Winterberg. Was sich bei der Initiative Freie Schule Winterberg getan hat: Das pädagogische Konzept steht, aber andere wichtige Fragen sind noch ungeklärt.
Eine freie Grundschule in Winterberg – das ist nach wie vor das Ziel. Im Mai hatte sich eine 20-köpfige Initiative, überwiegend aus jungen Eltern aus der Region, erstmals vorgestellt. Eine erste Infoveranstaltung für Interessierte folgte im Juni. Wie ist es weitergegangen?
Ein entsprechender Antrag bei der Bezirksregierung ist noch nicht gestellt. „Wir träumen weiterhin von einem Schulstart im kommenden Sommer“, sagt die neue Pressesprecherin der Initiative, Daniela Tigges – räumt aber ein, dass „uns jetzt wirklich alles zufallen müsste, wenn das klappen soll.“
Tatsächlich ist dieser Zeitplan knapp, denn die Anmeldefristen für die Grundschulen sind zum Greifen nah: Zum Stichtag 15. November müssen in Nordrhein-Westfalen alle künftigen Erstklässler an einer Schule angemeldet sein. Das ist zwar per se keine Garantie für eine Aufnahme dort, dürfte aber für die Mehrzahl der Eltern und Kinder schon die Entscheidung bedeuten.
Weitere Schulen mit demselben Konzept
Mehr Infos über Konzept und weitere Planungen gibt es auf freie-schule-hochsauerland.de
Inzwischen ist in Lippstadt eine freie Schule in Betrieb, die sich ebenfalls am Modell der Freien Aktiven Schule Wülfrath orientiert. Der in Lippstadt dahinter stehende Verein hatte sich erst im April 2018 gegründet. Andere Initiativen benötigen deutlich länger.
Die Zeichen deuten also auf eine Verschiebung eines möglichen Starts einer freien Schule hin. Das hindert die Initiative und ihre verschiedenen Arbeitskreise aber nicht daran, weiter an ihrem Konzept zu feilen.
Es gibt eine Arbeitsgruppe, die sich um die Finanzierung kümmert, andere sind auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude, kümmern sich um die Kommunikation intern und nach außen und erarbeiten das pädagogische Konzept.
Weiterentwickelter Montessori-Ansatz
Zumindest auf diesem Gebiet ist auch eine Entscheidung gefallen: Wie angepeilt will die Schule das pädagogische Konzept der Freien Aktiven Schule Wülfrath übernehmen. Es baut auf einer „konsequenten Weiterentwicklung“ der Montessori-Pädagogik auf und will eine wertschätzende Lernumgebung schaffen, in die moderne Erkenntnisse der Lernentwicklungs-Psychologie und Neurobiologie einfließen.
Die Kinder lernen in Gruppen oder allein, ohne Frontalunterricht, Noten und Prüfungen. Dazu stehen Materialien, thematisch gestaltete Räume und Lernbegleiter zur Verfügung, wie dort die Lehrkräfte genannt werden.
Zwar orientieren sich die Lerninhalte an dem in NRW verbindlichen Curriculum, doch einen Stundenplan wie an staatlichen Schulen gibt es nicht. Die Kinder können eigene Themen einbringen und stehen nicht unter Zeitdruck. Musik, Tanz, Kreativität und ökologisches Handeln nehmen viel Raum ein.
Siedlinghausen nicht als Standort favorisiert
Bevor die Kinder ans Lernen gehen können, haben allerdings die Erwachsenen noch einige Fragen zu klären. Denn bei den anderen Aufgabenbereichen, auch in den Kernfragen Gebäude und Finanzierung der neuen Schule, ist noch nichts spruchreif.
Eine früher angedachte teilweise Nutzung der leerstehenden Sekundarschule in Siedlinghausen werde derzeit nicht mehr favorisiert, berichtet Tigges. Ob es einen Ortsteil gibt, der stattdessen in den Fokus gerückt ist – dazu könne man noch nichts sagen.
Im Bereich Finanzierung „kommen wir weiter, die Arbeitsgruppe kümmert sich intensiv.“ Das Thema sei komplex – neben dem staatlichen Zuschuss sind freie Schulen auf weitere Finanzmittel angewiesen, die zum Beispiel aus Elternbeiträgen, von Fördervereinen oder Sponsoren stammen können.
Auf der Suche nach Personal
Dass die Schule nicht nur eine mögliche Konkurrenz für die bestehenden Grundschulen, sondern im Gegenteil ein positiver Standortfaktor für die Stadt sein könne, davon sind die Planer überzeugt. Die Schülerzahlen stiegen und es gebe durchaus junge Eltern, die ihren Wohnort auch aufgrund eines guten Schulangebots wählten. So könne Winterberg für die begehrte Zielgruppe junge Familien attraktiver werden.
„Da wir noch nicht geworben haben, ist es schwer, mögliche Anmeldezahlen abzuschätzen“, sagt Tigges. Man plane aber zum Start mit nur einer Eingangsklasse. Dafür müsste auch noch Personal gefunden werden – mindestens eine Schulleitung und eine Lehrkraft. Qualifizierte Interessierte könnten sich sehr gern bei der Initiative melden, betont Tigges.
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Deren Stärke sei übrigens über den Sommer gewachsen: Zu Beginn waren 20 Mitglieder aktiv, heute seien es zwischen 25 und 30. Im Dezember will die Gruppe ein Zwischenfazit zu ihrer bisherigen Arbeit ziehen.