Brilon. Die CDU Brilon nominiert ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl. Der Herausforderer von Amtsinhaber Christof Bartsch ist eine Überraschung.
Es war das wahrscheinlich am besten gehütete Geheimnis der vergangenen Monate in Brilon: Wen schickt die CDU ins Rennen ums Bürgermeisteramt? Wem traut sie zu, bei der NRW-Kommunalwahl am 13. September Amtsinhaber Dr. Christof Bartsch (SPD) aus dem Amt zu drängen?
Seit Freitag steht fest: Es ist Niklas Frigger. Der 29-jährige gebürtige Briloner wurde am Abend auf der Stadtverbandsversammlung im Bürgerzentrum Kolpinghaus mit 96,7 Prozent der Stimmen (88 von 91) zum Bürgermeisterkandidaten der CDU Brilon gewählt.
Findungskommission der CDU Brilon suchte Kandidaten
Niklas Frigger ist politisch noch ein unbeschriebenes Blatt. Seit vielen Jahren CDU-Mitglied, aber politisch nie aktiv. Keine Plakate geklebt, keine Kandidaturen, keine Ämter. „Ich habe in jungen Jahren immer wieder mit dem Gedanken gespielt, in die Politik zu gehen“, sagte der Briloner am Freitag bei einem Besuch der Westfalenpost-Redaktion. Nach Abitur und Studium habe er diese Pläne aus den Augen verloren – bis zum Sommer 2018.
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Zu dieser Zeit kamen der Stadtverbandsvorsitzende Wolfgang Dieckmann, der Fraktionsvorsitzende Eberhard Fisch und Ratsmitglied Jürgen Kürmann auf Niklas Frigger zu.
Die drei erfahrenen CDU-Politiker bildeten die Findungskommission, die beauftragt worden war einen Kandidaten zu suchen. In Niklas Frigger fanden sie schnell den ihrer Meinung nach geeigneten Bewerber: ein junger Kandidat aus einer alt eingesessenen Briloner Familie, politisch unverbraucht und ehrenamtlich aktiv. „Wir kennen uns schon eine Weile. Es gab viele Gesprächen zwischen uns und ich habe viel über das Angebot nachgedacht“, so der 29-Jährige. Im Oktober 2018 folgte der Handschlag zwischen den vier Männern – und der Schwur, dass bis zur Nominierung im Januar 2020 kein Wort nach Außen dringt.
Vier Monate alte Tochter
„Das hat hervorragend geklappt“, freut sicht Niklas Frigger. Lediglich seine Lebenspartnerin Katharina Picht, mit der er die gemeinsame Tochter Greta-Johanna (vier Monate) großzieht, sei zusätzlich eingeweiht gewesen. Erst in der vergangenen Woche informierte Niklas Frigger seine Familie. „Meine Mutter hat die Nachricht im ersten Augenblick auch mit Sorge aufgenommen, dann aber mit Stolz.“
Zeit, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen
Warum aber entscheidet sich ein politisch bislang nie in Erscheinung getretener Mann, sich für dieses Amt zu bewerben? „Ich liebe diese Stadt und ich bin bereit für Brilon Verantwortung zu übernehmen“, sagt Niklas Frigger. Als Lehrer versuche er stets im Schulunterricht seine Schüler für Politik und Wirtschaft zu begeistern. „Wenn ich dann eine solche Chance bekomme, kann ich mich doch nicht einfach wegducken.“ Und: „Ich denke, es ist an der Zeit, dass sich gerade auch junge Menschen aufmachen und Verantwortung übernehmen.“
Eine erste Politische Agenda
Ihm sei bewusst, dass es sich um eine große Herausforderung handelt: „Ich habe Respekt vor dem Amt des Bürgermeisters und der Führungsverantwortung. Angst habe ich keine. Denn dann wäre ich wohl der falsche Kandidat.“ Ihm sei es wichtig zu gestalten. „Für mein Empfinden wurde in den vergangenen Jahren das Bestehende viel mehr verwaltet. Das wird aber nicht ausreichen, um diese Stadt für die Zukunft gut aufzustellen. Ein Bürgermeister muss voran gehen.“ Dazu werde es gehören, mitunter unpopuläre Positionen einzunehmen. „Ich bin jedenfalls bereit, für meine Überzeugungen zu kämpfen“, so der 29-Jährige.
Zur Person
Niklas Frigger wurde in Brilon geboren, ist 29 Jahre alt und lebt in der Kernstadt Brilon.
Er lebt zusammen mit seiner Lebenspartnerin Katharina Picht. Sie ziehen ihre vier Monate alte Tochter Greta-Johanna groß.
Niklas Frigger hat drei Geschwister: zwei gleichaltrige Schwestern und einen älteren Bruder.
Der 29-Jährige arbeitet derzeit als Lehrer an der Sekundarschule in Bad Wünnenberg-Fürstenberg und unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte, Wirtschaft und Sozialkunde.
Ehrenamtlich ist er als Schriftführer sowohl im Stadtschützenverband Brilon als auch bei der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft aktiv. Außerdem ist er in einigen kirchlichen Ämtern ehrenamtlich tätig. „Das Ehrenamt seit vielen Jahren ein zentraler Punkt in meinem Leben“, sagte er.
Wichtige Punkte seiner politischen Agenda, die in den kommenden Wochen für den Wahlkampf ausgearbeitet und erweitert wird, seien Bildungspolitik, Gesundheitspolitik und Umweltpolitik. „Wir müssen deutlich mehr in Schulen investieren“, so Frigger, der seit 2016 als Lehrer arbeitet.
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Aktuell sieht er die Schulen mittel- und langfristig nicht ausreichend zukunftsfähig aufgestellt. Die Versorgung mit Haus- und Fachärzten sei eine große Baustelle. „Wir müssen attraktiver werden für Mediziner.“ Auch der Erhalt des Krankenhauses Maria-Hilf habe oberste Priorität.
Umweltpolitik ein zentraler Punkt
Ein dritter zentraler Punkt sei die Umweltpolitik. „Wer in den letzten zwei Jahren mit offenen Augen durch unsere Landschaft geht, wird den Klimawandel nicht leugnen können“ Die Suche nach den richtigen regionalen Antworten sei eine der großen Herausforderung der kommenden Jahre. „Wir brauchen Lösungen, die alltagstauglich sind“, sagt Frigger. Ein möglicher weiterer Ausbau von Windkraftanlagen müsse mit viel Augenmaß geschehen. „Menschen dürfen dadurch nicht in ihrem Lebensumfeld eingeschränkt werden.“ Auch für eine Waldwirtschaft des 21. Jahrhunderts müsse man umdenken. „Wir haben sehr viele Jahre gut von unserem Wald gelebt. Für unsere Zukunft werden wir das Thema deutlich nachhaltiger denken müssen.“