Medebach/Arnsberg. Im Prozess um den Tod eines Medebacher Rentners greift die Polizei auf das Handy des Opfers zurück. Es führt sie auf die Spur der Angeklagten.

Wie geht die Polizei vor, wenn ein Mord zu klären ist und jede Spur von den vermeintlichen Tätern fehlt? Einblicke in diese Arbeit gaben zwei Polizeibeamte am Landgericht Arnsberg im Rahmen des fünften Verhandlungstages im Mordprozess von Florin M. und Rebecca L. Sie stehen im Verdacht Anfang des Jahres einen Rentner in seiner Medebacher Wohnung aus Habgier getötet zu haben. Die Polizei fand im Januar die Leiche des Mannes, der mit Schlägen auf den Kopf und Stichen in den Hals getötet worden war.

„Der Fall ist sehr umfangreich“, erklärt ein Mitglied der Mordkommission, das einen Tag nach Ermittlungsbeginn zum Team stieß, „Ich hatte den Auftrag bekommen das Handy des Geschädigten auszuwerten und dabei stießen mehrere Anrufe ins Auge.“ Insgesamt waren es sechs Anrufe innerhalb von drei Tagen vor der Tat auf dem Telefon des Toten eingegangen. Die ersten fünf waren von der gleichen Nummer. Sie gehört zum Angeklagten. Der andere Anruf ging vom Handy der Angeklagten aus. Wer die Anrufe getätigt hat, lässt sich aber nicht sagen. Lediglich welche Nummer genutzt wurde.

Überwachungskamera hilft

In der gemeinsamen Wohnung des Paares waren beide nicht anzutreffen. „Wir schauten dann alle Geschwindigkeitsüberwachungssysteme Richtung Rumänien an und fanden kurz hinter Medebach einen Treffer“, sagt der Polizist weiter. Das Paar wurde mit einem Begleiter geblitzt. Kollegen in Rumänien nahmen das Paar später fest.

Verfahren könnte sich in die Länge ziehen

Eigentlich ist für den 19. November ein Urteil im Prozess zu erwarten gewesen.

Bisher sieht es aber so aus, als wäre dies auch erst im kommenden Jahr denkbar.

Drei weitere Termine sind vorsichtshalber ausgemacht worden.

Die Mordkommission wandte sich im Rahmen der Ermittlungen auch an das Kommissariat in Meschede, um die Technik, die vor Ort sichergestellt wurde, auszuwerten. Der geladene Zeuge beschäftigte sich in diesem Zusammenhang vor allem mit Funkzellendaten. Dabei werden Telekommunikationsverbindungsdaten abgefragt, die in einer bestimmten, räumlich bezeichneten Funkzelle in einem bestimmten Zeitraum anfallen. Eine Funkzelle ist der Bereich, in dem das von einer Sendeeinrichtung eines Mobilfunknetzes gesendete Signal empfangen und decodiert werden kann.

Angeklagten flohen mit Auto des Verstorbenen

„Die Mordkommission teilte mir Telefonnummern mit und diese habe ich im Raum des Tatorts und des gefundenen Fahrzeugs des Opfers gesucht“, erklärt der Zeuge vor Gericht. Während sich die Tat in Medebach ereignete, wurde das Fahrzeug des Getöteten in Züschen gefunden. Laut einer Zeugenaussage fuhren die Angeklagten den Wagen Nachts dorthin.

Der ermittelnde Polizeibeamte versuchte herauszufinden, wann der Besitzer der Telefonnummer wen kontaktiert hatte, zu welcher Uhrzeit dies geschah und welchen Sendemast das Telefon nutzte. „Damit kann zumindest ungefähr bestimmt werden, in welchem Radius sich die Person aufhielt, aber die Reichweite der Masten ist unterschiedlich. Das können auch über zehn Kilometer sein“, beschreibt der Experte die Technik.

Genaue Lokalisierung unmöglich

Hilfreich ist dann der sogenannte Abstrahlwinkel, der eine präzisere Einordnung ermöglicht. Dennoch ist ein genauer Standort nicht auszumachen. Auch räumliche Bewegungen, weil sich jemand beispielsweise in einem Fahrzeug befindet, lassen sich nicht darstellen. Problematisch ist außerdem, dass die Daten lediglich eine Woche lang zur Verfügung stehen.

Auch interessant

Die Daten, die der Experte erläutert, sind aber nicht ohne Schlupfloch. So können Telefonate, die über das Internet, beispielsweise mit Hilfe von WhatsApp und Facebook, ablaufen, nicht analysiert werden.