Brilon. Jahrzehnte diente es in Brilon Rote-Kreuz-Schwestern als Erholungsheim, später sollte dort ein Puff entstehen. Da machte die Stadt nicht mit.
Wo einst ein Bordell betrieben werden sollte, wachsen längst Bäume. Und das soll so bleiben. Deshalb hebt die Stadt Brilon den Uralt-Bebauungsplan „Drübelpark“ auf und wandelt die darin liegende rund 7600 Quadratmeter große Wohnbaufläche in Wald um.
Im Internet gibt es noch Ansichtskarten von dem wuchtigen, viergeschossigen verschieferten langgestreckten Bau, der bis weit in die 60er Jahre hinein dem Deutschen Roten Kreuz als Schwestern-Erholungsheim diente und später als „Drübelhof“ in ein Hotel umgewandelt wurde.
1993 erwarb der als „Wagner“-Interpret international renommierte und auch aus einst so populären Fernsehsendungen wie „Der blaue Bock“, „Dalli-Dalli“ und „Erkennen Sie die Melodie““ bekannte Kammersänger Karl-Josef Hering das Ensemble. Der Tenor, der mit Dirigentengrößen wie Sir Georg Solti, Karl Böhm, Zubin Mehta und Lorin Mazeel arbeitete, hätte übrigens genau heute Geburtstag gehabt. Am 14. Februar 1929 wurde er in Westönnen/Kreis Soest geboren. Seine Familie betrieb damals auch auf Fehmarn ein Hotel.
Bauen ein „unkalkulierbares Risiko“
Das Engagement in Brilon war nur von kurzer Dauer. 1998 starb Hering. Als der Stadt Brilon ruchbar wurde, dass dort unter neuer Regie die rote Laterne leuchten sollte, erwarb sie das baulich ziemlich heruntergekommene Gebäude und ließ es abreißen. Ziel: Dort einem Hotel-Investor eine baureife Fläche zu präsentieren. Der blieb jedoch aus, und mit der Zeit verwilderte das Gelände.
Naherholungsbereich
Der Bebauungsplan Nr. 59 „Kurgebiet (Drübelpark)“ wurde 1982 im Zuge der Anerkennung als Luftkurort aufgestellt.
Er umfasst das 9,4 Hektar große Naturschutzgebiet „Drübel“ entlang der Hoppecker Straße - gegenüber dem Krankenhaus - sowie die rund 7600 Quadratmeter große Wohnbaufläche der ehemaligen Erholungsheim- bzw. Hotelanlage.
Und das ist auch gut so, denn: Dort zu bauen, so Stadtplanungsamtsleiter Gernot Oswald Donnerstagabend im Bau- und Planungsausschuss, sei „ein unkalkulierbares Risiko“.
Alte Bergbau--Unterlagen und aktuelle geo-elektrische Untersuchungen hätten offenbart, dass dort mit erheblichen Hohlräumen zu rechnen sei. Die stammen einerseits vom Bergbau und sind andererseits - wie große Teile der Briloner Hochfläche - erdgeschichtlich bedingt der Verkarstung geschuldet.
„Wir sollten den Sack deshalb zumachen“, meinte. Das geht über eine Änderung des Flächennutzungsplanes und zur Aufhebung des Bebauungsplanes.
Bei Bezirksregierung „ein Zeichen setzen“
Mit der Umwidmung der Baufläche in Wald würde die Stadt, so Oswald weiter, zudem bei der Bezirksregierung in Arnsberg „ein Zeichen setzen“. Denn die 7600 Quadratmeter, die dann nicht mehr am Drübel als Baufläche zur Verfügung stehen, könnten anderswo planerisch aufgeschlagen werden. Etwa in Petersborn-Gudenhagen.
Endlich Bauplätze in Petersborn?
Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann setzt sich bekanntlich dafür ein, an der Straße zum Hochbehälter Bauplätze zu schaffen. Einseitig ist die Straße am Ortsausgang bereits bebaut. Vis-à-vis ist das bisher nicht möglich. Denn dort beginnt Wald - auch wenn der durch „Kyrill“ zerstört worden war und seitdem wild nachgewachsen ist.
Doch formal als Wald ausgewiesene Fläche, das betonte Beigeordneter Reinhold Huxoll gestern noch einmal, könne nur in Bauland umgewandelt werden, wenn es örtlich keine Alternative gebe.
Untersuchung auf Altlasten
Genau das lässt die Stadt, wie berichtet, derzeit untersuchen. Dafür ausgeguckt ist die Wiese am Ortseingang von Gudenhagen an der Christophorus-Allee. Doch die Fläche ist altlastverdächtig, deshalb hat die Stadt bereits weitere Bodenproben veranlasst.
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Deren Ergebnis, so Huxoll, müsse man abwarten. Wobei man wohl mit einem positiven Ergebnis rechnet, denn: „Dann könnten wir der Bezirksregierung belegen, dass die alternative Fläche nichts taugt und wir deshalb den Wald umwandeln müssen.“