Brilon. Erst müffelte es im Briloner Petrinum nur, vor einem Jahr dann riet ein Baubiologe zu weiteren Tests. Die Ergebnisse waren besorgniserregend: PCB

Am heutigen Donnerstag rücken die Gerüstbauer im Schulzentrum an der Jakobuslinde an: Eine Woche vor Beginn des neuen Schuljahres und ziemlich genau ein Jahr nach Bekanntwerden der die einschlägigen Grenzwerte überschreitenden PCB-Belastung in manchen Räumen des Gymnasiums Petrinum - und später auch im Trakt der angrenzenden Sekundarschule - beginnt die Sanierung. Besser: deren Vorstufe. Denn zunächst soll in einem Teil des Gebäudes eine „Mustersanierung“ vorgenommen werden. Mittwoch Abend stellte der Gutachter sein Konzept im Bau- und Planungsausschuss vor.

Die jetzt beginnenden Arbeiten konzentrieren sich auf fünf Räume im Obergeschoss über der Verwaltung. Der gesamte Bereich, die Gerüste inklusive, werden mit Planen hermetisch abgedichtet; die Arbeiter klettern durch die Fenster in das Gebäude. In vier jeweils auf drei Wochen kalkulierten Phasen soll untersucht werden, mit welchem baulichen Aufwand welche Effekt erzielt werden können. Wegen der Kosten wolle man „nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig“ machen.

Belastung unter die Vorsorgewerte drücken

Es gehe darum, so der Gutachter, von den bedenklichen Werten oberhalb der sogenannten Eingriffsschwelle von 3000 ng/cbm Luft auf Restwerte unterhalb des sogenannten Vorsorgelevels von 300 ng/cbm zu kommen. Dazu werden vier unterschiedliche Maßnahmen vorgenommen und die dadurch erzielten Effekte ausgewertet. Nach der Beseitigung der Primärquellen wie den PCB-belasteten Türzargen oder Fensterbänken werden zum Beispiel Decken und Wände abgeschliffen und neu versiegelt, um das weitere Ausdünsten der im Lauf der Jahrzehnte von den Primärquellen aufgenommenen PCB-Teilchen zu verhindern.

Baubiologe stößt Untersuchung an

Seit etwa 2015 gab es Klagen über schlechte Luft.

Zunächst waren Schimmel und Lösungsmittel als Quelle angenommen worden.

Bei einer Begehung mit einem Baubiologen waren 2018 Materialproben aus verschiedenen Räumen entnommen worden, da das Schulgebäude aus den PCB-gefährdeten Bauzeit stammt.

Eine spezielle Baubeheizung sorgt für eine konstante Raumtemperatur von 23 Grad. Denn mit zunehmender Wärme steigt auch die Ausdünstungsintensität der gefährlichen Chlorverbindung. Deshalb waren im vergangenen Sommer temporär auch bis zu 6000 ng pro Kubikmeter Raumluft gemessen worden. Zudem soll in einem PCB-freien Kellerraum die PCB-Belastung des Mobiliars untersucht werden. Ziel: Herauszufinden, ob mit einem Austausch der Tische und Stühle die PCB-Belastung nennenswert sinken würde. Eine Verbesserung um lediglich 5 ng bringe allerdings nichts, sagte der Gutachter.

Gutachter: „Wenn es hier klappt, dann klappt es überall.“

In dem für die Untersuchungen ausgewählten Trakt liegen die Räume mit der höchsten PCB-Belastung. Der Gutachter: „Wenn es hier klappt, klappt es überall.“

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Bei den Arbeiten, etwa beim Schleifen, werde auf die Belange des Unterrichts Rücksicht genommen. Wobei die Arbeiter selbst in jeder Phase nur wenige Tage vor Ort tätig sind. Die meiste Zeit geht in den einzelnen Phasen für die Messung der Werte und deren Auswertung drauf.

Über die Sanierungskosten lasse sich deshalb jetzt auch noch nichts sagen. Zum Schulbeginn gilt vorerst die im vergangenen Jahr angeordnete Präventivmaßnahme: Immer ordentlich lüften.