Olsberg. Eine Schülerin des Berufskollegs Olsberg möchte, dass mehr Laien sich trauen, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen. Jetzt gibt es ein Projekt.
Für Liliane Kozik ist das Projekt „Laienreanimation an Schulen in NRW“ im wahrsten Sinne des Wortes eine Herzensangelegenheit. Die 20-Jährige hat im vergangenen Jahr am Berufskolleg Olsberg Abi gemacht. Nachdem vor drei Jahren bei ihr ein angeborener Herzfehler entdeckt wurde, war das für sie der Auslöser, das Projekt „Herzsicherheit an Schulen in NRW“ ins Leben zu rufen.
Sich im Ernstfall trauen zu helfen
„2017 wurde bei mir ein Herzfehler entdeckt, durch den die erhöhte Gefahr eines Kammerflimmerns bestand. Die Wahrscheinlichkeit war sehr gering, dafür meine Angst umso größer. Ich wusste, dass ich nur durch die sofortige Laienreanimation überlebt hätte“, so die junge Frau aus Willingen. Inzwischen wurde der Herzfehler erfolgreich behandelt. Zurzeit arbeitet Liliane Kozik als angehende Erzieherin in der Kinder- und Jugendhilfe.
Dritthäufigste Todesursache
Der plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses ist die dritthäufigste Todesursache. In Deutschland sterben so mehr als 50.000 Menschen pro Jahr. Mit jeder Minute, die das Herz still steht, sinkt die Überlebenschance des Betroffenen um zehn Prozent.
Zum Schuljahresbeginn 2017/18 ist das Modellprojekt an Schulen in NRW gestartet. Im Regierungsbezirk Arnsberg nehmen aktuell 60 Schulen daran Teil - eine davon ist nun auch das Berufskolleg Olsberg. Landrat Dr. Karl Schneider lobte bei der Präsentation das Engagement der jungen Frau. Der HSK hat für das Projekt am Berufskolleg Übungspuppen und einen Defibrillator angeschafft. Pro Jahr soll jeder Schüler zwei Übungsstunden absolvieren, berichtet Liliane Kozik.
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Ihr erklärtes Ziel: Dass sowohl die Anschaffung von Defibrillatoren als auch das Erlernen der Laienreanimation während des Unterrichts zu einer gesetzlichen Pflicht an Schulen wird. „Viele Menschen haben Angst davor, mit der Herz-Druckmassage zu beginnen oder einen Defibrillator zu benutzen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen“, erklärt Liliane Kozik. In anderen Ländern wie zum Beispiel Dänemark sei nach Einführung von Wiederbelebungstrainings in Schulen die Hilfsquote auf 70 Prozent angestiegen. Zum Vergleich: In Deutschland trauen sich nur 40 Prozent, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen. Wie wichtig eine schnelle Hilfe ist, machte Prof. Dr. Meißner, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum Soest, bei der Vorstellung des Projektes deutlich: „Nach drei bis vier Minuten ohne Sauerstoff beginnt das Gehirn unwiederbringlich zu sterben.“
Schüler und Lehrer als Lebensretter
Regierungspräsident Hans-Josef Vogel lobte die Idee, die hinter dem Projekt steht: Schüler und Lehrer werden zu Lebensrettern. Er machte Mut, im Ernstfall Hilfe zu leisten und erklärte: „Wir tragen nicht nur Verantwortung, wenn wir handeln, sondern auch, wenn wir nicht handeln.“
Etwa 70 Lehrkräfte nahmen an der Fortbildungsveranstaltung am Berufskolleg teil. Sie lernten die wichtigsten Schritte: Prüfen, ob jemand noch atmet. Notruf 112 wählen. Drücken - also mit der Druckmassage beginnen. Ergänzt werden sollte sie möglichst durch Beatmungsmaßnahmen. Für den Ernstfall bekam jeder Teilnehmer einen Schlüsselanhänger mit auf den Weg - er beinhaltet eine Einweg-Schutzmaske für die Mund-zu-Mund-Beatmung.
Weitere Infos: www.herzsicherheit-schulen.de Dort gibt es auch eine Petition zur Fortführung des Modellprojektes.