Brilon/Winterberg. Das NRW-Gesundheitsministerium schreibt vor, dass Bars nicht mehr geöffnet werden dürfen. Das sorgt in Brilon für eine Menge Verunsicherung.
„Die Regelungen sind sehr uneinheitlich. Wenn ich nach Paderborn gucke und dort zwar die Disco zu macht, aber das Pub geöffnet bleibt, dann ist das für mich Wettbewerbsverzerrung, wenn ich den Kump aus Vorsicht vor Corona schließen soll“, sagt Sebastian Kühne, Betreiber der Briloner Kneipe. Ein Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums sorgt für Verwirrung.
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Demnach sollen seit Montag nahezu alle Freizeit-, Sport-, Unterhaltungs- und Bildungsangebote im Land eingestellt werden. Alle Bars, Clubs, Diskotheken, Spielhallen, Theater, Kinos und Museen müssen schließen. Bibliotheken, Restaurants, Gaststätten und Hotels sollen in ihrem Betrieb an strenge Auflagen gebunden werden, die eine Verbreitung des Coronavirus verhindern.
Unklare Ausdrucksweise
Die Regelungen sollen laut Staatskanzlei in Düsseldorf zunächst bis zum 19. April gelten. Danach soll auf der Grundlage einer aktuellen Lage-Einschätzung des Robert-Koch-Instituts über das weitere Vorgehen entschieden werden, hieß es in Düsseldorf.
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„Aber was gilt als eine Bar und was ist eine Gaststätte? Da konnte mir das Ordnungsamt auch nicht weiterhelfen und war genauso verwirrt“, sagt Kühne und wünscht sich vor allem eine klare Linie an die sich alle halten müssen. Bis dieser Aspekt geklärt ist, soll die Kneipe weiterhin geöffnet bleiben, alle Veranstaltungen fallen jedoch aus.
Noch mehr Hygiene im Briloner Kump
Vor Ort setzt das Team noch mehr auf ein möglichst bakterienfreies Umfeld. Alle zwei Stunden werden alle Tische und die Spülkästen gewaschen, die Griffe am Kicker werden nach jeder Runde gereinigt. Das Gesundheitsamt verschickt noch in dieser Woche genaue Angaben an die Kneipen.
„Jede Stadt sollte einheitliche Vorgaben haben. Vielleicht sind Kneipen mit Küchen nicht so betroffen, während alle anderen zu machen. Wenn Kunden dann einfach in die Nachbarstadt fahren, ist das ein Problem.“
Folgen sind überschaubar
Für ihn sind die Folgen des neuen Erlasses des NRW- Gesundheitsministeriums noch überschaubar. „Für uns bedeutet es zunächst einmal nichts. Wir hatten im Januar ein Umsatzplus von 18 Prozent und wenn es jetzt in die andere Richtung geht, ist das erstmal egal.“, ergänzt Kühne. Ein wirtschaftliches Problem sieht er bisher nicht an dem Erlass.
Da der Kump für den Betreiber mehr ein Hobby nebenbei ist, stören ihn etwaige finanzielle Ausfälle nicht, auch wenn der Zeitraum für die vorgeschriebene Schließung länger dauern sollte als einen Monat. Die Situation sei unschön, aber kein Genickbruch.
Unterstützung vom Staat wäre hilfreich
Wenn es finanzielle Unterstützung vom Staat geben würde, beispielsweise die Übernahme der Pachtgebühren, dann würde auch Kühne von dem Angebot Gebrauch machen. „Alles andere wäre dumm. Aber ich gehe jetzt nicht proaktiv zum Pächter und versuche um Kosten herumzukommen. Das gehört dann einfach zum Berufsrisiko.“
Doch wie sieht es mit den Mitarbeitern in der Kneipe aus? „Wir haben über das Thema Verdienstausfall diskutiert und waren eventuell auch bereit, den Mitarbeitern ihr Gehalt weiterhin zu zahlen, wenn ihre Schicht entfallen würde“, erklärt Kühne. Aber das Personal zeigte sich kooperativ und verzichtete von sich aus auf diese Maßnahme.
Unklare Situation in der Ratsschänke
Große Unsicherheit gibt es auch bei Jan Mittmann, Besitzer der Ratsschänke. „Ich habe noch gar keinen Plan wie es jetzt weitergeht. Ich habe alles in die Schänke gesteckt und viel renoviert. Ich glaube nicht, dass in einem Monat alles wieder vorbei sein wird.“
Da er selbst hinter der Theke steht und bei Veranstaltungen auf 450 Euro Kräfte setzt, stellen Personalkosten für ihn derzeit kein Problem dar. Auf Hilfe vom Staat hofft er derzeit noch nicht und blickt eher pessimistisch in die Zukunft. „Die Kneipenkultur stirbt immer mehr aus. Ich denken nicht, dass einem kleinen Betrieb dann geholfen wird, sondern eher auf die Großen geachtet wird.“
Gaststätten könnten geöffnet bleiben
Bei der Ratsschänke handelt es sich laut Ordnungsamt um eine Gaststätte. Die Türen könnten unter strengen Auflagen also öffnen. Doch dafür müssten die Tische viel Abstand zueinander haben, etwas das nicht leicht umzusetzen ist. Und: Alle Gäste müssten noch an der Türe Angaben zu ihrer Person machen. In der Kneipe wird dann genauestens notiert, wo welcher Besucher gesessen hat. Sollte ein Besucher an Corona erkrankt sein, könnten so die anderen Gäste kontaktiert werden.
„Diese Auflagen sind ja kaum zu erfüllen. Ich müsste jemanden an die Türe stellen, das sind wieder Personalkosten und am Ende kommt dennoch kein Gast. Das vergangene Wochenende war die reinste Katastrophe“, sagt Mittmann.
Club in Winterberg schließt
Ähnlich sieht es in Winterberg bei „Tenne“ aus. Der Club ist ebenfalls von der Schließung betroffen. Inhaber Peter Mergheim hatte am Wochenende noch den Betrieb aufgenommen, aber mit einem mulmigen Gefühl. „Ich hatte gehofft, dass der Erlass schon am Freitag kommt. Das Gefühl war nicht gut, obwohl Freitag noch einige Gäste gekommen waren. Aber Samstag zeigte sich schon, dass viele dem Appell der Regierung Folge leisten.“
Wirtschaftlich wäre es für ihn jetzt auch nicht mehr sinnvoll den Betrieb fortzuführen. Jetzt gilt es für Mergheim vor allem die Kosten zu reduzieren. Der Pächter signalisierte schon, dass er zu einem Gespräch bereit sei. Die Pacht macht den größten Teil der Fixkosten aus.
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Außerdem möchte Mergheim versuchen, Mitarbeitergelder für sein Team zu beantragen. „Aber die Frage ist, wie es mit den Aushilfen aussieht. Ich habe Bedenken, dass sie sich etwas anderes suchen. Unser Team ist sehr gut und Leute zu verlieren ist nie schön“, erklärt der Besitzer.