiben.

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Beim Telefonat mit der WP Miriam im Central Park, die Sonne scheint, das Vogelgezwitscher, die letzten Stunden von ihres Traum laufen: „Ja, ich bin schon verwirrt, enttäuscht und auch traurig. Aber ich denke jetzt lieber an die fünf schönen Monate zurück, die ich in New York hatte, und nicht daran, wie gerade alles endet. Diese Erfahrungen, auch wenn sie jetzt kürzer ausfallen als geplant, kann mir niemand nehmen, auch nicht Corona.“