Altkreis Brilon. Christlichen Kirchen reagieren auf Corona: Gottesdienste und Messfeiern im Altkreis Brilon finden weiter statt. Aber die Firmungen sind abgesagt.

Auch wenn die Besucherzahlen die Kirchen nicht mehr zum Bersten bringen: Sonntags gehen immer noch viele Sauerländer zur Messfeier bzw. zum Gottesdienst in die Kirche. Die magische Zahl von 1000 Menschen, die durch ministeriellen Erlass bei Veranstaltungen automatisch zu Absagen führt, erreichen die Gottesdienste in unserer ländlich geprägten Region ohnehin nicht. Aber das Erzbistum München und Freising hat gestern nach einer Krisensitzung beschlossen, dass Gottesdienste bis auf Weiteres von nicht mehr als 100 Personen besucht werden dürfen. Wie sieht das im Erzbistum Paderborn bzw. im Kirchenkreis Arnsberg aus?

München-Freising führt die 100-er Grenze ein

„Von einer solchen Regelung sind wir noch entfernt“, sagt der stv. Sprecher des Bistums, Thomas Throenle in Paderborn. „Wir überlassen die Entscheidung, wie mit Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen umgegangen wird, den Pfarreien bzw. den Geistlichen vor Ort, die das mit der nötigen Sorgfalt beurteilen und die so handeln, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet, aber auch keine Panik entsteht.“ Für eine generelle Ansage sei das Bistum in seinen Strukturen zu unterschiedlich. Wenn es – wie im HSK – sieben Fälle in Schmallenberg und einen Fall in Brilon gebe, mache es Sinn, vor Ort eine Einschätzung abzugeben. „Wir möchten nicht zentral verfügen, dass etwas abgesagt wird oder dass es stattfinden muss.“

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Auf seiner Internetseite gibt das Erzbistum Empfehlungen, wie die Arbeit in den Gemeinden und Einrichtungen geregelt werden soll. Auch die Bereichsverantwortlichen im Erzbistum Paderborn haben einen Krisenstab gebildet, der sich täglich trifft. Das Erzbistum betont auch dort, dass für endgültige Entscheidungen die Gemeinden jeweils in Abstimmung mit den Gesundheitsämtern verantwortlich seien.

Firmwochenenden abgesagt

Veranstaltungen wie Firmwochenenden, die Schulausflüge an den Schulen in Trägerschaft des Erzbistums sowie Exkursionen seien bereits und würden auch weiterhin breitflächig abgesagt. Bei den Verhaltensempfehlungen in Gottesdiensten hat das Erzbistum den einzelnen Gemeinden entsprechende Hinweise der Deutschen Bischofskonferenz weitergeleitet. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, dass sich Priester und Kommunionhelfer vor ihrem Dienst die Hände waschen und ein Desinfektionsmittel benutzen sollen. Bei der Kommunion wird auf Mundkommunion verzichtet und auch auf das Händeschütteln zum Friedensgruß solle verzichtet werden.

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Ob die Besucherzahlen in den Gottesdiensten aus Angst vor der weiteren Corona-Ausbreitung bereits zurückgegangen sind, kann das Bistum nicht sagen, da nur zu bestimmten Zeiten stichprobenartig gezählt wird. Thomas Throenle: „Wir haben bereits einige Veranstaltungen abgesagt wie vergangene Woche die Nacht der Lichter im Dom mit mehr als 1000 erwarteten Jugendlichen. Ich weiß von einer Gemeinde, dass sie das Fasten-Essen abgesagt hat, obwohl es weniger als 100 Teilnehmer waren. Das sind eben solche Entscheidungen, die vor Ort getroffen werden.“ So wie auch die, die die Angehörigen eines Pfarrers im Raum Bielefeld getroffen haben. Throenle: „Zu der Beisetzung des beliebten Geistlichen waren viele Trauergäste zu erwarten. Die Familie hat dazu aufgerufen, nicht an der Beisetzung teilzunehmen, damit gar nicht erst eine große Menschenmenge und damit weitere Risiken entstehen können.“

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Was ist mit Weißem Sonntag?

Wie sich die Situation um den Weißen Sonntag sowie um weiterer Feste im Kirchenjahr entwickelt, kann das Bistum – Stand heute – noch nicht verlässlich vorhersagen. Am Freitagmorgen hieß es noch: Firmungen sollen stattfinden, die Entscheidung würde im Einzelfall durch die Pastoralteams vor Ort in Abstimmung mit den jeweiligen Gesundheitsämtern getroffen. Wenige Stunden später hieß es: Die Spendung des Firmsakraments durch die Weihbischöfe wird bis auf Weiteres abgesagt. Nach gründlicher Abwägung der verschiedenen Argumente habe ich mich entschlossen, dass im Erzbistum bis auf weiteres keine Firmfeiern stattfinden“, schreibt Erzbischof Hans-Josef Becker. Die Absage sei ein Zeichen der Solidarität mit jenen Menschen, für die eine schnelle Ausbreitung des Virus eine existentielle Gefahr bedeuten könne. Ihm sei bewusst, dass der Schritt zur Absage der Sakramentenspendung viele Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, und deren Familie schmerze. Doch es gelte, verantwortlich zu handeln, um die Gefahr einer Ansteckung und Ausbreitung des Virus zu verkleinern, erklärt Erzbischof Becker.

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„Radikale Aufmerksamkeit und Vorsicht“

Der Kreissynodalvorstand (KSV) des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg hat in Sachen Corona weitreichende Handlungsempfehlungen für seine 28 Kirchengemeinden beschlossen. „Die außerordentliche Gefährdung durch das Corona-Virus und der rasante Anstieg der Infektionsfälle nötigt zu radikaler Aufmerksamkeit und Vorsicht“, erklärt Superintendent Dieter Tometten. „Uns ist die seelische Belastung bewusst, die die Situation allgemein, die Gefährdung eines jeden Einzelnen, die Ungewissheit und in Quarantänesituationen die Isolation und erst recht die tatsächliche Infektion bedeuten. Das braucht einen wichtigen Platz in unserem kirchlichen Wahrnehmen. Wir werden diesen seelsorglichen Auftrag aufmerksam annehmen und für diese Menschen da sein, so gut wir können. Wir haben vor allem Zuspruch zu geben.“

Bis Ostern größere Veranstaltungen absagen

Der KSV rät, zunächst bis Ostern alle größeren Veranstaltungen abzusagen. Gottesdienste sollen zunächst weiterhin stattfinden. Allerdings sollen Abendmahlfeiern nach Möglichkeit ausfallen; in jedem Fall aber auf den Gemeinschaftskelch verzichtet werden. Jeder Gottesdienstbesucher wird aufgefordert, die notwendigen hygienischen Maßnahmen zu beachten und auf Händeschütteln und Umarmungen zu verzichten.

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Bereits jetzt sollte auch an die Konfirmationsfeiern gedacht werden, die Ende April stattfinden. Der KSV rät dazu, sie in kleinerem Rahmen zu planen oder auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Für den Konfirmandenunterricht und die Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen gibt es die Empfehlung, sie so lange durchzuführen wie auch Schulen und Kindergärten geöffnet haben.„Wir wissen“, so Superintendent Tometten, „dass diese Empfehlungen weitreichend, zum Teil auch schmerzhaft und unbequem sind. Sie dienen allein dem Ziel, die Ansteckungsgefahr zu verlangsamen und erfolgen in der Hoffnung, in absehbarer Zeit zu einer neuen Normalisierung zu finden, in der wir aus dieser schwierigen Phase gelernt haben.“