Brilon. . Das Jugendparlament Brilon wirbt seit zwei Monaten ganz aktiv dafür, zur Europawahl zu gehen. Wie und warum, das erklären die stv. Vorsitzenden.

Sie haben die U-18-Wahl organisiert, „Europa ist mein Bier“ initiiert, mit Senioren diskutiert. Das Jugendparlament Brilon engagiert sich ganz stark und sogar mit einem eigenen Logo für die Europawahl. Warum das alles? Und was bedeutet Europa den Jugendlichen? Wie politisch sind sie insgesamt? Antworten dazu und ganz aktuell die Ergebnisse der am Freitag, 17. Mai, eigens durchgeführten U18-Wahl geben die beiden stv. Vorsitzenden Louisa Frese und Dilara Bingöl.

Ich fange provokativ an: Interessiert sich die Jugend wirklich für Politik? Und ist sie womöglich politischer geworden?

Louisa Frese: Eigentlich ist die Jugend schon immer politisch interessiert gewesen, aber gerade nach den vergangenen Wahlen habe ich gemerkt, dass sich immer mehr Jugendliche politisch engagieren. Immerhin geht es dabei um unsere Zukunft.

Dilara Bingöl: So wie ich das über soziale Netzwerke und Veranstaltungen mitbekommen habe, letztes und dieses Jahr auf jeden Fall. Zu unseren Veranstaltungen sind sogar Leute aus andere Städten gekommen, zum Beispiel aus Olsberg und aus Sundern. Ich selbst finde es gut, dass wir direkten Einfluss aufs EU-Parlament haben. Zu sagen, Europa und die Wahl bewegen ja eh nichts, ist falsch. Wenn ich in Syrien sehe, wie die Menschen leiden, ist ja offensichtlich, wie wichtig Frieden und Stabilität ist.

Was ist für Euch Europa und was versprecht Ihr Euch davon?

Louisa Frese: Europa hat viele Vorteile für uns, seit 70 Jahren leben wir in Frieden, wir reisen seit langer Zeit, ohne Grenzkontrollen zu haben, und wir können dank Erasmus auch einfach mal während des Studiums ins Ausland, durch Europa gibt es da keine Hindernisse mehr. Und auch kommunal erleben wir Europa, zum Beispiel hat Brilon auch von dem Leader-Programm profitiert.

Dilara Bingöl: Dass es keine Grenzkontrollen gibt, schafft auch Vertrauen innerhalb verschiedener Kulturen. Ich finde es wichtig, dass wir auch über Grenzen hinweg zusammenhalten, da spielt es auch keine große Rolle, aus welchem Land man kommt. Und der wirtschaftliche Binnenmarkt ist wichtig, er sichert uns mehrere Millionen Arbeitsplätze. Auch darüber spreche ich mit den Leuten.

Was genau habt Ihr während Eurer Kampagne gemacht und welche Erfahrungen gesammelt?

U18-Europawahl in Brilon

  • Am Freitag hat das Jugendparlament (JuPa) eine U18-Wahl mit Wahlkabinen und Stimmzetteln in ADH, Stadtbibliothek und einigen Schulen durchgeführt;
  • Wahlergebnisse (343 gültige Stimmen): 24,2 % CDU, 19,5 % SPD, 17,2 % Grüne, 8,5 Prozent AfD, 3,2 % Die Linke, 3,8 % FDP und: 6,4 % Tierschutzpartei.

Dilara Bingöl: Wir wollten junge Erwachsene zur Wahl motivieren. Darum haben wir auch den Werbedreh mit Bundestagsabgeordneten, Jugendlichen und JuPa-Mitgliedern gemacht und ein eigenes Logo entwickelt. Das hat meine Freundin Sophie Bonito ehrenamtlich erstellt. Wir haben vor zwei Monaten angefangen zu werben, über soziale Medien und Veranstaltungen wie einen Stand bei Brilon blüht auf. Wir haben Kulis, Festivalbändchen und Bierdeckel mit „Europa ist mein Bier“ verteilt und mit den Menschen diskutiert. Unser Film hat schon mehr als 2207 Personen erreicht und wurde dazu ja auch noch geteilt. Dafür haben wir einen Tag frei gemacht und gedreht. Und auch auf das Logo sind wir stolz, da steckt richtig viel Arbeit drin.

Louisa Frese: Wir haben erfahren, dass es zwar immer mehr und mehr junge Leute sind, die sich für Europa engagieren. Aber wir sind auch auf manche gestoßen, die gar nicht wählen gehen wollten oder gar nicht wussten, dass Wahl ist. Aber inzwischen tragen alle in meiner Klasse unser Europa-Bändchen!

Bekommt Ihr viel Unterstützung von Erwachsenen?

Louisa Frese: Ja, von den Kommunalpolitikern, aus der Verwaltung und von unseren Eltern. Alle finden gut, dass wir uns für Europa ehrenamtlich engagieren. Und wir wollen jetzt auch mit Fraktionen aus dem Stadtrat mehr Kontakt aufnehmen. Man merkt schon, dass wir großen Zuspruch bei den Erwachsenen haben.

Dilara Bingöl: Sie fanden auch die Idee gut, junge Erwachsene mit einem Video und viel über Facebook zu informieren. Auch der Bürgermeister hat uns von Anfang an unterstützt. Und ich finde, es sind alle jetzt schon mehr informiert. Schön war auch der Austausch zwischen Jung und Alt. Das zeigt, dass Europa als Thema für alle Generationen wichtig ist.

Wollt ihr Euch nach der Wahl weiter engagieren?

Louisa Frese und Dilara Bingöl: Auf jeden Fall: Seit vergangenen Samstag sind wir im Vorstand der Europa-Union Hochsauerland. Wir haben gemerkt, dass wir uns nicht nur vor der Wahl für Europa engagieren sollten, sondern immer. Wir waren bei der Sitzung im Kolpinghaus dabei und sind direkt in den Vorstand. Denn wir wollen auch in der nächsten Zeit noch etwas bewegen.

Ist Euch auch mulmig vor der Wahl?

Louisa Frese: Ich habe schon ein bisschen Bedenken, welche Parteien da groß werden. Aber ich bin auch der Meinung, dass nur meckern darf, wer auch wählen gegangen ist.

Dilara Bingöl: Genau darum ist es umso wichtiger, dass wir für unser Europa stehen und wählen gehen, damit antieuropäisch eingestellte Menschen es nicht zerstören.

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