Brilon. Jugendliche sollen in Brilon mehr Chancen zur politschen Mitwirkung bekommen. Weshalb die Stadt im Sauerland das plant und wie sie das umsetzt.
Vor vier Jahren ließen sich die Mitglieder des Jugendparlaments in Brilon noch an den Fingern einer Hand abzählen. Das sieht heute anders aus. Mit neuen Gesichtern ist auch neuer Schwung in das Gremium gekommen. Und eine neue Ansprache: Schließlich geht es um „Deine Stadt. Deine Pläne. Deine Zukunft.“
Das Jupa ist künftig in allen vier Ausschüssen, in denen neben den Stadtverordneten auch „Sachkundige Bürger“ mitwirken, vertreten.
In seiner jüngsten Sitzung hat der Rat beschlossen, dass das Jugendparlament jeweils zwei beratende Mitglieder sowohl in den Ausschuss für Forst, Umwelt und Landwirtschaft sowie in den Strukturausschuss entsenden kann. Bereits im vergangenen Herbst hatte der Rat auf Antrag der SPD-Fraktion dem Jugendparlament zwei Sitze im Schul- und Sportausschuss eingeräumt, worauf die CDU den Antrag gestellt hatte, die Mitwirkung auf alle Gremien auszuweiten.
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Bereits seit Beginn der laufenden Wahlperiode ist das Jugendparlament mit zwei beratenden, nicht stimmberechtigten Mitgliedern im Ausschuss für Jugend, Familie, Soziales und Senioren vertreten. Laut § 50 Abs. 3 der NRW-Gemeindeordnung müssen diese beratenden Mitglieder volljährig sein.
Im Jahr 2001 gegründet
Das Briloner Jugendparlament selbst ist im vergangenen Jahr „volljährig“ geworden. „Im Sinne einer kinder- und jugendfreundlichen Politik soll den Kindern und Jugendlichen in Brilon ab Klasse 5 die Möglichkeit geboten werden, im Rahmen eines Jugendparlaments auf kommunaler Ebene in der Politik mitzuwirken. Das Jugendparlament soll das Interesse der Jugend an Politik und Demokratie stärken“, heißt es in der Präambel der Jupa-Richtlinien.
Das geht auch griffiger: „Deine Stadt. Deine Pläne. Deine Zukunft. ist das aktuelle Motto des Jugendparlament. 20 Leute machen mit. Das kann übrigens jeder. Bestand das Jugendparlament anfangs noch aus Vertretern von Schulen, Vereinen und Einrichtungen, die nach einem festgelegten Schlüssel abgeordnet waren, so setzt das Jupa heute auf persönliches Interesse und Engagement abseits der einstigen Regularien.
Dr. Bartsch: Frische Ideen
Für Bürgermeister Dr. Christof Bartsch war es nach seinem Amtsantritt 2014 ein Anliegen, „der Meinung der jungen Generation mehr Geltung zu verschaffen, damit diese in politischen Entscheidungsprozessen Berücksichtigung“ findet. Dr. Bartsch: „Denn die jungen Menschen sind es schließlich, die morgen mit den Entscheidungen von heute leben müssen.“ Und deshalb freue er sich „ über das Engagement und die frischen Ideen´ der Juparlamentarier und deren „enge Vernetzung mit anderen Jugendverbänden unserer Stadt und unserer Dörfer.“
Mit Klaus Wrede und Lena Brumberg seien zwei Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung mit der Betreuung des Jugendparlaments beauftragt worden, „die auf der Grundlage der bis dahin geschaffenen Strukturen viele für die Arbeit des Jugendparlaments interessiert und zum Mitmachen bewegt haben“.
Int. Hansetage im Focus
Dem Stadtrat stellten einig Juparlamentarier jetzt die Arbeit des vergangenen Jahres vor. Einer der Höhepunkte war die Fortsetzung der vom Jugendparlament initiierten „Stolperstein“-Aktion zur Erinnerung an die Opfer von Holocaust und Deportation, über die der WDR einen Fernsehbeitrag anfertigte und über die zwei Juparlamentarier im Studio Siegen berichteten. Zur Europawahl fand eine Podiumsdiskussion mit dem ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz und MdB Dirk Wiese, beide SPD, statt und Vertreter des Jugendparlaments tauschten sich in Fraktionssitzungen mit Ratsmitgliedern aller Parteien aus. Jugendschnade, die Vorbereitung der Hansetage mit dem YouthHansa-Team, ein Besuch des Escape-Rooms in Paderborn und das „Einheits-Buddeln“ im Bürgerwald am 3. Oktober gehörten ebenfalls zum Jahresprogramm.
Kontakt und Termine
Wer Interesse an der Arbeit des Jugendparlaments hat: Auf Facebook und Instagram gibt es Infos und Kontaktmöglichkeiten.
Die Sitzungen des Jugendparlaments finden immer am ersten Dienstag eines Monats um 17 Uhr im Briloner Rathaus statt.
In diesem Jahr stehen die Int. Hansetage Anfang Juni und die Kommunalwahl im September im Focus. Zur Wahl ist eine Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten in Planung. Zudem soll die Aktion Stolpersteine fortgesetzt werden.
Von 13 bis 25 dabei sein
Ab 13 kann man mitwirken, bis 25 kann man dabei bleiben. Derzeit hat das Jupa einen richtig guten Lauf. Das drückt sich auch im Selbstbewusstsein aus, dass das Gremium nach außen zeigt. Wie etwa bei der jüngst vom Rat beschlossenen Aufnahme von Jupa-Vertretern in den Forst- und Umweltausschuss sowie den Strukturausschuss. Dazu hatte das Jupa auch formal einen Antrag gestellt. Man wolle auf diese Weise „nachhaltig an Umweltthemen und der Veränderung unserer Stadt mitwirken“, so die Jupa-Vorsitzende Louisa Frese.
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Die 21-Jährige aus Messinghausen ist seit Herbst 2017 dabei und seit vergangenem Oktober Vorsitzende des Gremiums. Als feststand, dass sie nach dem Abitur nicht wegzieht, sondern in einem hiesigen Großunternehmen eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolvieren würde, sei sie „einfach mal hingegangen“. Politik, auch die kommunale, sei in ihrer Familie immer ein Thema gewesen. Sie findet es „wichtig, etwas für Brilon zu tun und nicht immer nur zu meckern.“