Olsberg. Janik Schettel aus Olsberg ist Skischuh-Experte und „Profi-Bootfitter“. Viele Weltclup-Spitzensportler tragen Boots, die er ihnen angepasst hat.

Kalte Füße, Druckstellen, kein richtiger Halt im klobigen Schuh, Schmerzen - wohl jeder, der schon einmal auf Skiern gestanden hat, weiß, wie unangenehm es sein kann, wenn die Skischuhe irgendwie nicht richtig sitzen. Einer, der all` diese Probleme kennt und dafür sorgt, dass der Skischuh perfekt am Fuß des Wintersportlers sitzt, ist Janik Schettel aus Olsberg. Dabei greift der 23-Jährige „Profi-Bootfitter“ auf Erfahrungen zurück, die er bei seiner Zusammenarbeit mit Weltcup-Athleten gesammelt hat.

Das Foto zeigt Janik Schettel mit Noemi Ristau (rechts) vom Nationalteam Paralympics.
Das Foto zeigt Janik Schettel mit Noemi Ristau (rechts) vom Nationalteam Paralympics. © Schettel | Schettel

„Profi-Bootfitter“

Alice Robinson aus Neuseeland beispielsweise, die den Weltcup Auftakt in Sölden gewonnen hat, ist beim ersten Weltcuprennen dieses Winters mit Schuhen zum Erfolg gefahren, die ihr der Olsberger ganz individuell angepasst hat. Im vergangenen Jahr war Janik Schettel bei Völkl-Marker-Dalbello für die Athletenbetreuung zuständig und hat sich bei der Weltcup-Serie darum gekümmert, dass der Skischuh bei den Profi-Sportlern quasi wie eine zweite Haut sitzt. Zusammen mit einem italienischen Kollegen bearbeitete er die „Boots“ von 44 Welt- und Europacup-Sportlern.

Seit dem Sommer dieses Jahres ist der gelernte Einzelhandelskaufmann ins elterliche Geschäft „Sport und Mode Schettel“ in Olsberg eingestiegen. Nach seiner dreijährigen Ausbildung in einem Ski- und Sportgeschäft in Lippstadt hatte der Sauerländer zunächst in einem Fachgeschäft in Wuppertal gearbeitet und sich auf dem Fachgebiet der Schuhanpassung weitergebildet. Das führte ihn direkt zu dem Traumjob in der Weltcup-Elite.

Zusammenarbeit mit Top-Sportlern

Auch aktuell zählen Top-Sportler zur Kundschaft des Skischuh-Spezialisten. Janik Schettel erzählt, dass er unter anderem zwei blinden Fahrern des Deutschen Paralympics-Teams die „Ski-Boots“ anpasst. Wichtig ist dem Olsberger aber, dass in dem elterlichen Geschäft auch der „ganz normale“ Freizeit-Skisportler den für ihn passenden Skischuh bekommt. „Das sind rund 90 Prozent unserer Kunden“, so Janik Schettel.

Tipps vom Experten

Für Beratung und Kauf ausreichend Zeit einplanen.

Skischuhe nicht erst zwei Tage vor dem Urlaub kaufen.

Die alten Skischuhe möglichst zur Beratung mitbringen.

Schuhe immer mit Sohle und Socken dazu kaufen

„Der Skischuh ist wichtiger als der Ski. Nur, wenn der richtig sitzt, kann man das Skifahren richtig genießen. Etwa 60 bis 70 Prozent der Freizeit-Skifahrer fahren mit zu großen Schuhen“, erzählt Janik Schettel. Kunden aus dem Umkreis von 200 bis 300 Kilometern kommen zu ihm - die meisten von ihnen suchen den perfekten Schuh für ihren Ski-Urlaub in den Alpen. Um den mit nach Hause nehmen zu können, nimmt sich der 23-Jährige viel Zeit. Seine Erfahrung: Die Beratung und Anpassung dauert rund eineinhalb bis zwei Stunden. „Am besten ist es, vorher einen Termin bei uns zu vereinbaren“, rät der Olsberger.

Das Sportgeschäft Schettel in Olsberg bietet ganz individuelle angepasste Skischuh-Lösungen an.
Das Sportgeschäft Schettel in Olsberg bietet ganz individuelle angepasste Skischuh-Lösungen an. © Schettel

Am Anfang steht die Fußanalyse

Los geht` mit einer genauen Fußanalyse. Dabei geht es neben Breite, Länge und Höhe auch um die Fußform. „Viele Geschäfte verwenden dafür spezielle Scanner, aber der liefert lediglich ein Foto von der Fußsohle. Wir verwenden eine traditionelle Fußmess-Lehre und beschäftigen uns mit dem Fuß. So kann man Fehlstellungen sofort erkennen. Ein entscheidender Faktor ist zum Beispiel die Vorfußweite“, erklärt der Ski-Schuh-Experte.

Am Ende dieser Analyse gibt es eine Empfehlung für eine von vier möglichen Schalen. 90 Prozent der Kunden kommen laut Janik Schettel mit einer Standardschale klar, 10 Prozent benötigen eine Spezial-Anpassung. Dafür wird zum Beispiel punktuell gefräst, der Schuh an bestimmten Stellen mit Hilfe von Leisten gedehnt. Geplant ist für die Zukunft auch die Entwicklung einer eigenen Schale, verrät der Olsberger Unternehmer.

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Maßgefertigte Innenschuhe

Durch einen speziellen Schaum Innenschuh kann der Schuh 100 Prozent individuell gefertigt werden. Ein Beispiel: Wenn eine Frau sehr schlanke Fußfesseln hat, empfiehlt Janik Schettel ihr einen maßgefertigten Innenschuh, der mit einem Spezialverfahren ausgeschäumt und dann wie angegossen sitzen soll.

Hat dagegen zum Beispiel jemand sehr starke Waden, empfiehlt Janik Schettel Thermoliner. Das ist, so der Experte, ein ultrawarmer Innenschuh ohne Zunge, der wie ein Trichter aufgeblasen wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Fußbettung, die individuell unter den Fuß geformt wird - „übrigens ein wichtiger Faktor gegen kalte Füße“. Dafür wird mit Hilfe eines Vakuumkissens ein Negativ-Fußabdruck gemacht. In diesen Abdruck kommt eine erwärmte Einlegesohle, in die sich der Kunde mit seinem ganzen Körpergewicht hineinstellt.

Einlage ist so wichtig wie Fundament eines Hauses

„Wir empfehlen jedem eine Einlage. Sie ist so wichtig, wie das Fundament eines Hauses und sorgt dafür, dass man warme Füße hat und den ganzen Tag lang ganz entspannt in seinem Schuh steht“, erklärt Janik Schettel. Lösungen gibt es auch für Menschen mit X- oder O-Beinen. Mit Hilfe eines sogenannten Canting-Tisches ist die individuelle Einstellung des Schaftes möglich. Schettel: „Das ist vergleichbar mit der Spureinstellung beim Auto.“

Zwei Stunden Beratung, Messungen, individuelle handwerkliche Anpassungen - ein individuell angepasster Skischuh hat natürlich seinen Preis. Im Schnitt kosten Damenschuhe etwa 400, Herrenschuhe 500 Euro, so die Erfahrung des Olsberger Fachmanns - man kann aber natürlich auch deutlich mehr ausgeben. Sein Tipp: „Lieber einmal einen individuell angepassten Schuh kaufen als am Ende zweimal Geld auszugeben, weil der Schuh nicht richtig sitzt.“