Brilon. Ob eine Mundharmonika für 2,50 Euro oder ein Marimbaphon für 15.000 Euro - in der „music world“ Brilon gibt es tausende von Instrumenten.
Die kleine Mundharmonika aus Plastik gibt es für 2,50 Euro. Das große Marimbaphon aus Honduras-Palisade kostet hingegen 15.000 Euro. Neulich erst ist eins in die Hamburger Elbphilharmonie geliefert worden. Alles, was Musik erzeugt, hat Meinolf Kahrig im Angebot. Und der Firmenname „music world“ verspricht nicht zu viel. Aus den Anfängen auf 60 Quadratmeter Fläche in der Kapellenstraße hat der studierte Musiker im Laufe von 32 Jahren im Hasselborn eine Musikalienwelt auf 4500 Quadratmetern Fläche gebaut.
Von der Blockflöte bis zur Kesselpauke
m Von der Gitarrensaite über das Anfänger-Keyboard und die erste Blockflöte bis zum Klavier oder zum Saxophon - für jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Aber ein Fachgeschäft wie dieses muss auch außergewöhnliche Instrumente vorhalten. „Wer dann so etwas kauft, hat vermutlich schon zehn Jahre davon geträumt“, sagt Kahrig und nimmt eine E-Gitarre in die Hand. Die „Fender Stratocaster“ aus der Privat-Kollektion hat sichtbare Gebrauchsspuren.
Das Metall an der Stimm-Mechanik ist mit Säure absichtlich fleckig gemacht worden, am hölzernen Body ist Farbe abgeblättert und der Lack weist feine Haar-Risse auf. „Ganz bewusst werden die Instrumente in einer limitierten Stückzahl auf Alt getrimmt. Musik-Fans wollen gerne so ein Modell spielen, mit dem eines ihrer Idole auf der Bühne gestanden hat.“ Oft handelt es sich dann um baugleiche Gitarren wie zum Beispiel die von Jimi Hendrix. „Erfahrungsgemäß sind es nicht Vollblutmusiker, die so etwas kaufen, sondern Laien, die gerne Musik machen und sich so etwas gönnen.“
Vier in Europa, davon eine in Brilon
Zwischen den Feiertagen hat die „music world“ eine sogenannte Paul-Reed-Smith-Gitarre für 12.900 Euro verkauft. Woodstock-Fans kennen das Instrument. „Es ist weltweit nur 20 Mal hergestellt worden; viermal gab es die Gitarre in Europa zu kaufen – unter anderem eben auch bei uns.“ Im Fall dieser Gitarre – das Fachgeschäft hat insgesamt über 3000 Stück in allen Preislagen vorrätig – ist es ein Liebhaberstück. Beim Marimbaphon oder auch bei anderen hochwertigen Schlaginstrumenten, suchen aber zum Beispiel Fachleute aus Orchestern ganz gezielt nach Musikhäusern, die solche großen und hochwertigen Instrumente vorrätig haben, wo man sie spielen und mit dem Modell des Mitbewerbers vergleichen kann.
„Neulich hatten wir einen Kunden aus Slowenien hier bei uns. Der war nachts losgefahren und hat zweimal 1100 Kilometer auf sich genommen, weil er Röhrenglocken suchte. Alle namhaften Glocken, die es auf dem Markt gibt, konnte er hier bei uns anspielen“, sagt Meinolf Kahrig. Daher ist es nicht auch nicht verwunderlich, dass die Musikhochschule Hannover, die „Elphie“ in Hamburg, die Dortmunder Philharmoniker oder die Duisburger Sinfoniker nicht nur bei Großinstrumenten gern in Brilon vorbeischauen.
„Letzte Woche war ein Mann aus Gießen bei uns. Der machte Winterurlaub in Willingen, hatte sich im Internet erkundigt, was es bei uns gibt und wollte einen E-Bass kaufen. Beim Bezahlen hat er mir erzählt, dass er eigentlich für maximal 500 Euro etwas kaufen wollte. Er hat dann aber einen Bass für 3000 Euro mitgenommen.“
Die richtige Wahl treffen
So etwas passiert, wenn der Kunde das Gefühl hat, die ganze Bandbreite ausprobiert zu haben und sich sicher ist, die richtige Wahl getroffen zu haben. „Einkaufen soll bei uns zum Erlebnis werden. Wir haben unter einem Dach mindestens zehn Fachabteilungen. Das geht von den Tasten über Schlagwerke und Saiteninstrumente bis zu Verstärkern und Blasinstrumenten. Wir haben daher jetzt alle Abteilungen noch einmal ganz neu gestaltet. Denn unsere Produkte sind anders als andere – aus ihnen kommt Musik und das muss man ausprobieren, fühlen, hören, anfassen.“
Plüschsessel, Kronleuchter, schwere Teppiche, Blech-Tapeten, ein Motorroller oder großformatige Foto-Leinwände machen jede einzelne Abteilung zu einer kleinen Themenwelt für sich. Und überall ist der Musikfreund willkommen, um zu spielen und anzutesten.
Auch interessant
Meinolf Kahrig weiß, dass am Online-Geschäft kein Weg vorbei führt. Er verkauft über das Internet seit 1999 als die gängigen Bezahlmethoden „Nachnahme“ oder „Vorauskasse“ hießen. Aber er glaubt, dass Online mehr und mehr zur Plattform wird, um auf das Einkaufserlebnis vor Ort aufmerksam zu machen. Die verschiedenen Bezahlmodelle und Gütesiegel, die jeder Händler haben muss, um im Konzert des weltweiten Verkaufsnetzes eine hörbare Geige spielen zu können, bedeuten letztendlich aber auch, dass der Händler jeden verdienten Euro mit anderen teilen muss.
Auch interessant
Er ist als Kaufmann nicht mehr selbstbestimmt. „Man muss online vom Kunden gefunden werden, aber der Kunde soll zu uns kommen und so lange ausprobieren, bis er sein Trauminstrument gefunden hat.“
Marimbaphon für 15.000 Euro
Das muss natürlich – wie im Fall des Marimbaphones – nicht immer ein Instrument für tausende Euros sein. Je nach Tradition, Musikstil oder auch Region spielen die Orchester in unterschiedlichen Stimmungen – manche also mit Kammerton A bei 442 Hertz, andere bei 443 Hertz. Das bedeutet auch unterschiedliche Stimmungen in den Marimbaphonen. Und damit der Kunde aus Hamburg oder Slowenien nicht vergeblich ins Sauerland kommt, hat Kahrig die Instrumente in beiden Stimmungen vorrätig. Das ist mal exklusiv…