Hochsauerlandkreis/Brilon. Das Ausmaß des Waldsterbens ist groß. Überall im Sauerland. Die Taktik dagegen zu kämpfen ist unterschiedlich - wie man am Beispiel Brilon sieht.

Der Stadt des Waldes, so nennt sich Brilon mit Stolz, sind der Schutz ihrer ausgedehnten Waldbestände wichtiger als der Holzmarkt und die Entwicklung der Preise. Damit verfolge die Stadt Brilon eine andere Strategie bei der Bekämpfung des Borkenkäfers als der Landesbetrieb Wald und Holz, der nur einschlage, was er auch vermarkten könne.

So Forstamtsleiter Dr. Gerrit Bub, der in der Sitzung des Ausschusses für Forst, Umwelt und Landwirtschaft einen Überblick über den Zustand des Stadtwaldes nach den bisherigen Winterstürmen und vor der anstehenden Ausschwärmen des Borkenkäfers gab.

20 Prozent der Fichten sind befallen

Oberstes Ziel sei der Erhalt der zentralen großen Waldflächen wie am Schellhorn in Brilon-Wald, im Scharfenberger Wald oder im Niederwald. Etwa 20 Prozent des gesamten Fichtenbestandes sei befallen. Die konsequente Herausnahme der vom Borkenkäfer bereits befallenen, aber noch infektiösen Bereiche - erkennbar an ihren noch grünen Kronen - sei dafür unvermeidlich.

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Von den für jedermann erkennbaren braunen, bereits nadellosen Fichten gehe keine Ansteckungsgefahr mehr aus.

Borkenkäfer lauert auf das Frühjahr

Fachleute schätzen, so Dr. Bub, das etwa 80 Prozent des unter der Rinde überwinternden Borkenkäfer-Bestandes noch vital sei und darauf warte, dass das Thermometer auf 16,5 Grad steigt - denn dann schwärmen die Käfer aus. Deshalb müssten diese befallenen Bäume dringend beseitigt werden. Welch böse Wunden das im Wald hinterlässt, ist am Hammerkopf bei Brilon-Wald, im Bereich der Altenbürener Mühle und auf der Esshoffer Heide zu sehen.

Sturmschäden: schon jetzt sind 18.000 Festmeter weg

Wie effektiv die vom Briloner Stadtforst verfolgte Strategie ist, lässt sich an manchen Stellen im Grenzbereich von Brilon und Rüthen sehen. Während auf Briloner Seite die Bestände noch grün sind, dominieren auf Rüthener Seite braune Flächen.

Die geschlagenen und an den Waldwegen gelagerten Stämme werden begiftet. Diese Behandlung mit Insektiziden sei ebenso wichtig wie die Herausnahme und Entfernung des Kronenmaterials, das dem Käfer sonst als Brutraum dienen würde.

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Die Herausnahme der Borkenkäfer-Nester öffnet Stürmen neue Schneisen. „Sabine“, „Victoria“ und „Yulia“ bescherten dem Stadtforst in diesem Jahr schon rund 18.000 Festmeter Windwurf - mehr als die Hälfte des durchschnittlichen nachhaltigen Hiebsatzes.

Zum Glück noch nichts passiert

Nach dem Monster-Orkan „Kyrill“, der Anfang 2007 für rund 500.000 Festmeter Sturmholz im Stadtforst sorgte und einen Schaden von 40 bis 50 Millionen Euro anrichtete, folgten 13 weitere schwere Stürme.

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2018 und 2019 betrug die Kalamität bei der Fichte in den vier Briloner Forstrevieren rund 181.000 Festmeter. Am heftigsten betroffen war das Revier Dreis-Madfeld mit rund 61.000 Festmetern; der normale Hiebsatz liegt dort bei rund 23.500 Festmetern. Im Revier Scharfenberg-Altenbüren waren es rund 35.000 (17.400 ) Festmeter, im Schellhorn 37.700 (17.600) Festmeter und im Niederwald 25.362 (9300) Festmeter.

Ausschussvorsitzender Günter Wiese (SPD) hob den „großen Teamgeist“ bei der Bewältigung der Lage hervor. „Zum Glück“, sagte er, sei bei der „immensen Arbeit noch nichts passiert.“