Brilon. Als in Brilon die Arbeitslosigkeit auf 16 Prozent steigt, wird die Wirtschaft neu ausgerichtet., Der „Vater“ dieses Prozesses soll geehrt werden.

Dem früheren Stadtdirektor von Brilon, Eberhard Schüle, soll eine Straße gewidmet werden. Einen entsprechenden Vorschlag brachte CDU-Ratsherr Jürgen Kürmann am Donnerstag in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses auf den Tisch. Schüle war von 1980 bis 1999 Stadtdirektor in Brilon. Er hatte wesentlichen Anteil an der Neuausrichtung der kommunalen Wirtschaftspolitik nach der Insolvenz der Fa. Nolte-Möbel Mitte der 80er Jahre und dem damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Stadt auf 16 Prozent.

Gegen erheblichen Widerstand und enorme auch persönliche Anfeindungen aus Kreisen der Bevölkerung setzte der Rat gemeinsam mit ihm als Stadtdirektor und Bürgermeister Franz Hülshoff (†) die Ansiedlung der Fa. Egger durch. Das war die Initialzündung zu umfangreichen weiteren Firmenansiedlungen am Nehdener Weg und der enormen Entwicklung der heimischen Wirtschaft, die die Stadt Brilon im vergangenen Jahr NRW-weit auf Platz 14 bei der Steuerkraft führte.

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Eberhard Schüle, dem ehemaligen Stadtdirektor von Brilon, hier bei einer Schnade, soll eine Straße gewidmet werden. Rechts der ehemalige Beigeordnete Reinhard Sommer.
Eberhard Schüle, dem ehemaligen Stadtdirektor von Brilon, hier bei einer Schnade, soll eine Straße gewidmet werden. Rechts der ehemalige Beigeordnete Reinhard Sommer. © WP | WP-BILD,

Auch Henricus Vogelius soll gewürdigt werden

Bei der ersten Direktwahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters 1999 war der Jurist mit dem CDU-Parteibuch in der Stichwahl dem SPD-Mann Franz Schrewe unterlegen. Jürgen Kürmann über den 2006 im Alter von verstorbenen Stadtdirektor a.D.: „Eberhard Schüle war hoch angesehen. Er hat sich um diese Stadt verdient gemacht.“

Weit weniger Brilonern wird der Name Henricus Vogelius etwas sagen, nach dem ebenfalls eine Straße benannt werden soll. Dieser Antrag kommt von dem ehemaligen SPD-Ratsherrn Stefan Feldmann. Henricus Vogelius wurde 1623 als Heinrich Vogel in Brilon geboren und verstarb 1698 in Paderborn. Henricus Vogelius war Priester und in verschiedenen geistlichen Ämtern in Paderborn tätig.

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Geheimnisumwitterte Stiftung

Auf Grund seiner guten finanziellen Situation hatte er seiner nach dem 30-jährigen Krieg notleidenden Heimatstadt ein Darlehn gegeben, das über Jahrzehnte mit jährlich 85 Talern zurück gezahlt wurde. Nach seinem Tod gründete auf Bitten der Testamentverwalter der damalige Bischof von Paderborn, Wolf-Metternich zur Gracht, die Vogelius-Stiftung. Aus ihr erhielten bis 1971 insgesamt 920 Personen Unterstützung bei ihrem Studium oder ihrer handwerklichen Ausbildung.

Fachausschuss zuständig

Die beiden Vorschläge werden zuständigkeitshalber an den Strukturausschuss geleitet.

Dessen nächste Sitzung findet am 2. April statt.

Der Briloner Heimatforscher Gerhard Brökel (†) hat in Band 4 der Buchreihe „Vergangene Zeiten“ über Henricus Vogelius veröffentlicht. Ebenfalls auf Spurensuche nach prägenden Persönlichkeiten aus der Geschichte seine Heimatstadt und seinen Vorfahren ist Stefan Feldmann. Er hatte bereits als Kind aus „geheimnisvollen“ Erzählungen in seiner Familie von Vogelius und dessen Stiftung gehört. Über die Existenz der Stiftung wurde wenig geredet, wie Stefan Feldmann herausfand: „Es sollten halt nicht zu viele Menschen darauf zugreifen können, auch in der eigenen Verwandtschaft nicht.“

Ehrung „längst überfällig“

Anhand der in den Annalen erwähnten Namen, meint Feldmann, könne man „scherzhaft denken, dass halb NRW hier verewigt“ sei. Stefan Feldmann jedenfalls hält es für „längst überfällig, diesem geborenen Briloner hier die Ehre zu erweisen“ und mit der Widmung einer Straße „ein Gesicht für die Ewigkeit“ zu geben. Dazu bietet das derzeit laufende 800-Jahr-Jubiläum der Stadt den geeigneten Anlass.

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Henricus Vogelius sei ein Beispiel für „Menschen, die mit ihrem Überfluss an Reichtum vor allem an die Ärmeren einer Stadt denken“. Er wünsche sich, sagt Stefan Feldmann, dass es solche Menschen „vermehrt weiter geben“ möge.