Bigge. Jetzt kommt das Thema doch öffentlich in den Rat: Soll die Elisabethklinik ihre Erweiterungspläne in einem Teil der Grundschule Bigge umsetzen?

Es sei doch grundsätzlich eine „schöne Diskussion“, die man führe, betonte Frank Leber, Klinikgeschäftsführer, am Dienstagabend im Ratssaal. Der Elisabethklinik gehe es gut, sie wolle erweitern, weil sie gut ausgelastet sei und darum zwei neue, moderne OPs brauche und dies - mit Blick auf die sich ständig ändernde Krankenhauslandschaft - auch möglichst zügig. Seine Argumente leuchteten allen im Ratssaal Dienstag ein. Dennoch wollten vor allem die Bigger auch ihre Sicht zur Situation der Grundschule und zum dortigen Wohngebiet nicht nur gehört, sondern auch miteinbezogen wissen. Grundsätzliche Fragen wurden u.a. geklärt.

Was bedeutet die Klinik für Olsberg?
Seit rund 20 Jahren und auch durch die Übernahme der Inneren vom ehemaligen Brüderkrankenhaus sei die Klinik von 130 auf 190 Betten, die Mitarbeiterzahl von 212 auf 417, die Patientenzahl von 2887 auf 6533 und der Umsatz von 9,3 Mio. auf 29,1 Mio. im Jahr angestiegen, präsentierte Geschäftsführer Frank Leber sehr gute Zahlen. Noch dazu stelle man den Notarzt und auch die Aufnahme von Unfall-Opfern nehme zu: „Allein in der vergangenen Woche ist drei Mal der Hubschrauber gelandet.“ Man habe seit 2003 mehrfach angebaut. „Wir dachten, es sei nicht mehr nötig, aber aufgrund der Leistungsentwicklung brauchen wir einen zweiten und dritten OP im Erdgeschoss. OP 1 und 2 sind mittlerweile 30 Jahre alt, sie müssen saniert werden.“ Man wolle zwei neue OPs bauen, zwei sanieren, dann einen aufgeben. Nach der Erweiterung hätte die Klinik fünf statt vier OPs, weitere Aufwachräume und eine größere Intensivstation. Dies alles in Richtung Grundschule. Lehrerparkplatz und die Bildungswerkstatt fielen weg, auch, weil Platz für einen Feuerwehr-Rettungsweg nötig ist.


Wie viel Platz brauchen Kinder?
Es geht um die Bildungswerkstatt. Jenes Gebäude, wo bis vor zwei Jahren auch das Arbeitsgericht untergebracht war. Sie grenzt das Schulgelände nach Osten komplett ab. Das Gebäude ist zwar alt, aber doch recht gut in Schuss. Auch die Tatsache, dies abzureißen statt es für wachsenden Raumbedarf der Grundschule zu nutzen, machte den Anwesenden zu schaffen. Bianca Scheer vom Vorstand des Grundschul-Fördervereins: „Die Betreuung ist voll und auch der OGS-Betreuungsbedarf ausgebucht. Wo sollen die Kinder künftig Platz haben? Sie brauchen Freiraum, auch wenn auf dem Papier die Quadratmeter pro Kopf reichen.“

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Wachsender Betreuungsbedarf, mehr Sprachunterricht, Inklusion, das nötige Austoben der Kinder und keine Sporthalle - dies alles spiele mit rein. „Auch müssen wir bedenken, dass nach dem Willen der großen Koalition ab 2025 jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz hat“, betonte Scheer. Sie bekam Unterstützung von Ulrich Herbst, ehemaliger Schulleiter der Grundschule: „Die Elisabeth-Klinik löst ihre Probleme und die Grundschule bekommt sie. Warum die Schule an die Klinik verkaufen und einen wichtigen Standort zerstören?

An Schule und Anwohner denken

Ja, der Klinik muss Raum gegeben werden, alles andere wäre „töricht“, wie es Ehrenbürgermeister Elmar Reuter ausdrückte. Aber er appellierte auch an den Investor, seine Nachbarn mehr mit einzubeziehen, auch er sei in der Pflicht. Und das stimmt.

Ebenso wichtig und zeitlich genauso dringend wie ein Beschluss, der die schnelle Erweiterung zulässt, ist es, das Raumangebot und die Lage der Schule noch einmal genauestens unter die Lupe zu nehmen. Das gilt für den Investor in puncto Neubau und Parkplätze, aber das gilt noch mehr für die Stadt in puncto Schulkonzept. Ist es noch nötig, dass noch eine Straße, der Martinusweg, zwischen zwei Spielbereichen durchführt? Der Kindergarten Sonnenstein, zu dem es sonst von hieraus ging, ist umgezogen.

Und braucht das Schulgebäude nicht wirklich mehr Raum, spätestens, wenn der Anspruch auf einen OGS-Platz kommt? Wie lassen sich ruhige und unruhige Bereiche bereits jetzt besser trennen bzw. definieren? Gespräche mit dem derzeitigen Träger der OGS, dem Sozialwerk Sauerland, finden dazu besser heute als morgen statt.

Mit Sicherheit wird die Stadt auch Geld in die Hand nehmen müssen, um die Schule ohne den Altbau vernünftig durchzuplanen, darum muss dieser Aspekt in den Verkaufsgesprächen unbedingt eine Rolle spielen. Und: Selbst wenn der Krankenhausgeschäftsführer momentan keine weiteren Erweiterungen „sieht“: Es muss bereits jetzt einen zumindest groben Plan B geben, was mit der Schule und dem Bigger Wohnviertel passiert, wenn die Klinik – was ihr ja vom Grundsatz her unbedingt zu wünschen ist – doch noch einmal mehr Platz braucht. Dies ist man den Lehrern, den Familien, den Anwohnern, letztlich allen Biggern schuldig. Sonja Funke

Der Raumbedarf für die Schule wird steigen, die Zahl der Schüler wird steigen.“ Mangelnder Raum bedeute, das Pädagogik nur eingeschränkt umgesetzt werden könne, zum Beispiel auch freies Lernen. „Eine reine Doppelnutzung von Schulräumen ist hier nicht zielfördernd.“ Wenn die Stadt so handele, könne sie sich aussuchen, welche Note sie für kindgerechte Betreuung bekäme. Darauf Wolfgang Fischer: „Wir verkaufen keine Grundschule, wir beabsichtigen 900 qm Bildungswerkstatt zu verkaufen.“ Platz genug sei in den Räumen, die übrig blieben. Dass die Schülerzahl stark steige, sehe er nicht so. Die einst dreizügige Schule werde wohl zweizügig bleiben.

Was meinen die Bürger?

Die Bürger wollen ihre Klinik, aber sie wollen auch eine gut ausgestattete Schule und so kamen die kreativsten Vorschläge, zum Beispiel, die Schulstraße zu überbauen oder einfach hinter der Grundschule ganz „dicht“ zu machen. Das gehe nicht und rechne sich vor allem nicht, so Frank Leber. Für die 8 Mio. geplante Investition habe er das grundsätzliche O.K. der Gesellschafter, nicht aber für mehr.

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Dazu meldete sich Elmar Reuter - als Ehrenbürgermeister und als Bigger Bürger. Er mahnte, dass die Entscheidung zum Verkauf unausweichlich sei: „Es wäre töricht, sich gegen die Erweiterungspläne auszusprechen. Dieser Raum ist schon mal aus allen Nähten geplatzt, als ein Krankenhaus geschlossen wurde, wir müssen die Debatte so führen, dass wir ein wirtschaftlich funktionell aufgestelltes Krankenhaus haben. Aber der Krankenhausträger muss die Problematik aus dem Umfeld mitbedenken und auch mitlösen.“ Die Lage sei vom Ortsbild her ein sensibler Bereich. Leber versprach, alle Parkplätze, sollten auch diejenigen gegenüber der Grundschule genehmigt werden, ansprechend zu gestalten.

„Machen wir uns doch nichts vor, die Sache ist doch schon entschieden, dies ist doch eine reine Information“, warf ein Bigger ein. Ja, es sei eine reine Informationsveranstaltung, betonte auch der Bürgermeister. Der Schulstandort stehe aber außer Frage und im nächsten Schritt – nach der nötigen Entscheidung zum Verkauf – werde man vor Ort die Lösungen suchen.