Brilon. . Petersborn-Gudenhagen ist wegen seiner Nähe zur Kernstadt Brilon stark nachgefragtes Wohngebiet. Es gibt zurzeit aber keine verfügbaren Bauplätze.
7750 Hektar. Die Zahl steht. So groß ist der Briloner Stadtwald. Damit trägt Brilon den marketingträchtigen Titel „Waldreichste Stadt Deutschlands“. Doch diese Ehre wackelt. Augsburg und Baden-Baden sind ziemlich dicht dran. Da kommt es fast auf jeden Hektar an. „Wir wollen diesen Status auf jeden Fall behalten“, so Beigeordneter Reinhold Huxoll jüngst im Bau- und Planungsausschuss. Da hatte CDU-Ratsherr Wolfgang Diekmann mal wieder den Bauplatzmangel in Petersborn aufs Tapet gebracht: „Wir haben im Dorf keinen Leerstand, die jungen Leute ziehen weg“, so der Ortsvorsteher gegenüber der WP.
Seit gut 20 Jahren hätten der frühere Ortsvorsteher Willi Kitzhöfer (†) und er – obwohl ansonsten politisch spinnefeind – gemeinsam für Baumöglichkeiten im Ort gekämpft. Das lange ins Auge gefasste Kahle Hohl schied aus ökologischen Gründen aus. Im Zuge des in der Nähe geplanten Ferienparks Gut Petershagen sind gerade einmal zwei städtische Grundstücke entwickelt worden. „Würden Sie etwa direkt an der Zufahrt zu einem Ferienpark einen Bauplatz kaufen und dort wohnen wollen?“, stellt der Ortsvorsteher in den Raum.
Diekmann hat seit längerem bereits eine alternative Fläche ausgeguckt: die Lange Heide. Dort, am Ortsausgang, ist die Straße bereits einseitig bebaut, die Versorgungsleitungen liegen. Was, so Diekmann, läge eigentlich näher, als auch gegenüber Bauplätze auszuweisen? Etwa zehn bis zwölf Häuser könnten da hin.
Forst: Erst alternative Flächen ausschöpfen
Problem: Das Gebiet ist als Wald ausgewiesen – auch wenn Kyrill vor elf Jahren dort ordentlich gewütet hat und den größten Teil der Langen Heide plattgemacht hat.
Hoffnung schöpft Diekmann seit dem Besuch von Ferdinand Aßhoff, für Regionale Entwicklung zuständiger Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung, im vergangenen Herbst. Aßhoff habe insofern „positive Signale“ für ein Baugebiet an jener Stelle ausgesandt, indem er – anders als früher – die Fläche nicht mehr generell zur Tabu-Zone erklärt habe.
Diekmann: „Voraussetzung ist, dass unser Forstbetrieb und das Regionalforstamt Soest-Sauerland das befürworten.“ Stadtplanungsamtsleiter Gernot Oswald hatte das im Ausschuss noch enger gefasst: Danach soll Aßhoff erst dann eine Bebauung an der Langen Heide in Aussicht gestellt haben, wenn keine anderen Grundstücke mehr im Ort verfügbar wären und dazu zählten auch die jetzt frisch ausgewiesenen Baumöglichkeiten am Kahlen Hohl.
7403 ha Wald sind tatsächlich Holzbodenfläche
Brilons Forstchef Dr. Gerrit Bub verweist auf das grundsätzliche Walderhaltungsgebot. Gemeinsam mit dem Regionalforstamt Soest-Sauerland in Rüthen müsse man prüfen, ob es in dem Ort nicht alternativ zur Verfügung stehende Offen- oder Landwirtschaftsflächen gibt. Diesen Abwägungsprozess, das bestätigte auch Fachgebietsleiter Andreas Ernst vom Regionalforstamt gegenüber der WP, werde man führen müssen. Derzeit gebe es dazu aber noch keinen offiziellen Vorgang.
Und Dr. Bub weist darauf hin, dass die Stadt den Wald ihrer Bürger nicht nur zu verwalten, sondern auch zu erhalten habe. In den vergangenen Jahren seien schon mehrere Hektar Wald verloren gegangen, etwa durch das Möhne-Life-Projekt. Genau vermessen liegt die Betriebsfläche des Briloner Stadtforstes bei 7741 ha. Die Holzbodenfläche, also der tatsächlich mit Bäumen bewachsene Bereich, beträgt laut aktuellem Forsteinrichtungswerk 7403 ha.
Wie sagte Beigeordneter Reinhold Huxoll noch im Ausschuss? „Wenn wir Stadtwald für ein Baugebiet verkaufen wollen, müssen wir anderswo Wald hinzu erwerben.“
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